Kapitel 17

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„Lea, warum warst du im Schrank eingesperrt?"

„Ich weiß es nicht... Ich ging gerade aus der Klasse und dann hat mir jemand etwas über den Kopf gestülpt damit ich nichts sehe. Als mein Kopf dann das nächste Mal frei war, war alles um mich herum finster und ich versuchte nur noch mich zu befreien. Dann haben sie die Schranktür aufgemacht und mich gefunden."

„Weißt du denn wer das war?"

„Nein, aber ich kann mir denken, dass es Max und seine Kollegen waren."

„Wie kommst du denn auf die?"

„Sie sind diejenigen, die schon seit geraumer Zeit auf mir herumhacken."

„Okay, das hatte ich mir schon fast gedacht. Sag' mal, warum bist du eigentlich das letzte Mal weggelaufen, als ich mit dir sprechen wollte?"

„Ich hatte Panik und wollte an diesem Tag ohnehin schon nicht in die Schule, wenn mich meine Mutter nicht dazu gezwungen hätte..."

„Warum hattest du Panik?"

„Weil ich dachte wenn ich mit Ihnen rede, dass dann alles noch viel schlimmer wird, aber mir ist klargeworden, dass es schlimmer als heute fast nicht mehr geht."

Meine Stimme zitterte und immer wieder rann eine Träne über mein Gesicht, ich wusste, wenn ich weiterreden würde, würde meine Stimme irgendwann total versagen und ich heulend auf dem Boden liegen. Mit der linken Hand strich ich mir kurz übers Gesicht um die Tränen abzuwischen. Dabei rutschte der Ärmel meines Pullis für einen kurzen Moment etwas zurück und mein Verband blitzte auf. In der Hoffnung, dass Herr G nichts gesehen hatte, schaute ich zu ihm hinüber, doch er wirkte nicht gerade so, als ob er nichts gesehen hätte.

„Was war das gerade eben?"

„Was war was?"

„An deinem Arm? Was hast du da getan?"

„Ach das, ja, da hab ich... -mich gestern Abend verbrannt als ich meiner Mutter beim Kochen geholfen habe..."

„Das glaubst du ja wohl selbst nicht Lea, oder?"

Ich war verwirrt, ich wusste nicht was ich sagen sollte. Entweder flog alles auf, oder ich würde als schlechte Lügnerin dargestellt werden und es würde dann nur ein paar Tage später auffliegen.

„Ähm, naja, das war so... nein", stammelte ich vor mich hin, doch dann kamen endlich brauchbare und verständliche Wörter aus meinem Mund.

„Okay, Sie können es sich ja wahrscheinlich denken, oder?"

Er griff nach meinem Arm und schob vorsichtig den Ärmel zurück. So weit, dass man den gesamten Verband und die alten Narben sehen konnte.

„Warum tust du dir das an?" - Er schaute mich vorwurfsvoll an.

„Weil ich diese ganze Scheiße nicht mehr aushalte und nicht mehr weiterweiß!"

Immer mehr Tränen liefen mir übers Gesicht. Ich konnte nicht mehr, Ich war am Ende. Dieser Tag war bestimmt einer der Schlimmsten in meinem Leben. Zuerst der Überfall von Max und seinen Kollegen und dann noch die Offenbarung vor meinem Lehrer, dass ich mich ritze! Einfach perfekt scheiße.

„Du konntest doch kommen zu reden wenn dir etwas gefehlt hat..."

„Bitte sagen Sie es nicht meinen Eltern. Das, Sie wissen schon was."

„Es wäre aber besser für dich und für sie wenn sie wissen würden, was gerade mit ihrer Tochter passiert."

„Bitte nicht, bitte lassen Sie mich heute einfach nur mehr in Ruhe, ich kann nicht mehr, ich will nicht mehr."

„Aber Lea..."

„Nix Lea!!"

Ich stand auf, nahm meine Tasche und rannte davon. Meine Tränen machten mir die Sicht unklar doch das war mir ziemlich egal.

Ich bin doch eh scheiße...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt