9. Zu früh gefreut...

741 57 3
                                    

Ich muss Zickzack finden...

Wieder auf der anderen Seite

Langsam trete ich aus dem Schatten des Türrahmens. Auf dem Treppenabsatz zucke ich kurz zusammen, als tiefe Stimmen an mein Ohr dringen. Gerade noch rechtzeitig kann ich mich zwischen zwei Kisten verstecken, da stapfen schon zwei Berserker vorbei.
"Die Kleine ist abgehauen!", ruft einer der beiden.
Warte... den kenne ich doch, dass ist der, den ich im 'Klo' eingesperrt habe... oder hatte.
Sofort kommt ein Trupp Wachen angelaufen.
''Na und?'', erkundigt sich einer von ihnen, ''wir haben doch den Skrill. Was ist an der Göre eigentlich so besonders, das der Chef sie unbedingt auch noch mitgenommen hat?''
Ich drücke mich gegen die steinige Wand, in der Hoffnung, dass sie zurück weicht und ich mich besser verstecken kann, denn aus ihrem Blickwinkel haben die eine wunderbare Sicht auf mich. Und ich zweifele nicht daran, dass der Typ von vorhin seine Drohung wahr macht und mich sofort zu Dagur schleift, wenn er mich findet. Und Dagur ist die letzte Person der ich jetzt unter die Augen treten möchte...

"Du hast dieses Drachen-Viech doch vorhin erlebt'', meldet sich ein anderer zu Wort. ''Das schießt auf alles, was sich ihm nähert. Der Chef sagt, die Kleine ist die Einzige, auf die an den Drachen rankommt, ohne zerfleischt zu werden''.
''Gut", sagt wieder ein anderer, "wenn die so scharf auf den Drachen ist, wird sie doch als erstes versuchen, ihn zu befreien, oder? Dann müssten wir doch eigentlich bei dem Drachen suchen''.
''Sehr gute Idee, Work. Mir nach!''
Work... ich glaube, den Namen habe ich auch schon mal gehört. Allerdings nicht in Verbindung mit guten Erinnerungen.
Sie machen sich auf den Weg und ich folge ihnen mit klopfendem Herzen. Ich versteckte mich in regelmäßigem Abstand hinter Felsen und dornigen Büschen, hoffend, dass sich einer von ihnen nicht einfach umdreht und mich erwischt.

Leider muss ich meine Verfolgung schon nach kurzer Zeit abbrechen. Die Männer laufen nun an einem steilen Hang abwärts, der zu einer Art Talkessel führt, an dessen Rand und Boden viele Holzhütten und Drachenkäfige stehen. In die riesigen Berge aus grauem Gestein sind Türen eingebracht, die wohl zu dem langen Gänge-Labyrinth führt, wo ich vorher irgendwo eingesperrt gewesen war. Leider wimmelt es dort unten nur von Berserkern. Ich könnte dort nicht durch, ohne das die mich erwischen. Zudem habe ich die Wachen-Truppe aus den Augen verloren.

Naja, egal. Ich weiß ja, das die zu Zickzack wollten. Was einerseits gut ist, so weis ich, wo ich nicht hin gehen werde. Andererseits auch ziemlich blöd, weil sie genau dort sind, wo ich hin wollte. Jetzt muss ich bis heute Nacht warten, und hoffen das man mich bis dahin nicht erwi...

''Da ist sie! Schnappt sie euch!''

Ruckartig drehe ich mich um. Die Wachentruppe, die ich vorhin belauscht habe, stürmt auf mich zu.
Wo kommen die denn her?!

Ich springe auf und sprinte los. Nicht in Richtung des Talkessels natürlich, aber die andere Richtung ist auch nicht besser. Hier ist das Gelände uneben, wie wenn man auf einer Art Damm rennt, und dazu ziemlich bröckelig. Bei jedem Schritt rutscht einiges an Gestein den Hang hinunter.
Blödes unbefestigtes Gelände hier!
Ich werfe einen Blick über die Schulter, was sich als eine ziemlich schlechte Idee entpuppt, den erstens sind mir meine Verfolger dicht auf den Fersen -als ob das nicht klar gewesen wäre- und zweitens komme ich mit meinem Fuß etwas zu weit nach rechts, und setzte somit einen starken Gesteinsrutsch in Gang.
Mit einem lauten ''Ahhhh!'' rutsche ich abwärts.
Zum Glück kommt die Steinlaviene schnell zum Stoppen. Ich kann mich zwar schnell aufrappeln und weiter rennen, doch ich habe einiges an meinem wertvollen Vorsprung verloren.
Zudem sind nun viel mehr Berserker auf mich aufmerksam geworden und egal wohin ich renne, ich laufe immer wieder irgendjemanden fast in die Arme.
Ich kann zwar immer gerade noch rechtzeitig ausweichen und umdrehen, aber ich merke, das meine Ausdauer -und vermutlich auch mein Glück- immer mehr schwindet.
Hundert gegen einen.
Finden die das fair?!

Gedankenverloren haste ich weiter, bis mein Weg urplötzlich abbricht.
Ich kann gerade noch rechtzeitig abbremsen, bevor ich fast hinunter falle.
Eine Sackgasse, na super. Genau das was ich brauche...
Erschrocken kneife ich die Augen zu. Ich erwarte, das eine oder mehrere starke Hände meine Schultern um greifen und mich zurück zu Dagur schleifen. Aber niemand kommt. Nach einer Weile traue ich mich, mich umzudrehen, doch es ist niemand zu sehen. Erleichtert atme ich auf und registriere endlich, wo ich mich eigentlich befinde.
Ich stehe auf felsigem Untergrund, der etwa einen halben Meter vor meinen Füßen im Nichts endet. Ähnlich wie ein Klippenvorsprung, nur das man nach der Kante kein Meer, sondern weiterhin nichts als Felsen und unbefestigtes Gelände sieht.

 Ähnlich wie ein Klippenvorsprung, nur das man nach der Kante kein Meer, sondern weiterhin nichts als Felsen und unbefestigtes Gelände sieht

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

Aber wenigstens kann ich mir von hier aus einen halbwegs guten Überblick verschaffen. Ich sehe über das graue Land hinweg. Ich muss nur bis heute Nacht warten, dann kann ich Zickzack befreien und wenn wir das offene Meer erreichen haben wir gewonnen.
Mir ist klar, dass das vermutlich nicht so einfach wird wie es klingt, aber das ist mir im Moment egal.
Wart's ab, Kumpel. Du wirst sehen, morgen früh sind wir beide wieder auf Berk.
Appropos 'sehen'... wenn ich hier oben auf dem Felsen stehe und alles, oder zumindest fast alles sehen kann, heißt das dann nicht auch, dass man... mich sehen kann!

Ruckartig drehe ich mich um und will von der Klippe wieder auf den Weg, falls man den so bezeichnen kann, rennen, da versperrt mir plötzlich ein großer Trupp schwerbewaffneter Wachen den Weg.
Yackdreck! Warum ausgerechnet jetzt?!

''So, so, sieh mal einer an. Scheinbar habt Ihr das Ende dieses Geländes erreicht, wehrte Lady'', grinst einer von ihnen höhnisch.
Wenn ich raten müsste, würde ich sagen das ist Work. Im Endeffekt ist das aber egal, da die, zumindest in meinen Augen alle gleich aussehen. Nämlich bedrohlich.
Er kommt ein paar Schritte auf mich zu. ''Ich würde sagen, du kommst widerstandslos mit. Das wird wohl das Beste sein''.
Das Beste für wen?!
Instinktiv weiche ich ein wenig zurück.
Ich soll mitgehen, damit die mich nochmal einsperren können? Vergesst es!
''Niemals!'', rufe ich laut, aber ich merke wie dünn meine Stimme klingt. Ich greife blindlings nach links und rechts, aber dort ist nichts weiter als Abgrund. Keine Äste oder sonst irgendwas, mit dem ich mich verteidigen könnte.
Der Berserker zieht sein Schwert und kommt weiter auf mich zu. ''Komm schon, Kleine, ich will dir nicht weh tun müssen''. Seine Stimme klingt fast sanft, aber in seinem Blick liegt eiskalte Entschlossenheit.
Das könnte euch so passen!
Ich weiche noch einen Schritt zurück und spüre das Gestein unter meiner Ferse abbröckeln und in die Tiefe stürzen.
Als ich nicht reagiere, nickt er den schwer bewaffneten Typen hinter sich zu.
''Ergreift sie!''

Die Reiter von Berk (Wattys2016)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt