Die Sonne strahlte warm auf das kleine Dorf, das sanft von saftig grünen Wiesen und hohen, knorrigen Bäumen umarmt wurde. Die Luft war erfüllt vom fröhlichen Kinderlachen, als der kleine Azrael durch die blühenden Blumenfelder rannte.
Bienen und andere Insekten stoben genervt auseinander, während seine winzigen Hände nach den bunten Blüten tasteten. Seine gesamte Umgebung strahlte vor Lebensfreude.
Seine Eltern standen am Rand des Feldes, ihre Gesichter strahlten vor Glück und Zuneigung. Belustigt beobachteten sie jede seiner Bewegungen, wie er sprang, über den Boden rollte, wie er stolperte. Sie lächelten einander an, ihre Herzen erfüllt von Freude über das unbeschwerte Glück ihres Sohnes.
„Azrael, komm schnell, es gibt Essen!" rief eine sanfte Frauenstimme durch das beruhigende Rascheln des Grases. Der Duft von frischem Gras und Blüten vermischte sich mit dem köstlichen Aroma des bevorstehenden Essens.
„Ja, Mama, ich komme gleich! Ich muss nur noch schnell den Frosch fangen." Azrael war völlig vertieft in seine Jagd nach einem grünen Wasserfrosch. Er streckte die Hand aus, doch der Frosch quakte und hüpfte davon, was seinen Jagdtrieb nur noch mehr anheizte. Azrael schlich sich langsam an, zog seine Hand zurück und machte einen schnellen Satz, als der Frosch wieder weiterhüpfte. Gras und bunte Blumen wirbelten auf, während sie sich durch die Wiese bewegten.
„Hab ihn, Mama, ich habe ihn erwischt! Kann ich ihn behalten?" rief Azrael triumphierend und hielt seine kleine, schmutzige Hand hoch.
„Großartig gemacht, mein Schatz, aber auch ein Frosch hat eine Familie. Wie würdest du dich fühlen, wenn dir deine Familie entrissen würde?" Die Mutter lächelte sanft, ihre Augen funkelten vor Liebe und Fürsorge.
Ihr war es sehr wichtig, ihrem einzigen Sohn Nächstenliebe und Respekt vor jeglichem Leben zu vermitteln, ob das Lebewesen auch noch so klein war. Sie erinnerte sich an die vielen Male, als sie ihm zeigte, wie man ein Insekt vorsichtig aus dem Haus brachte, statt es zu töten. Alle lebten sie auf der gleichen Erde, atmeten dieselbe Luft. Genau so war es wichtig, Respekt vor dem Lebewesen zu besitzen, welches abends auf ihrem Teller lag.
Azraels Augen weiteten sich für einen Moment, als er über die Frage nachdachte. Er fühlte den Stolz darüber, den Frosch gefangen zu haben, doch zugleich wog die Bedeutung der Worte seiner Mutter schwer in seinem Herzen. Schließlich gab er nach und ließ den Frosch los, der blitzschnell in Richtung eines kleinen, klaren Teiches hüpfte. Das Wasser glitzerte in der Sonne, als der Frosch im Teich verschwand.
„Ich verstehe, Mama. Familie ist wichtig." Azraels Stimme war leise, aber bestimmt.
Seine Mutter kniete sich nieder, zog ihn sanft in ihre Arme und hielt ihn fest. „Ja, mein Liebling. Familie ist das Wichtigste." Ihre Stimme war voller Wärme, und Azrael spürte die sanfte Umarmung, die ihn sowohl tröstete als auch bestärkte.
Das Geräusch von aufeinanderprallendem Holz durchdrang die frühe Abendstimmung, als Azrael und sein Vater in einem freundschaftlichen Duell kämpften. Der Himmel färbte sich in sanften Orangetönen, während der Wind leise durch die Bäume strich und das Klingen der Holzschwerter in der Luft widerhallte. Azrael liebte dieses Gefühl – das Schwingen des Stocks, das Kribbeln in seinen Armen, wenn er einen Schlag parierte, und den schneidenden Wind, der über die Klinge strich, als wäre sie aus echtem Stahl.
Seit seinem vierten Lebensjahr hatte er das Training aufgenommen, und jetzt, mit sechs, fühlte er sich lebendig, als ob das Kämpfen ihm in den Adern lag. Jeder Schlag ließ sein Herz schneller schlagen, und seine Konzentration war vollkommen auf seinen Vater gerichtet. Rudolf, ein großer, breitschultriger Mann mit braunem Haar, war nicht nur sein Vater, sondern auch sein Lehrer. Obwohl er kein geübter Krieger war, hatte er durch seine zweijährige Ausbildung als Soldat genug Erfahrung gesammelt, um Azrael eine solide Grundlage zu geben. Eine tiefe Narbe zog sich über seine rechte Wange – ein stummes Zeugnis aus seiner Vergangenheit.
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Azrael und das Tor des Wahnsinns
FantasyEin einsamer Pfad, so endlos und weit Wahnsinn regiert, bis zur Endlichkeit Ein Nebel verschlingt Mit dem Hlauben er ringt. Seine Klauer gereckt, Nach dem Glauben gestreckt. Oblivion ruft Ein Gottes Schrei schnell eilt die Vergessenheit herbei. ...