5. Kapitel

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»Verena!«, rief er ihr nach, als er sie den Gang entlang laufen sah. Die junge Ärztin drehte sich um und musterte ihn fragend »Jaja. Ich weiß schon.«, er hielt inne,»Hier wurden doch sicher vorhin ein Schwesternpaar eingeliefert oder? Aufgrund eines Autounfalls.« Sie hob skeptisch eine Augenbraue. »Warst du etwa der Auslöser?« Betreten sah er auf den Boden. Er hörte ein Seufzen ihrer Seits. »Tobias, pass auf dich auf. Es reicht, wenn ein Dickkopf von uns gegangen ist. Noch einen kann ich nicht verkraften.« Er kratzte sich beschämt am Kopf, grinste unschuldig und nickte. »So schnell werdet ihr mich nicht los,versprochen.« Sie blinzelte und winkte ihn zu sich. »Komm mit. Ich bring dich zu ihnen.« Er folgte ihr so schnell er konnte. »Ihre Eltern konnte ich noch nicht erreichen.« Er biss sich auf die Lippe. »Ich glaube..«,fing er vorsichtig an, »Das wir ihre Mutter gerade hier eingewiesen haben.« Dr.Auerbach dachte angestrengt nach. Sie war nicht dabei, als sie die Frau hierher gebracht hatten. »Die betrunkene Frau?« Tobias nickte nur. »Weißt du was mit ihrem Vater ist?« Diesmal schüttelte er den Kopf. »Die Mutter und der Vater hatten einen Streit. Die Mutter ist auf die Berge geflüchtet und der Vater ist irgendwo hingefahren. Die zwei haben ihn verfolgt. Es war wohl ein ziemlich heftiger Streit.«, erklärte er flüchtig. Verena nickte nachdenklich. »Heftig auf jedenfall. Die Frau hatte ein Brillenhämatom.Und das kleine Mädchen hat viele blaue Flecke.« Er verstand nicht ganz, was sie ihm damit sagen wollte. Sie verdrehte die Augen»Es könnte natürlich ein anderen Grund haben, aber es sieht nach Gewalt aus.« Er sah sie an, vielleicht war es Glück das er genau dieses Auto angefahren hatte. Wenn es sich hier wirklich um Gewalttaten gegenüber den Kindern und der Mutter handelte, dann müsste er dieser Familie umbedingt helfen. Er würde alles daran setzen um heraus zu bekommen, was es mit dieser Familie aus sich hatte. Sie kamen an dem Zimmer an. »Sie muss eine Nacht zur Beobachtung bleiben, da sie bis jetzt nur für eine kurze Zeit ansprechbar war, aber es geht ihr gut.« Er nickte,klopfte und machte vorsichtig die Tür auf. Das kleine Mädchen saß an dem Bett ihrer großen Schwester und sah verwundert zu Tobias und Verena. »Sie..«, knurrte sie, »Verschwinden sie!« Tobias sah verzweifelt zu Verena, diese zuckte nur mit den Schultern. »Ich will euch nichts.«, setzte er vorsichtig an und ging ein Schritt auf sie zu,»Es tut mir wirklich Leid.« Das kleine Mädchen funkelte ihn an. Es war wie eine Warnung. Noch ein Schritt näher und sie würde ihn umbringen. Er schauderte. Das er vor so einem kleinen Mädchen mal so einen Respekt haben würde. Sie war so tapfer, wenn das was Verena und er dachte, wahr war. »Wirklich. Ich hab nicht aufgepasst und das tut mir schrecklich Leid.« Sie senkte den Kopf und sah zu ihrer Schwester. »Ich darf sie nicht verlieren.«,schluchzte sie. »Das wirst du nicht. Dr. Auerbach meint, ihr geht es gut. Sie muss sich nur etwas erholen.« Er sah das kleine Mädchen an. »Sag einmal, habt ihr bei der Bergwacht angerufen?« Erschrocken blickte das Mädchen, Tobias an, nickte dann aber zuversichtlich. »Wir haben eure Mutter gefunden, auf einem Berg...betrunken.« Irgendwie bereute er das letzte Wort, aber er wollte das Kind nicht anlügen. Auch Verena fand scheinbar das letzte Wort unpassend. Das Mädche wendete ihren Blick wieder zu ihrer Schwester. »Bitte,gehen sie.« Er sah Verena an, diese sah ihn aber nur mit dem 'Selbst-Schuld-du-Idiot-Blick' an. »Ich..Wir..Was ist mit eurem Vater, sollen wir ihn suchen?«,stammelte er hilflos. »Nein, besser nicht. Der kommt schon,spätestens für den nächsten Schla..« Sie hustete gekünstelt, es klang als hätte sie das letztere, mehr zu sich selbst sagen wollen, als zu Tobias und Verena. »Schlaf.«,sie räusperte sich,»Er ist sicher heute Abend wieder da. Wo soll er sonst schlafen?« Misstrauisch zog Tobias eine Augenbraue hoch, sagte aber nichts weiter, denn Verena warf ihm einen warnenden Blick zu. »Gute Besserung.«,murmelte er und verschwand zusammen mit Verena aus dem Zimmer. Im Hintergrund hörte er das Mädchen erleichter Seufzen.

Die Bergretter- Das fehlende VertrauenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt