Prolog - Neues Leben

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London 1794

Missus, Sie müssen aufstehen. Ihr Herr Vater wünscht Sie zu sprechen.

Mühsam quäle ich mich aus dem Bett. Sofort dreht sich alles um mich herum. Ich hatte schon immer eine schwache Konstitution. Gerade ist es besonders schlimm. Sofort eilt mir Johanna zur Hilfe. Sie hält mir einen Eimer vor die Nase, der sofort Bekanntschaft mit meinem Mageninhalt schließt. Danach stehe ich schwankend auf und lasse mir beim Anziehen helfen. Gerade als ich aufstehen will, um in mein Kleid zu steigen packt mich der Schwindel erneut und Johanna streckt mir erneut den Eimer hin. Seit nun etwas mehr als einer Woche ist es jetzt besonders schlimm. Als ich dann endlich vorzeigbar bin, mache ich mich auf den Weg zu meinem Vater.

Missus. Ihr Vater ist schon sehr ungeduldig. Sie sollten sich mehr anstrengen und ihn nicht noch mehr verärgern. Außerdem sind Gäste anwesend.

Gäste?
Darf ich fragen, um wen es sich dabei handelt? Kenne ich die Herrschaften?

Ein alter Freund ihres Herr Vaters. Er war die letzten fünfzehn Jahre nicht im Land, also dürfte dies für sie die erste Begegnung sein. Aber nun beeilen sie sich. Der Gast möchte sie kennen lernen.

Langsam steige ich die Treppe hinunter. Unten angekommen, atme ich nochmal tief durch, bevor ich das Esszimmer betrete.

Guten Morgen Vater.

Ich lasse mich vorsichtig in einen Knicks sinken.

Du darfst dich erheben, mein Kind. Dies ist dein Verlobter Robert von Eisberg.

Dies ist also der Mann, von dem Vater vor ein paar Tagen gesprochen hatte. Der Mann mit dem ich den Rest meines Lebens verbringen werde.

Sehr erfreut ihre Bekanntschaft zu machen Herr von Eisberg.

Ich lasse mich wieder in einen Knicks sinken.

Bitte. Du musst nicht vor mir niedersinken. Du hast sie wirklich gut erzogen Walter. Aber etwas anderes hätte ich auch nicht von dir erwartet.

Er streckt mir seine Hand hin, die ich sofort annehme. Zum einen will ich ihn nicht gleich verärgern und zum anderen ist mein Vater jetzt nicht mehr wichtig, denn ab heute muss ich nur noch auf meinen zukünftigen Ehemann hören.
Ich muss heftig nach Luft schnappen, als ich ihn berühre, denn es durchfährt mich ein Schmerz. Er packt meine Hand fester und zieht mich mit Schwung hoch. Dabei wird mir schwarz vor Augen.
Langsam komme ich wieder zu mir. Ich liege auf einer Chaiselonge im Salon, neben mir Johanna.

Herr, Missus Katharina ist wieder bei uns.

Gott sei gesegnet. Sie ist wieder wach. Ist das nicht wundervoll Robert?

In der Tat, das ist es. Aber wie gesagt, ich will es nicht länger hinauszögern Walter. Ich wäre dir sehr verbunden, wenn es sobald als möglich umzusetzen wäre.

Aber natürlich. Wir werden uns sicher bald einig.

Dann ist es vielleicht zu spät. Ich habe vielleicht etwas gefunden, was ihr helfen könnte, aber dazu muss ich sie mitnehmen.



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