11. Endlich frei

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Meine Augen sind geschlossen und ich spüre wie langsam meine Welt zusammen bricht.
Ich habe das Gefühl das Bewusstsein zu verlieren.
Alles dreht sich und mir ist schwindlig, wie lange bin ich schon in diesem keller?
Langsam öffne ich meine Augen. Meine Füße sind festgebunden und mein ganzer Körper schmerz.
Schwach schaue ich auf meine Arme..
Überall Brandwunden.
Meine Erinnerungen kommen langsam wieder, stundenlang hat er eine Zigarette nach der anderen angezündet und an meinen Armen ausgedrückt.

Benommen hebe ich meinen Kopf.
Langsam und mit aller kraft hebe ich meine Hand und taste meine Hosentaschen ab.
Da ist es. Mein Handy!
So schnell ich kann hole ich es heraus und klappe es auf.
Aber wen rufe ich an?
Nein, nicht die Polizei..

Zitternder durchsuche ich mein Telefonbuch und bleibe bei einem bestimmten Namen stehen:
Sora..
Nein. Ich schüttle den Gedanken ab und klappe mein Handy schnell wieder zu.
Ich atme tief ein und sammle meine Kräfte um die Fesseln an meinen Knöcheln zu lösen.
Nach dem zweiten Anlauf gelingt es mir und ich stehe wackelig auf.
Noch etwas benommen wanke ich zur Kellertüre und lege meine Hand an der Klinke ab.
Vorsichtig drücke ich sie nach unten und öffne leise die Türe.
Mein Vater scheint nicht im Haus zu sein. Das ist meine Chance.
So schnell ich kann renne ich nach draußen, ohne Schuhe.
Ich überlege nicht lange und renne einfach immer weiter die Straße hinauf und lasse das Haus weit hinter mir.
Das Haus ist nicht mehr zu sehen, dennoch renne ich immer weiter und verlasse nach einiger Zeit die Straße.
In der Dunkelheit fühle ich mich sicher, niemand sieht mich hier.

Das rauschen des kühlen Windes ist zu hören und die Sterne funkeln am Wolkenlosen Nachthimmel.
Langsam setze ich mich zwischen Bäumen und Sträuchern hin.
Mein Atem wird langsamer doch mein Herz schlägt immenoch wie wild.
Ich nehme zitternd mein Handy aus der Hosentasche und suche nach einem ganz bestimmten Kontakt:
Sora.
Es klingelt. Jemand hebt ab.
"Hallo? Wer ist denn da?"
Mit zitternder Stimme Antworte ich ihm.
"S-sora? I-ich bins, Nana. Ich brauche.. Naja ich brauche deine Hilfe."
Auf der anderen Leitung ist kurz nichts zu hören.
"Nana wo bist du jetzt?"
Mit Tränen in den Augen schaue ich mich um.
"Kein Plan.. Ich bin einfach die Straße rauf gelaufen und jetzt sitze ich im Gebüsch!"
Ich höre wie eine Tür zu knallt.
"Okay Nana. Bleib wo du bist, ich bin gleich bei dir."
Ich lege auf und stecke das Handy in meine Hosentasche.
Vorsichtig streife ich meine Ärmel über meine Arme um die Brandwunden zu verbergen.

Eine viertel Stunde ist seit dem Anruf vergangen und ich habe mich nicht einen Zentimeter bewegt.
Irgenwo neben mir raschelt es im Gebüsch.
Panisch rutsche ich etwas zurück und mache mich so klein wie möglich.
Eine dunkle Gestalt bahnt sich den Weg zu mir, es ist Sora.
Ich schaue ihn mit großen und nassen Augen an.
"Sora.."
Schnell stehe ich auf und falle ihm um die Arme. Ich kann meine Tränen nicht zurück halten und vergrabe mein Gesicht in seiner Jacke.
Seine Hände drücken mich sanft an sich und streicheln über meinen Rücken.
"Was ist passiert Nana?"
Seine sanfte Stimme beruhigt mich sofort und seine Berührung bringt mein Herz wieder auf normales Tempo.
Langsam löse ich mich von ihm und schaue ihn verheult an.
"Darf ich mit zu dir? Ich kann nicht wieder nachhause."
Soras Mundwinkel heben sich leicht nach oben.
"Klar darfst du."
Sanft streicht er mir über meine Wange und nimmt meine Hand. "Komm gehen wir, sonst wirst du noch krank."
Ich halte seine Hand ganz fest umd folge ihm.
Nach einiger Zeit des Schweigens kommen wir bei einem hohen haus an.
Sora zeigt nach oben.
"Da oben wohne ich."
Er zieht mich mit rein, immernoch meine Hand haltend.
Die Fahrstuhlmusik ist furchtbar, viel zu glücklich für die jetzige Situation.
Er lautes aber lurzes Klingeln gibt uns das Zeichen dass wir im richtigen Stockwerk angekommen sind.
Die Türe öffnet sich und Sora zieht mich sanft mit raus. Er wühlt in seiner Hosentasche und holt einen einzelnen Schlüssel herraus.
"klack" das Schloss öffnet sich.
Er hält mir die Türe auf.
"Bitte tritt ein."
Sein sanftes Lächeln erwärmt mein Herz und ich fühle mich sofort Wohl.
Etwas schüchtern trete ich ein.

Das große Wohnzimmer wird vom Licht des Mondes hell erläuchtet.

"Hast du hunger?"
Ich drehe mich zu Sora um der gerade in die Küche geht.
"N-nein danke. Aber, hast du zufällig einen Verbandskasten da?"
Ängstlich über die Antwort schaue ich ihn an.
Sein Fragenden Blick zerreist mir fast das Herz.
"Ja. Ja klar, ich hole ihn dir."
Mit schnellen Schritten geht er aus den Raum.

Das Mondlicht zieht mich schon fast magisch an und ich gehe auf die Terasse zu um den Planeten bewundern zu können.
Wie eine kleine, schwache Glühbirne schaut er aus. Klein, schwach aber wunderschön.

Eine Warme Hand auf meiner Schulter reißt mich aus meinen Gedanken.
"Ich hoffe da ist alles drin was du brauchst." Sora hält mir lächeld den Verbandskasten hin.

Etwas zitternder nehme ich den Kasten und stelle ihn neben mich auf einen kleinen Tisch.
"Danke Sora. Obwohl du mich garnicht kennst rettest du mir immer wieder mein Leben."
Vorsichtig nehme ich einer seiner Hände.
"Dafür gibt es keinen Grund sich zu bedanken, Nana."
Beschämt schaue ich zu Boden.
Ganz sanft legt er seinen Zeigefinger auf mein Kinn und drückt es leicht nach oben.
Unser Blicke treffen sich.
"Hey, ich bin froh dass es dir gut geht. Das ist das Wichtigste. Du bist jetzt in Sicherheit."
Ein schwaches Lächeln breitet sich über mein Gesicht.
"Ja du hast recht. Ich bin.." eine Träne rinnt über meine Wange. "Endlich Frei."

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