Kurz vor seiner Rückkehr saßen sich Lorena und Bard im schwach beleuchteten Raum gegenüber. Der Duft von verbranntem Holz lag in der Luft, und Bards mürrische Stimme durchbrach die Stille.
„Der Junge ist ziemlich brauchbar," brummte er, während er seinen Becher abstellte.
Lorena hob kaum merklich eine Augenbraue. „Bist du dir sicher?" Ihre Worte klangen kalt, als würde sie das Gespräch nur widerwillig führen.
„Ja, er würde einen guten Soldaten abgeben. Es gelang ihm bereits, in so jungem Alter auf meinen Angriff zu reagieren," antwortete Bard, ohne einen Hauch von Stolz in seiner Stimme.
Lorena verzog das Gesicht, als hätte sie einen bitteren Geschmack auf der Zunge. „Mh, unser Ansehen stiege stark, wenn er der Armee beitreten sollte. Aber ich will diesen Bengel nicht fördern. Allein die Tatsache, dass er solche Feiglinge als Eltern hatte... es widert mich an. Noch schlimmer ist der Verrat gegenüber dem heiligen Lichte Gottes."
Ihre Lippen pressten sich fest zusammen, und der Ekel spiegelte sich in ihrem Gesicht wider. Für einen Moment schien es, als müsste sie sich zurückhalten, nicht auf den Tisch einzuschlagen.
„Ich habe einen Vorschlag," sprach Bard weiter, als wolle er das Thema in eine andere Richtung lenken. „Wir bieten ihm an, frei zu trainieren und den Mörder seiner Eltern zu suchen, solange er mit 16 Jahren der Armee beitritt."
Lorenas Augen blitzten auf, ihre kalte Miene wich einem zynischen Lächeln. „Eine gute Idee. Er wird den Mörder ohnehin nie finden. Aber er darf erst anfangen zu suchen, wenn er 16 ist. Und was ist, wenn er sich gegen uns wendet?"
Bard zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Er ist schwächer als ich," grummelte er, seine Hände fest um den Becher geschlungen. Er hatte einige Jahre in der Armee gedient, und die Vorstellung, dass Azrael ihm gefährlich werden könnte, schien ihn nicht im Geringsten zu beunruhigen.
„Wir zeigen ihm einfach immer wieder, dass die Kirche auf unserer Seite steht," fügte er hinzu. „Es wird keine Probleme geben."
Lorena nickte langsam, ihre Augen verengten sich, während sie an Azrael dachte. „Stimmt. Es wird Zeit, dass er seinen Platz erkennt."
Ein knarrendes Geräusch unterbrach die Stille, als sich die Haustür öffnete.
„Es scheint, als ob er da ist," sagte Bard beiläufig.
Lorena warf einen verächtlichen Blick zur Tür. „Azrael, komm her!" rief sie laut, ihre Stimme schneidend und voller Kälte.
„Mist, es sieht so aus, als wären sie nicht gerade erfreut über meine lange Abwesenheit," dachte Azrael niedergeschlagen, als er die angespannte Atmosphäre im Raum spürte. Die Blicke seiner Verwandten schienen ihm förmlich die Luft aus den Lungen zu pressen, während er sich widerwillig dem Tisch näherte.
Lorena lächelte ihn kalt an und bedeutete ihm, Platz zu nehmen. „Wir wollen, dass du mit 16 Jahren der Armee beitrittst," verkündete sie, als sei es längst beschlossene Sache.
„Nein." Die Antwort kam ohne Zögern. Sein Blick verhärtete sich, die Kiefermuskeln spannten sich an. Die Erinnerung an seine Eltern, die alles aufgegeben hatten, um ihn vor diesem Schicksal zu bewahren, brannte in ihm. Selbst wenn sie ihn zwängen – er durfte ihnen niemals nachgeben.
Doch Lorena ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, fuhr unbeirrt fort: „Im Gegenzug darfst du ungestört trainieren. Außerdem wirst du nach deinem Beitritt die Erlaubnis haben, den Mörder deiner Eltern zu suchen."
Azraels Herz schlug schneller, während er die Worte in sich aufnahm. Schweigend wog er die Optionen ab, sein Blick blieb auf dem Boden haften. „Das Angebot klingt verlockend," dachte er, während seine Hände nervös zuckten. „Das Training steht gerade an erster Stelle, auch wenn es nur Mittel zum Zweck ist. Meine Eltern hätten das niemals gewollt, aber... ich könnte mich verweigern, sobald ich stark genug bin."
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Azrael und das Tor des Wahnsinns
FantasyEin einsamer Pfad, so endlos und weit Wahnsinn regiert, bis zur Endlichkeit Ein Nebel verschlingt Mit dem Hlauben er ringt. Seine Klauer gereckt, Nach dem Glauben gestreckt. Oblivion ruft Ein Gottes Schrei schnell eilt die Vergessenheit herbei. ...