6.Kapitel

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Sein Handy klingelte. »Tobias wo bist du?Du kannst dich doch nicht einfach verpisseln! Komm zur Bergwacht,Krisensitzung.«, noch bevor er ein Wort sagen konnte, legte Katharina schon wieder auf. Er seufzte. Ehrlich gesagt hatte er wenig Lust wieder über Andreas Tod zu diskutieren.Fakt war: Andreas war tot und Markus nicht der beste Bergrettungsleiter. Wiederwillig stieg er ins Auto und fuhr los. Er fuhr an der Kreuzung entlang, wo die Polizei noch die Unfallsspuren sicherten. Gerd winkte ihn zu sich,allerdings hatte er nun wenig Zeit noch Lust, über den Unfall zu reden, also tat er so, als hätte er das Winken als 'Begrüßung' gedeutet und winkte munter zurück. Im Rückspiegel sah er den fasslungslosen Gerd, welcher ihn zum Schmunzeln bringte. Schnell kam er bei der Bergrettung an, parkte seinen zerstörten Wagen und öffnete die Tür, der Bergwacht. »Tobias.«, es war nur ein Seufzen von Katharina. »Ich..«,fing er an und kratzte sich betreten am Hinterkopf. »Was ist los?Und vorallem was ist heute morgen passiert?«,fragte Toni und deute mit einem Kopfnicken zu seinem Auto. Erschüttert setzte er sich an den Tisch, er kam sich vor wie verurteilt. »Ich....Ich war heute morgen, als ich auf dem Weg zur Heli Stadion war, mit den Gedanken ganz wo anders.«,setzte er vorsichtig an. Er wusste nicht recht, ob er die genaue Wahrheit oder nur ein Teil erzählen sollte. Immerhin wusste er nicht ob die Kinder wirklich missbraucht wurden und er wollte nicht gleich aus einer Mücke einen Elefanten machen. »Bei Andreas?«, fragte Katharina vorsichtig. Er nickte kaum merklich. »Und dann hab ich die rote Ampel nicht gesehen.Es ging alles so schnell. Es ist keiner wirklich verletzt worden. Die Passagiere im anderen Wagen, die eine hatte eine Gehirnerschütterung und eine Platzwunde, das andere Mädchen ist unversehrt. Ich war vorhin im Krankenhaus, es geht ihnen soweit ganz gut.« So, das war die Wahrheit, er hatte nur kleine Details ausgelassen. Bevor er irgendjemanden von dem Verdacht erzählte wollte er erstmal selbst nach forschen. »Man,Tobias.«,meldete sich Michi zu Wort,»Wir vermissen ihn alle, aber meinst du wirklich er hätte gewollt, das du den Rest deines Lebens rumflennst?Irgendwann muss man halt auch mal loslassen.«
Er funkelte Michi an, seufzte dann aber und nickte. Michi hatte ja Recht, Andreas hätte gewollt das er normal weiter lebt. Er schluckte schwer und versuchte das Thema zu wechseln:»Also, wieso eine Krisensitzung.« Toni zog eine Augenbraue hoch und sah verwundert zu Katharina, scheinbar wusste keiner von einer Krisensitzung außer sie. Sie sah jeden der hier Anwesenden mit einem 'Das-ist-doch-klar-Blick' an, ehe sie die Augen verdrehte, weil wir ihre Zeichen nicht deuten konnten. »Markus. Er kann unmöglich Bergwachtleiter sein.Und nach meinem Wissen herrscht in diesem Land Demokratie. Also stimmen wir jetzt darüber ab, wer Bergwachtleiter wird. Ich bin für mein Brüderchen.« Sie sah ihn eindringlich an. Er verschluckte sich vor Schreck und hustete. Er? Er sollte Bergwachtleiter werden?So wie es Andreas war?Und somit Andreas Platz einnehmen?Niemals.Andreas war nicht zu ersetzen. »Halt Stopp.«, war Toni ein,»Wir können das nicht endscheiden.« Katharinas Augen flammten vor Wut. »Natürlich. Normalerweise entscheidet das der Bergwachtleiter, da wir Andreas nicht mehr fragen können, dürfen wir, das Team, das entscheiden.« Zornig hatte sie sich auf den Tisch gestemmt und starrte Toni herrausfordernd an. »Wenn nun einer von uns, der Leiter ist, kann er entscheiden ob dieses Hündchen von Markus das Amt übernehmen soll.« »Katharina, beruhige dich. Du bist ja schlimmer, als ein Tsunami und Tornado zusammen.« Michi wies sie mit einem festen Blick darauf hin, sich wieder auf ihren Platz zu setzen. Sie stöhnte auf und folgte dann der Anweisung. »Markus meint ja, Andreas hätte ihn ernannt.«, gab er kleinlaut von sich. »Das sag ER.«,schrie sie beinahe,»Wieso sollte Andreas jemanden zu so etwas ernennen, wenn er ihn kaum kennt? Ich wette er hat zu ihm gesagt, das DU es werden sollst. Er hatt das dann so umgedreht, das alles für ihn spricht.« Er biss sich auf die Unterlippe und kaute darauf herum. Nachdenklich sah er durch den Raum. Was wenn sie recht hatte? »Ich glaube wir sind alle für Tobias.«,meinet Toni beiläufig. Früher hatte er sich es sich so gewünscht Berwachtleiter zu sein, aber jetzt würde er am liebsten im Boden versenken. »Dann wäre das ja geklärt. Ich muss zu Rudi, der meinte mit irgendwas wieder aufschwätzen zu müssen, weil ich ja in meiner Freizeit so alleine bin, da langweile ich mich ja.« Michi lachte leicht und verschwand dann. Er blickte von Toni zu Katharina und dann auf seine zitternden Hände. Schnell kehrte er sie unter den Tisch. Er war Bergwachtleiter, aber er würde nie so ein guter Bergretter sein wie Andreas. Das war klar.

Die Bergretter- Das fehlende VertrauenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt