Kapitel 3. Grund zu Leben

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Wut flammte in Azraels Augen auf, die Verzweiflung verwandelte sich in unbändigen Zorn. „Warum war das Leben so ungerecht?" dachte er, während der Zorn ihn überwältigte. Seine Gedanken kreisten um den schockierenden Gedanken, dass seine Tante es wagte, seine Eltern zu beschimpfen. Wie konnte sie es wagen, über Menschen zu sprechen, die immer freundlich und hilfsbereit gewesen waren, selbst zu den Dorfbewohnern?

Mit vor Wahnsinn glühenden Augen sprang er auf, doch der Schlag, der seinen Kiefer traf, ließ ihn fast taumeln. Die heftige Wucht brachte ihn aus dem Gleichgewicht. Er knirschte unter dem schmerzhaften Aufprall, und sein Kiefer begann, sich blau zu verfärben. „Denkst du ernsthaft, ein Bengel wie du könnte mir etwas anhaben?" höhnte sie, ihre Stimme durchtränkt von einem kalten Spott. „Ich habe meine Gabe schon vor vielen Jahren erhalten. Du kannst nur verlieren."

Sein Zorn wich langsam der schmerzhaften Realität, als Azrael keuchend auf dem Bett zusammenbrach. Er spürte, wie eine Rippe knirschte und dann zu brechen schien. Eine Träne, geboren aus der Mischung von Wut und Schmerz, rollte seine Wange hinab. Der Raum um ihn herum drehte sich, und der Schmerz war fast unerträglich.

„Spreche mich mit Madame Lorena an. Wenn du eine Frage hast, melde dich, indem du deinen Finger hebst," sagte sie mit einem kalten und distanzierten Ton.

„Verfluchte Schlampe," fluchte Azrael in seinen Gedanken, die Worte brannten wie heiße Kohlen in seinem Kopf. „Du hältst dich wohl für etwas Besonderes. Warte nur, bis ich zwölf bin. Ich werde dir alles doppelt heimzahlen." Sein Körper zitterte vor Wut, als er sich mühsam aufraffte und seine Hand hob.

„Geht doch," nickte Madame Lorena zufrieden, als wäre sie gerade einem lästigen Kind begegnet.

„Wo sind wir gerade?"

„Wir sind in Lindell."

„Was?" rief Azrael, schockiert und verzweifelt. „Was ist mit der Beerdigung meiner..."

Ein weiterer Schlag traf ihn, so heftig, dass er von dem Bett geschleudert wurde. Ein gedämpftes Stöhnen entwich seinen Lippen, und der Schmerz breitete sich wie ein unheilvolles Pochen in seinem ganzen Körper aus. Die Brust pochte wild, und der Schmerz in seinen Rippen wurde fast unerträglich.

„Was hast du vergessen?" fragte sie, ihre Stimme von einem freudigen, gemeinen Unterton durchzogen.

„Verzeihung, Madame Lorena," knirschte er, während er sich mühsam wieder aufrichtete und seine Hand hob.

Lächelnd forderte sie ihn auf, seine Frage zu stellen. „Darf ich nicht wenigstens auf die Beerdigung meiner Eltern gehen?"

„Nein," sagte sie einfach und ohne jegliches Mitgefühl.

„Aber..." begann er, doch seine Worte wurden durch einen erneuten Schlag erstickt.

„Widersprechen ist nicht erlaubt," sagte Madame Lorena, ihre Stimme schneidend und abschließend.

„Dieses dreckige Miststück," dachte Azrael, die Wut in seinen Augen wurde von einer kalten, brennenden Entschlossenheit abgelöst. Sein Herz brannte vor Zorn, und in seinem Inneren schwor er, dass er sich diese Ungerechtigkeit nicht gefallen lassen würde.

Nach einer weiteren schmerzhaften Pause hob Azrael zitternd seine Hand, um eine weitere Frage zu stellen. Der Zorn brannte noch immer in ihm, allerdings hatte er verstanden, das er gerade nichts tun konnte.

„Warum habt ihr mich überhaupt aufgenommen?" fragte er schließlich, seine Stimme ein brüchiges Echo seiner inneren Qual.

„Gute Frage," begann Madame Lorena mit einem kalten Lächeln, das keine Antwort auf seine Qualen zu geben schien. „Ganz einfach, ich kann keine Kinder bekommen. Unter den Anhängern von Solaren steigt jedoch das Ansehen, wenn man ein Kind hat. Wir werden dich mit einer Tracking-Rune versehen. Danach kannst du raus in den Wald gehen, oder was auch immer. Nerv nicht. Natürlich darfst du uns auch ein wenig bei der Arbeit helfen."

Azrael und das Tor des WahnsinnsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt