Prolog

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Save You

Es war ein kalter, nebliger Herbstmorgen. Der Nebel hing in der Luft wie ein dicker, grauer Vorhang, und der Wind war so stark, dass ich fast das Gefühl hatte, er könnte mich umwerfen. Der Himmel war voll mit dunklen Wolken, die das Licht der Sonne ganz blass machten. Ich zog meinen Mantel enger um mich, weil ich fror. Der Wind wollte gar nicht mehr aufhören, mich zu ärgern, und jedes Mal, wenn ich dachte, er wäre vorbei, kam ein neuer, kalter Stoß und ließ mich schaudern.

Die Winkelgasse war heute ziemlich leer. Normalerweise waren hier super viele Menschen und Schüler, aber jetzt war es wie ausgestorben.

Der Nebel machte alles grauer und dunkler, und die wenigen Leute die hier waren, sahen aus wie Geister, die sich durch die Straßen schoben. Selbst die Läden, die sonst so bunt und einladend waren, wirkten blass und kalt. Ich konnte meinen Atem in kleinen Wölkchen vor mir sehen und zog meinen Schal fester. Es war wirklich kalt. Ich hielt die Einkaufsliste in der Hand. Neue Schulbücher, Federkiele, Zaubertrankzubehör... und vielleicht ein paar Schokofrösche, wenn noch Geld übrig blieb.

Gerade als ich vor Flourish & Blotts stand und überlegte, ob ich erst da reingehen oder lieber meine Roben bei Madam Malkin holen sollte, passierte es.

Bämm!

„Autsch!" Ich taumelte zurück und hätte fast das Gleichgewicht verloren. Meine Tasche fiel mir aus der Hand, und ich spürte, wie etwas Kaltes und Hartes gegen meine Schulter prallte.

„Hey!" rief ich, bevor ich überhaupt richtig sehen konnte, wer da in mich reingerannt war.

Als ich aufsah, stockte mir der Atem. Vor mir stand ein junger Mann, sicher viel älter als ich - vielleicht ein älterer Schüler?

Seine Haare waren hellblond fast weiß und zerzaust, als hätte er gerade einen Sturm durchquert. Sein Gesicht war bleich, und seine Augen oh, seine Augen! - eines war von einem seltsamen, durchdringenden Blau, das andere erinnerte mich wie der Himmel kurz vor einem Schneesturm.

Er wirkte außer Atem und irgendwie... gehetzt. Seine Brust hob und senkte sich schnell, und er warf immer wieder nervöse Blicke über seine Schulter.

„Entschuldige," sagte er schließlich, aber seine Stimme zitterte...

„Schon gut," murmelte ich, obwohl ich noch immer verwirrt war. Irgendetwas an ihm war seltsam, aber ich konnte nicht genau sagen, was. „Geht es dir gut?"

Er schüttelte den Kopf, als ob er nicht wüsste, was er sagen sollte, und bückte sich, um meine Tasche aufzuheben. Dabei fiel mir auf, dass seine Hände zitterten. Er sah sich wieder um, als würde er jemanden suchen - oder vor jemandem fliehen.

Mein Herz begann schneller zu schlagen. Ich spürte, dass etwas nicht stimmte, auch wenn ich nicht wusste, was genau. Was ist mit dem jungen passiert?

Dann hörte ich es: Schritte. Schnelle, schwere Schritte, die näher kamen. Ich blickte in die Richtung, aus der sie kamen, und sah zwei Männer in langen, dunklen Mänteln. Sie hatten ernste, harte Gesichter, und ihre Augen funkelten gefährlich. Einer von ihnen hob den Zauberstab und bei mir gingen die Alarmglocken an.

"Ich muss weg," sagte er leise, aber er machte keinen Schritt. Er wirkte, als wäre er festgefroren, wie ein Reh im Scheinwerferlicht. Seine Augen waren Immer noch panisch auf die zwei Männer gerichtet die näher kamen.

Ohne lange nachzudenken, griff ich nach seiner Hand. „Komm mit!" sagte ich.

„Was?" Er sah mich überrascht an, als hätte er nicht erwartet, dass ich ihm helfen würde. "Ich weiß nicht wer die sind aber sie sehen aus als hätten sie keine guten Absichten!"

Ich zog an seiner Hand und rannte los, weg von den unheimlichen Gestalten, die immer näher kamen.

„Ich kenne einen Ort, wo wir uns verstecken können!"

Meine Füße trugen mich sicher durch die verwinkelten Straßen, während der Junge hinter mir her stolperte. Ich bin hier zwar erst das zweite mal aber ich kenne mich echt gut aus.

„Warum hilfst du mir?" fragte er schließlich, als wir in eine schmale Seitengasse einbogen. Seine Stimme war ein merkwürdiger Mix aus Misstrauen und... Dankbarkeit?

Ich drehte mich kurz verwirrt zu ihm um.„Weil du Hilfe brauchst," sagte ich schlicht. „lst doch klar."

Wir blieben stehen, als wir eine kleine Nische zwischen zwei hohen Gebäuden erreichten. Schnell zog ich ihn da rein.

Hier war es dunkel, und der Nebel schien noch dichter. Ich hörte meinen eigenen Atem und das Pochen meines Herzens, während ich lauschte.

Die Schritte und rufe der Männer waren noch immer zu hören, aber sie waren weiter weg.

„Ich denke, wir sind sicher," flüsterte ich und ließ seine Hand los. Er lehnte sich gegen die Wand und schloss für einen Moment die Augen. „Danke," murmelte er, fast so, als würde es ihm schwerfallen, die Worte auszusprechen.

Ich zuckte die Schultern. „Nichts zu danken. Aber... wer bist du eigentlich? Und warum jagen sie dich?"

Er öffnete die Augen, und für einen Moment sah er mich an, als würde er überlegen, ob er mir die Wahrheit sagen sollte. Dann schüttelte er den Kopf. „Das ist eine lange Geschichte," sagte er schließlich.

„Und es ist besser, wenn du es nicht weißt." Ich runzelte die Stirn.

„Na toll. Jetzt machst du mich neugierig." Schmollte ich.

Er lächelte leicht, aber es war ein müdes, fast trauriges Lächeln. „Manchmal ist es besser, nicht zu neugierig zu sein, kleines"

Bevor ich antworten konnte, hörte ich wieder Schritte. Diesmal waren sie näher, und mein Magen zog sich zusammen. „Sie kommen zurück," flüsterte ich. „Wir müssen uns besser verstecken!"

Ich zog ihn hinter ein paar alte Kisten, die in der Ecke gestapelt waren, und wir duckten uns. Mein Herz klopfte so laut, dass ich befürchtete, die Männer könnten es hören.

Die Schritte kamen näher und näher, bis sie direkt an unserer Gasse vorbeigingen. Einer der Männer blieb kurz stehen, sah sich um und knurrte etwas Unverständliches, bevor er weiterging.

Ich hielt die Luft an und wagte es erst wieder zu atmen, als die Schritte ganz verschwunden waren.


„Das war knapp," flüsterte ich.

Der Junge nickte, und für einen Moment wirkte er fast erleichtert. Dann sah er mich an „Danke."

Ich grinste. „Kein Problem. Ich heiße übrigens Rose, Rose Nightshade. Und du bist?" Sein Blick blieb auf mir ruhen, bevor er leise antwortete:

„Gellert. Gellert Grindelwald."

Grindelwald's last Mistake - Grindelwald x Reader Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt