Part 2

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Mafuyu hatte ein Talent dafür in kürzester Zeit fast überall einzuschlafen, wenn es sich anbot. Dabei schien es absolut irrelevant zu sein wie viel er in der Nacht zuvor geschlafen hatte oder wie müde er noch ein paar Minuten davor gewesen war. Ich wollte ihn nicht wecken. Nur leider konnte ich mich auch nicht aus der Umarmung lösen ohne seinen friedlichen Schlaf zu stören. Ich seufzte innerlich. Es hatte doch eh keinen Sinn. Da konnte ich den Moment auch gleich genießen.

Etwa zehn Minuten später öffnete Mafuyu dann doch seine Augen. Das bekam ich allerdings erst mit als er meinen Namen flüsterte. "Oh, du bist wach" "Tut mir leid, es ist einfach zu schön hier." Er lächelte mich an und ich merkte, dass ich rot wurde. "Ähm, ich glaube wir sollten langsam los. Wollen wir uns auf dem Weg was zu Essen besorgen?", fragte ich um meinen geplanten Tagesablauf voran zu bringen. Es sollte wie ein ganz normaler Samstag wirken. Bis jetzt lief alles fantastisch. Ich hätte nur ein Problem gehabt, hätte Mafuyu die Einladung zu dem Konzert abgelehnt. "Na komm schon." Mit diesen Worten richtete ich mich auf und erhob mich von der Couch.

Man sah es ihm nicht an, aber in Mafuyu passte einiges an Essen. Wir waren gerade auf dem Rückweg vom Musikladen und teilten uns einen warmen Crêpe, bei den immer noch herrschenden eisigen Temperaturen. Wobei, teilen war wohl etwas irreführend. Ich hatte zwei mal abbeißen dürfen, ehe Mafuyu den Rest für sich beansprucht hatte. "Lass uns zu der Udon-Küche in Yokohama gehen! Das sind nicht viele Stationen von hier", schlug ich vor. Es war eines unserer Lieblingsrestaurants. Seit wir es vor ein paar Jahren entdeckt hatten ließen wir kaum eine Gelegenheit aus, dort essen zu gehen, wenn wir in der Nähe waren. Außerdem war er nicht weit weg vom Strand. Es hatte zwar inzwischen aufgehört zu schneien aber manche unbetretenen Flächen waren immer noch von einer dünnen Schicht Weiß überzogen. Die Sonne versteckte sich weitestgehend auch noch hinter großen Wolken.

Einige Minuten später saßen wir zu zweit an einem kleinen Tisch im hinteren Bereich des Restaurants. Vor uns standen zwei riesige Schüsseln, voll mit Udon-Nudeln. Seit einigen Tagen rebellierte mein Magen ein wenig gegen mich. Ich hatte ein ständiges Kribbeln im Bauch. Kein Wunder. Ich hatte diesen Tag so lange geplant und konnte dennoch nicht kontrollieren wie er enden würde. Diese Nervosität machte mich fertig. "Möchtest du den Rest haben?", fragte ich mit Blick auf meine gerade einmal halbleere Schale. Mafuyu, der gerade seine Portion verdrückt hatte, nickte. Wir tauschten Teller aus und als er fertig war bezahlte ich.

Wir verließen das Lokal und ich führte Mafuyu zum Strand. Ich griff nach seiner Hand und wir schlenderten das Ufer entlang. Außer uns war niemand dort. Wir hatten das alles für uns. Nach ein paar Kilometern setzten wir uns auf eine der Steinbarrikaden. Ich sah zu Mafuyu hinüber. Er jedoch blickte geistesabwesend auf das Wasser. "Hey" Ich lehnte mich ein Stück nach links, sodass unsere Schultern sich berührten. "Du könntest ja mal einen Song über's Essen schreiben. Soviel wie du futtern kannst. Ich bin sicher, Shizu wäre sofort dabei." Ich liebte es, wenn er lachte. Und ich genoss es, wenn ich derjenige war, der ihn dazu brachte. "Hast du eigentlich schon eine neue Idee für einen Text?" Mafuyu nickte, schwieg allerdings. Für mich war das das Zeichen nicht mehr weiter zu fragen. Ich würde diesbezüglich sowieso nichts mehr aus ihm heraus kriegen. "Hiiragi meinte übrigens, dass wir schon früher da sein soll'n, bevor die ganzen Fans und so ankommen", erwähnte ich so beiläufig wie möglich. Zum Glück nahm Mafuyu das einfach so hin. Im nächsten Moment lehnte er sich an mich und legte seinen Kopf auf meine Schulter. Die Sonne war dabei am Horizont unterzugehen und tauchte den immer noch bewölkten Himmel in ein leichtes gelb. Die Wolken verliefen von einem sanften Rosa in ein Orange. Auch ich lehnte meinen Kopf nun in Mafuyus Richtung, sodass er von seinem gestützt wurde. Es war so schön hier mit ihm so zu sitzen. Einfach zu zweit auf das Meer zu blicken und die Wärme des anderen zu spüren. Bis die Sonne endgültig hinter der langen Wand, die das Wasser zeichnete, verschwunden war blieben wir einfach so auf der steinernen Mauer sitzen und keiner sagte ein Wort. Erst ein paar Minuten später machten wir uns langsam auf den Weg zum Musik Café.

Melodie für die EwigkeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt