P.O.V Alexandra
Wir kamen an den Pisten an und ich sprang vorfreudig aus dem zugegeben extrem coolen Auto. Ich hatte versucht es mir nicht anmerken zu lassen, aber ich liebte dieses Auto und sein Musikgeschmack war jetzt auch nicht der übelste. Vielleicht, aber auch nur vielleicht war er gar nicht so übel. Diese Meinung verlor ich aber sogleich wieder, als er beim Rausholen meines Boards es einfach mit der Frisch gewachsenen Seite auf den Boden legte. Sofort sprintete ich zu meinem Schätzchen und hob es auf. Wütend fauchte ich: ,,Was machst du denn?! Das zerkratzt das Board und die Wachsschicht. Wenn da jetzt ein Kratzer drin ist, kannst du vergessen das ich mit dir noch auf die Piste komme!'' Er verdrehte genervt mit den Augen, wozu er gar kein recht hatte, schliesslich war es sein Fehler und nicht meiner. Wenigstens grummelte er danach noch etwas, was entfernt an ein ,Sorry' erinnerte. Im Board war zum Glück kein Kratzer und ich Atmete erleichtert auf. Es war nicht so, dass mein Board gar keine Kratzer hatte, aber wer ging denn so unvorsichtig mit einem Board um und legte es einfach auf den Strassenboden? Jedes Baby wusste doch schon das man das nicht machen konnte. Wenn musste man es mit der Bindung nach unten hinlegen. Ich atmete einmal tief durch und band dann meine Boots fertig zu. Wenigstens das schaffte er selber und auch den Helm und die Brille zog er ohne Probleme an. Als wir beide fertig waren gingen wir zu den Pisten, welche vor einer Viertelstunde geöffnet hatten und ich ging zielstrebig auf einen der Werkzeugstände zu, welche es bei beinahe allen Skigebieten gab. Ich nahm ihm sein Board aus der Hand und stellte ihm die Bindung so ein, wie es die meisten hatten. Dann zog ich die bereits ein bisschen gelockerte Bindung nochmals nach und ab ihm das Board zurück. Ein Tagesticket hatte meine Mutter schon Organisiert, so dass wir es nur noch am Schalter abholen konnten. Es war ein bisschen was los, aber nicht übermässig. Wir mussten nur circa zehn Minuten anstehen, um in eine der Gondeln zu kommen. Mit dieser fuhren wir bis nach oben. Als wir aus der Bergstation traten wehte mir sofort ein kühler Wind entgegen. Genussvoll atmete ich ein und drehte mich dann zu Jack um. Dieser betrachtete mich mit einem undefinierbaren Blick und löste sich erst aus seiner Starre, als ich ihn fragte: ,,Nah, bist du eifersüchtig, weil du nie so gut aussehen wirst wie ich?'' Er lachte auf und sagte: ,,Du meinst wohl du wirst nie so gut aussehen wie ich.'' Ich verdrehte die Augen und legte mein Board auf den Schnee. Mit geübten Griffen schnallte ich die erste Bindung über meinem Fuss fest und sah dann wieder zu Jack. Dieser versuchte gerade seine Bindung ebenfalls zu schliessen, aber er verlor beinahe das Gleichgewicht. Ich kniete mich vor ihn hin und schloss seine Bindung. Dann schnallte ich auch noch meinen zweiten Fuss fest und erklärte ihm die Grundlagen. Ganz langsam und er nur rutschend, gingen wir zu der Anfänger Piste. Dort befand sich ein Tellerlift und ich erklärte ihm genau was er zu tun hatte. Es grenzte an ein Wunder, dass wir überhaupt oben ankamen, denn er flog mehr als einmal fast vom Lift. Nun sass er hier und ich zeigte ihm ganz langsam wie er eine Kurve fahren musste. Er versuchte es, flog hin, stand auf und versuchte es erneut. Eins musste man ihm lassen, er hatte einen unerschütterlichen Ehrgeiz. Nach etwa einer Stunde konnte er auf der nicht so steilen Anfängerpiste bereits ein paar Kurven fahren und fragte mich, ob wir nicht auf eine andere Piste gehen könnten. Nickend stimmte ich zu, obwohl er wirklich witzig aussah zwischen den ganzen kleinen Kindern. Der nächste Lift war ein Sessellift und zu meiner Überraschung sassen wir mit zwei Jungs von gestern zusammen auf dem Lift. Sofort fragten sie, ob wir auch in den Snowpark kamen, aber ich verneinte. ,,Warum denn nicht?'', fragte Jack und ich verdrehte die Augen. Es würde schon schwer genug für ihn werden bis dahin zu fahren und dort konnte er eh nichts machen. ,,Weil du noch nicht mal saubere Kurven fahren kannst und da ein Snowpark nichts für dich ist!'' Ich hatte meine Entscheidung getroffen, aber nun versuchten sogar die anderen Jungs mich zu überzeugen. Warum wollten die ihn denn unbedingt dabei haben? Am ende der Fahrt gab ich schliesslich den drei Jungs nach, welche mir nun einen Kaffee schuldeten. Wie erwartet brauchten wir eine gefühlte Ewigkeit, bis wir dort waren und ich war am Ende mit den Nerven. ,,Okay, da ihr ihn ja unbedingt dabei haben wolltet könnt ihr ihn ja bis unten mitnehmen. Wenn ich schonmal hier bin, lass ich mir meinen spass nicht nehmen'', ohne eine Antwort abzuwarten fuhr ich los. Ich ging direkt zu den schwereren Kickern und spürte wie mit jedem Sprung meine Nerven wieder hergestellt wurden. Unten musste ich eine weile warten, bis die Jungs nach unten kamen. Jack fuhr mittlerweile gar nicht mal so schlecht. Er versuchte sogar einen der ganz kleinen Kicker, was auch gut aussah, aber bei der Landung schlug es ihm die Kannte in den Schnee, so dass er hinfiel. Die Jungs waren schnell bei ihm und ich sah besorgt zu wie sie ihm aufhalfen. Es sah nicht so aus, als ob er sich verletzt hatte, also setzte ich wieder einen gleichgültigen Blick auf. Nicht das er noch dachte, dass ich um seine Gesundheit besorgt bin. Ich wusste einfach wie gefährlich es sein konnte, besonders weil er erst gerade eine Verletzung hatte. Wir gingen auf den Lift und fuhren nochmals diese Piste runter. Dieses Mal nahm er keinen Kicker, aber er fuhr ziemlich schnell nach unten. Er war sogar noch vor mir unten, da ich noch ein paar Sprünge machte. Die Freiheit flutete meine Blutbahnen und ich wünschte ich wäre alleine hier. So gerne ich auch die Gemeinschaft unter Snowboardern mochte, war ich dennoch lieber alleine.
Wir fuhren noch ein paar runden ausserhalb des Snowparks und Jack wollte dann noch mit den anderen Jungs und mir was essen gehen. Eigentlich hatte ich noch genug anderes vor, aber ich stimmte schlussendlich dennoch zu. In dem kleinen Restaurant, zu dem wir fuhren setzte ich mich sofort auf die Bank, als ich aus dem Augenwinkel den schockierten Blick von einem der Jungen sah. Ich schaute wohin er sah, doch da war nur Jack, der sich durch die Haare fuhr, welche durch den Helm völlig verstrubbelt waren. Irritiert sah ich wieder zu den anderen Jungs. Beide starten immer noch Jack an und dann fragte einer mit grossen Augen: ,,Du bist Jack Turner?!'' Jack nickte nur selbstverständlich und setzte sich zu meinem Pech neben mich. Die Jungs setzten sich nach einigen Sekunden auch und einer begann wieder zu sprechen: ,,Ich kann es nicht fassen. Was macht ein NHL-Star wie du hier in einem verschneiten Kaff?'' Jack lachte sein offenes Lachen und sagte: ,,Ich hatte ja bei einem der ersten Spielen diesen Miesen Check abbekommen und hatte eine Operation am Knie. Ist alles wieder verheilt, aber die Saison ist für mich jetzt dennoch gelaufen. Als ich also von dem Sportzentrum hier angefragt wurde, ob ich an einem Eishockeycamp ein Trainer sein könnte, stimmte ich zu. Wenn ich schon mal hier bin, dachte ich, kann es nicht schaden auch mal was zu erleben.'' Die beiden Jungs schienen es immer noch nicht fassen zu können und fragten sogar nach einem Foto. Erst wollten sie ein Selfie am Tisch machen, aber ich weigerte mich auch auf dem Foto zu sein, deshalb standen sie auf und machten so ein Foto. Als sie endlich damit fertig waren fragten sie ihn noch Ewig lange über Hockeykram aus, bevor Jack endlich das Thema auf Snowboarden lenkte. Er fragte wer da so an der Spitze war und die beiden begannen sofort die grössten Namen dieser Zeit aufzuzählen. Als connors Name viel, blickte ich aus dem Fenster und blickte erst wieder dort weg, als eine Kellnerin zu uns kam. Sie war sehr freundlich und ich hatte sie auch schon öfters hier gesehen. Sie ging soweit ich wusste auch früher zwei Stufen unter mir in die Schule. Das ganze essen war jetzt nicht irgendwie mega schlimm, aber ich war dennoch froh, als wir aus dem Restaurant kamen. Nun stand aber noch die Heimfahrt mit Jack an. Am Anfang herrschte stille und ich freute mich schon, dass er wenigstens auf der Fahrt nicht so nerven würde, aber gleich darauf wurde ich enttäuscht. ,,Machst du eigentlich an Wettkämpfen beim Freestyle mit? Ich kenne mich damit zwar nicht aus, aber deine Sprünge sahen mega gut aus. Auch besser als die von Luke und Dean.'' Ah so hiessen die beiden. Ich hatte ihre Namen bereits nach fünf Minuten wieder vergessen, denn ich war schrecklich im Namen merken. Was im Moment aber wichtiger war, war seine Frage. Sofort verschwand jegliche Emotion und ich sagte schlicht und kalt: ,,Früher, habe aber aufgehört.'' Das war das einzige was er bei dieser Fahrt aus mir herausbrachte und als wir am Chalet ankamen verschwand ich sofort mit meinem Board in die Garage. Ich hängte es wie immer auf, stellte meine Boots ordentlich hin und hängte den Helm auf. In Crocs ging ich dann hoch in mein Zimmer und schmiss mich aufs Bett.
YOU ARE READING
Racing the Peaks
Teen FictionAlexandra „Lexi" Kerrigan führt ein scheinbar geordnetes Leben: Tagsüber studiert sie Sportmanagement, nachmittags unterrichtet sie als Snowboardlehrerin in den atemberaubenden Bergen Kanadas, und abends hilft sie ihrer Mutter im gemütlichen Familie...