Kapitel vier - Neues Heim

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Noch etwas benommen torkele ich aus der Kutsche. Wenn Robert mich nicht stützen würde, hätte ich schon längst Bekanntschaft mit dem Boden geschlossen. Doch länger kann ich darüber nicht mehr nachdenken, denn ich werde von etwas anderem abgelenkt. Vor mir erstreckt sie ein zweigeschossiges Gebäude an das ein ebenso hohes turmartiges Gebäude grenzt. Die Gebäude sind aus Stein und die Fenster kleiner als ich es gewohnt bin. Es zieht mich stark an.

Wow.

Flüstere ich sprachlos.

Gefällt es dir?

Ich nicke heftig und Robert fängt an zu lachen.

Komm mit, ich zeig dir alles.

Er zieht mich in Richtung Gebäude und ich eile ihm hinterher. Im unteren Teil des Gebäudes befinden sich die Küche, der Hauswirtschaftsraum, das Esszimmer, der Salon und Roberts Arbeitszimmer. Im oberen Teil des Gebäudes befinden sich diverse Kinderzimmer, ein Spielzimmer, ein Handarbeitsraum für mich und unser Schlafzimmer. Dieses haben wir gerade betreten und ich muss sagen, dass es mir hier am besten gefällt. Dann sehe ich die Wendeltreppe. Wie von selbst bewege ich mich auf sie zu.

Darf ich hinunter?

Anstatt mir zu antworten, drückt er mir einen kleinen Kerzenhalter in die Hand und ich gleite nach unten. Dort angekommen mustere ich überrascht den Raum der vor mir liegt. Das Bild, das sich mir bietet ist begeisternd und erschreckend zugleich. Besser gesagt, die Bilder. An den Wänden hängen siebzehn Bilder und alle zeigen mich. Deshalb habe ich jedes Jahr Modell stehen müssen. Und ich habe mich noch gewundert wohin diese Bilder alle verschwinden. Auf den ersten fünf Bildern steht eine Frau bei mir. Das muss meine Mutter sein. Ich wusste schon so lange nicht mehr, wie sie ausgesehen hat, denn Vater hatte alle ihre Bilder aus unserem Leben verbannt. Deswegen betrachte ich diese Bilder genauer um ihr Ebenbild in meinem Gedächtnis zu behalten. Wenn man es weiß, fällt es sofort auf, dass Sie ein Vampir ist, denn sie ist in den fünf Jahren kein Stück gealtert. Je länger ich sie betrachte, desto mehr vermisse ich sie. Ich kann die Tränen nicht zurückhalten.

Nicht weinen, Katharina.

Ich habe ihn überhaupt nicht kommen hören.

Ich vermisse sie so sehr.

Ich werfe mich in seinen Arm und klammere mich an ihm fest.

Alles ist gut. Ihre Zeit war abgelaufen. Da wo sie jetzt ist, geht es ihr wirklich gut.

Er drückt mich an sich. Wenig später habe ich mich wieder gefangen und löse mich wieder von ihm.

Was ist das hier?

Ich deute mit meiner Hand auf den Raum. Robert zuckt mit den Achseln und ich sehe ihn ungläubig an.

Darüber habe ich mir nie Gedanken gemacht.

Wieso ich?

Weil du perfekt bist, perfekt für mich. Das habe ich sofort gewusst, als ich dich kurz nach deiner Geburt gesehen habe.

Ich muss schlucken, als mir das Ausmaß seiner Worte bewusst wird. Dennoch wird mir warm bei seinen Worten.

Katharina?

Überrascht zucke ich zusammen, da ich in Gedanken war. Mit großen Augen blicke ich zu ihm auf. Ich sehe ihm fasziniert zu, wie er sich in den Arm beißt. Sofort rieche ich das Blut und ich stürze mich in einer fließenden Bewegung auf Robert. Der Kerzenhalter fällt mit einem lauten Knall auf den Boden und erlischt, doch es kümmert mich nicht. Jetzt stehe ich eng mit dem Rücken an Roberts Brust gepresst, seinen Arm in meinen Händen und zwischen den Lippen da und genieße. Am Rande spüre ich Roberts Atem in meinem Nacken. Dann dort ein kurzes Ziehen und schließlich laufen meine Empfindungen über. Ich fahre zu Robert herum und presse meine Lippen auf seine. Überrascht keucht er leicht auf, erwidert den Kuss jedoch sofort. Seine Hände sind plötzlich überall. Gänsehautfeeling. Der Kuss wird immer intensiver. Gierig schnappe ich nach Luft, als er sich kurz von mir löst, um sich sein Hemd über den Kopf zu ziehen. Ich selbst stehe schon längst ohne Kleid vor ihm. Dann fallen wir über einander her. Zufrieden liege ich nun in seinem Arm. Der Boden ist eiskalt, doch das macht mir nichts aus.

Was war das?

Ich klinge atemlos. Er lacht rau. Ich erschaudere.

Oh Kat. Das war das beste Rendez-vous das ich je hatte.

Ich muss schlucken. Erst jetzt wird mir richtig bewusst, dass ich nicht die einzige Frau in seinem Leben bin. Daran, wie viele Frauen es waren, will ich erst gar nicht denken, doch bei seinem Aussehen, wird er keinen Mangel an ihnen gehabt haben. Trotzdem will ich eine Sache von ihm wissen.

Wie alt bist du?

Das ist unwichtig. Zerbricht die nicht dein zauberhaftes Köpfchen. Nur du und ich zählen.
Warum willst du es mir nicht sagen?

Aber er antwortet mir nicht. Resigniert füge ich mich seinem Wunsch. Abwesend streicht er über meinen Körper. Ich erzittere.

Ist dir kalt? Komm her ich wärme dich.

Ich kuschele mich an ihn und es dauert nicht lange, bis ich eingeschlafen bin.

Gespaltene SeeleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt