Die ganze Nacht habe ich keine Auge zugemacht und noch bevor der Wecker klingelt mache ich mich auf den Weg zur Schule. Schnell gehe ich die Treppen hinunter um meinem Vater nicht über den Weg zu laufen.
Ich öffne die Türe und der Wind weht mir durchs Haar. Ich bleibe noch kurz stehen, schließe die Augen und lege meinen Kopf in den Nacken. Der Wind streichelt sanft meine Blauen Flecken und eine Träne kullert mir über die Wange.
Ich gehe zur Bushaltestelle.
Auf meinem Sitzplatz stecke ich mir meine Kopfhörer in die Ohren und setzte meine Kapuze auf. Ich schaue den Blättern und Bäumen zu wie sie im Wind tanzen.
Warum kann ich nicht mit ihnen Tanzen, mit ihnen davonfliegen? Die tägliche Frage schwirrt wieder in meinem Kopf umher. Schon lange träume ich davon im Wind zu fliegen, soweit wie er mich tragen würde.
Einfach wegfliegen...
Ein Vollbremser des Busses reißt mich aus meinen Gedanken. Ich schaue aus dem Fenster und sehe meine Schule. Unwillig stehe ich auf und steige mit einigen anderen Schülern aus den Bus.
Im Klassenzimmer setzte ich wieder meine Kapuze auf und schaue mit gesenkten Kopf auf den Tisch. Von weitem höre ich Makotos Stimme die immer näher kommt.
Panisch ziehe ich die Kapuze tiefer in mein Gesicht und mache mich so klein wie möglich.
"Na meine Hübsche?"
Makoto steht genau vor meinem Tisch. Ich stottere.
"Kannst... Kannst du bitte gehen?"
Er stützt sich mit den Ellenbogen auf meinen Tisch ab. Meine Haare fallen mir ins Gesicht so dass er mir nicht in die Augen schauen kann.
"Lass mich überlegen... Nein."
Er legt einen Zeigefinger unter mein Kinn und drückt ihn leicht nach oben. Wiederwillig hebe ich meinen Kopf. Makoto kann nun meine Wunden sehen.
"Was ist den passiert? War das dein Alki-Dad?" Er lacht mich aus.
Ich drehe den Kopf weg.
"Nein ich bin von der Treppe gefallen."
Grob dreht er meinen Kopf wieder her.
"Seit deine Mami verreckt ist passt wohl keiner mehr auf dich auf? Na dann hab ich ja leichtes spiel."
Ich schlage seine Hand weg.
"Fass mich noch einmal an und ich..." Ich kann den Satz nicht zu ende sprechen denn der Englischlehrer kommt herein. Alle werden leise.
Wie jede Stunde liest er nur aus seinem Buch vor und alle müssen mitschreiben. Unauffällig stecke ich meine Kopfhörer in die Ohren, wirf die Kapuze über den Kopf und kritzle irgendwelche Sachen auf den Block.
Und wieder driften meine Gedanken ab. Weit weg tragen sie mich diesmal.
Was wäre wenn ich springe? So will ich nicht mehr weiterleben, wem würde es auffallen wenn ich weg wäre? Wahrscheinlich niemanden.
Fliegen.. Warum muss mein einziger Traum so unreal und unrealistisch sein? Aber ich gebe nicht auf, irgendwann werde ich weg sein, weg fliegen von all dem hier und alles hinter mir lassen.
Eine Träne tropft auf meinen Block.
"Nana? Ist alles in Ordnung mit dir?" Der Lehrer schaut mich an und ich werde durch seine Stimme zurück in die Reale Welt gerissen.
"Bitte was?" ich schüttle verwirrt den Kopf. Alle lachen mich aus.
Sogar der Lehrer grins blöd. "Ob alles in Ordnung ist habe ich gefragt."
Unsicher schaue ich durch die Klasse. "Ja, ich habe nur eine Allergie, mehr nicht." Mit einem Ärmel wische ich mir die Tränen weg und der Lehrer macht mit seinen Stoff weiter.Warum komme ich überhaupt noch hier her.. Warum tue ich mir das alles an und warum habe ich das alles verdient? Mama.. Ich vermisse dich, ich brauche dich hier..