1. (K)Ein Morgen wie jeder andere

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Ich reiße die Augen auf. Über mir wackelt und rumpelt das Dach. Verwundert setze ich mich im Bett auf und lausche. Fröhliches schmatzen ist vom Dach über mir aus zu hören. Ich schlage verschlafen die Decke weg und schlurfe langsam zum Fenster.
"Kannst du nicht ein bisschen leiser frühstücken?", rufe ich meinem Drachen zu, der gerade gemütlich laut schmatzend seine Fische verdrückt.
Er wohnt auf der Steinplatte direkt über mir auf unserem Dach, da in meinem Zimmer zu wenig Platz für einen Drachen ist. Aber durch mein Fenster kann ich zu ihm hochsehen und gegebenenfalls auch über eine Art Leiter zu ihm aufs Dach steigen.
"Wenn ich eines nicht leiden kann, dann wenn man mich frühmorgens aus dem Bett holt", versuche ich ihm lautstark klar zu machen, "nur weil du Frühaufsteher bist, heißt das noch lange nicht, dass ich das auch bin, kapiert?!"
Fröhliches Grunzen ist die Antwort. Ich seufze und sehe aus dem Fenster.

Hinter dem Wald am Horizont geht gerade die Sonne auf und färbt den Himmel rosig blau

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Hinter dem Wald am Horizont geht gerade die Sonne auf und färbt den Himmel rosig blau. Unser Haus ist auf einem Hügel, so kann ich von meinem Fenster aus ganz Berk überblicken. Ich sehe das große Haus von Haudrauf dem Storischen, dem Oberhaupt von Berk. Er lebt dort mit seinem Sohn Hicks, dem Leiter der Drachenakademie. Er fliegt Ohnezahn, einen Nachtschatten (ein sehr schneller, komplett schwarzer Drache der blaue Plasmablitze schießt), worum ich ihn ehrlich gesagt etwas beneide.
Ich sehe die große Halle und die Schmiede von Grobian (Schmied), wo wir Drachenreiter meist unsere Sättel herstellen.
Ganz in der Nähe steht das Haus von Astrid, meiner besten Freundin. Sie fliegt einen Tödlichen Nadder (ein meist bunter und mit Stacheln übersähter Drache, der seine Schwanzstacheln abschießen kann), Sturmpfeil.
Mein Blick schweift über den Dorfplatz zu Rotzbakkes Haus. Ihn selbst mag ich nicht so, ich finde ihn etwas arrogant, aber ich mag seinen Drachen, Hakenzahn, ein Riesenhafter Alptraum (kann seinen ganzen Körper in Brand stecken, meist in Rottönen zu finden).
Meine Cousins, Raffnuss und Taffnuss wohnen ihnen gegenüber. Sie sind etwas verrückt -liegt wohl in der Familie- genauso wie der Drache, den sie reiten oder besser gesagt, sich die meiste Zeit darum streiten, ein Wahnsinniger Zipper (Drache mit zwei Köpfen, von denen der eine Gas spuckt und der andere es entzündet) namens Kotz und Würg.
Mein Blick fällt auf den Hafen, wo die ersten Fischerboote gerade auslaufen und dann weiter zu Fischbeins Haus. Ihn mag ich am meisten, er weiß einfach alles über Drachen und seine Gronkeldame (Gronckel gibt es in allen möglichen Farben, sie sind eher schwergewichtige, langsame Drachen mit einer Vorliebe zu Gesteinen aller Art) Fleischklops ist voll süß.

Tja, und dann ich. Anni. Mit meinen lockigen, roten Haaren hebe ich mich optisch von unserer Drachenreitergruppe ab. Ich bin vor etwa zwei Monaten nach Berk gekommen, eigentlich nur um meine Cousins zu besuchen, aber dann traf ich Zickzack, meinen Drachen, und zähmte ihn. Als ich dann in die Drachenakademie aufgenommen worden bin, zog meine Familie hinterher.
Zickzack ist mein Skrill (ein dunkelviolete-schwarzer Drache, der Blitze anzieht und weiter schießt. Ein Skrill kann seinen gesamten Körper unter Strom setzten und ist noch Stunden nach einem Angriff geladen; naher Verwandter des Nachtschattens). Zickzack verdankt seinen Namen seiner unglaublichen Manövrierfähigkeit. Er ist schnell und wendig, und mit unseren Ausweich-und-schieß-Manövern haben wir schon so manche Angreifer in die Flucht geschlagen.
Zickzack springt vom Dach und reißt mich aus meinen Gedanken. Er landet unter meinem Fenster und schaut erwartungsvoll zu mir hoch.
"Schon gut, ich komme ja!"

Schnell schlupfe ich in meinen braunen, mit Nieten besetzten Rock, tausche meinen warmen Schlafpullover gegen mein grünes, winddichtes Oberteil und schnappe mir meine Stiefel.
Ich stürme aus dem Zimmer und stoße dabei fast mit meiner Mutter zusammen. Sie sieht sehr müde aus, wie wenn sie überhaubt nicht geschlafen hätte. "Nanu, Anni, bist du schon wach?", fragt sie erstaunt.
"Ja, Zickzack hat mich geweckt. Aber ihr schlaft doch normalerweise noch, wenn ich mit Zickzack vor dem Frühstück eine Runde um Berk drehe. Wieso bist du schon wach?"
"Es ist wegen Gus", antwortet sie mit unterdrücktem Gähnen, "er hat die ganze Nacht ge... "
Sie wird durch ein kräftiges "HAAATSSCHIIII!!!", aus Richtung Feuerstelle unterbrochen. "Genau deshalb", seufzt sie.
Ich laufe die Treppe hinunter und sehe Gus, meinen kleinen Bruder. Er sitzt neben der Feuerstelle, in einen dicken Yakfell-Teppich gehüllt. Er sieht sehr blass aus und muss kräftig niesen.
"Was ist denn mit dir passiert,Knirps?", frag ich ihn.
"Hatschii!..bbin erkkkälte... hatschiii!.. erkältet!", stottert er zwischen zwei Niesanfällen. "Vermutlich die Aalpocken".
Oje, das ist schlecht. Aalpocken sind wie eine Grippe, nur schlimmer. Zudem regt er sich nicht einmal mehr auf, wenn ich ihn 'Knirps' nenne, was bedeutet, dass es ihn ziemlich kräftig erwischt hat.
Meine Mutter kommt die Treppe runter. "Er musste die ganze Nacht lang spucken und husten. Gegen früh ist es besser geworden, aber wir haben alle kaum geschlafen". Mit einem gequälten Lächeln fügt sie hinzu: "Außer dir und Zickzack".
Die Haustür geht auf und mein Vater kommt herein. "Oh Anni, du bist ja auch wach! Ich war gerade bei Gothi (unsere Stammesälteste, die sich mit Kräutern und Pflanzen aller Art auskennt), sie macht uns eine Medizin, aber die ist erst gegen Mittag fertig." Auf Vaters Schulter sitzt Feuerzunge, der Schreckliche Schrecken (katzengroßer, meist zweifarbiger Drache der punktgenau mit Feuer schießen kann) meines Bruders. "Ach, und Anni, da draußen wartet Zickzack auf euren Morgenflug!"
Den hatte ich fast vergessen! Ich packe schnell ein Stück Brot für mich und zwei geräucherte Fische für Zickzack ein, wünsche meinem Bruder Gute Besserung und schnappe mir Zickzacks Sattel. Mit einem freundlichem, aber ungeduldigen ''Groohar!" werde ich begrüßt.
"Ja ich wünsche dir auch einen guten Morgen. Na, wo soll's denn heute Morgen hin gehen?" Ich sattele meinen Drachen, der schon ganz ungeduldig mit den Flügeln schlägt. "Jetzt halt doch mal still!", rufe ich und schwinge mich in den Sattel. "So Kumpel, jetzt geht's los. Eine Aufwärmrunde um Berk und dann zur Akademie, so wie immer?"
Zickzack nickt zustimmend.
"Ach Anni", meine Mutter tritt aus der Tür nach draußen, "hohl doch bitte nach eurem Akademietraining die Medizin für Gus bei Gothi ab, ja?" "Klar, mach ich, tschüss!" Ich gebe Zickzack einen kleinen Stubs und er fliegt mit zügigem Tempo los.
Endlich!


Die Reiter von Berk (Wattys2016)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt