Kapitel 1 - Shina Graham

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Es war ein Morgen wie jeder andere. Mein Wecker holte mich, wie immer, um sechs Uhr unsanft aus dem Schlaf und ich wusste, gleich würde wieder der Kampf um den ersten Platz im Badezimmer beginnen. Okay, den hatte meine Mum gewonnen, da sie schon längst auf Arbeit war, aber meine Schwester Daisy, mein Stiefvater Viktor und ich mussten dummerweise alle zur selben Zeit aus dem Haus. Also 'den letzten beißen die Hunde', sozusagen.

Diesmal hatte ich Glück. Im Korridor war noch nichts zu hören. Ich schlich mich schnell ins Bad, drehte den Schlüssel rum und tanzte meinen Siegestanz. Keine fünf Minuten später klopfte es an der Tür, "Mach hin! Ich muss auf Arbeit!", rief Viktor genervt. "Ach nee, das muss ich auch, stell dir vor!", murmelte ich vor mich hin. Ungefähr zehn Minuten später trommelte Daisy gegen die Tür und schrie, "Mach das Brett auf! Ich werde gleich abgeholt und wenn ich dann nicht fertig bin, wird Steve wieder sauer!". "Pech gehabt!", rief ich ihr zu. Genau wegen diesem Stress blieb ich meistens in meinem Bett liegen und wartete, bis alle fort waren. Aber heute wollte ich mir den Spaß einfach mal gönnen. Da war ich wenigstens einmal pünktlich auf Arbeit.

Nachdem ich das Bad verlassen hatte, schnappte ich mir schnell meine Jacke und Tasche und eilte zur Wohnungstür. Ich hatte keine Lust auf irgendwelche Diskussionen oder angepissten Gesichter und mein Frühstück holte ich mir sowieso, fast immer, beim Bäcker, auf dem Weg zur Arbeit. (Ich habe seit einer Weile einen Teilzeitjob in einem Mode Geschäft. Leider reicht das Geld nicht für eine eigene Wohnung. Aber ich hoffe, ich finde bald etwas Besseres, damit ich endlich aus diesem Irrenhaus raus kann und nicht mehr joggen gehen muss, nur um meinem Stiefvater aus dem Weg zu gehen...)

Eigentlich machte mir meine Arbeit im Laden Spaß, wären da nicht meine arroganten Kolleginnen, die sich für etwas Besseres hielten... (Stolzieren durch die Gegend, immer das Smartphone in der Hand, als hätten sie Angst, etwas zu verpassen... Stehen ständig vor dem Laden rum und gönnen sich eine Raucherpause oder lungern in einer Ecke im Laden herum und tratschen, wobei sie oftmals in meine Richtung sehen und anfangen, wie kleine Kinder zu kichern.) Wenigstens mit meiner Chefin hatte ich keine Probleme und weil sie mich anscheinend gut leiden konnte, ließ sie mich auch ab und zu eher nach Hause gehen. Wie das auch heute der Fall war.

Wieder Daheim, warf ich mich erst einmal auf mein Bett und schloss meine Augen. Erst eine gefühlte Ewigkeit später beschloss ich, mir noch schnell etwas zu Essen aus der Küche zu holen, bevor Viktor nach Hause käme und wieder nach einem Grund suchen würde, mich anzupöbeln. (Viktor...der Macker meiner Mum... scheint im Dauerzustand 'angepisst' zu sein und hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, mir das Leben zur Hölle zu machen. Es gibt eigentlich nichts, worüber er sich nicht aufregt oder was nicht meine Schuld war. Ich hör ihm schon gar nicht mehr zu. Er mir ja schließlich auch nie. Ich frag mich nur immer wieder, was meine Mum an diesem Idioten findet...)

Ich hatte mich gerade mit meiner Schüssel Cornflakes vor meinen PC gesetzt, da kam Daisy in mein Zimmer gestürmt. "Ich geh heute Abend mit Steve aus und muss mir mal was von dir zum Anziehen ausleihen.", sagte sie, während sie schon halb in meinem Kleiderschrank steckte. (Tja, leider komme ich mit meiner Schwester nicht so gut klar... Trotz dass sie zwei Jahre jünger ist als ich, macht sie ständig einen auf Klugscheißer und hält sich für Miss Perfect. Mit ihren pink getönten Haaren, viel zu kurzen Hotpants, High Heels und geschminkt wie der Joker aus Batman, kann ihr nur eine große Zukunft bevorstehen...) "Äh... Erstens: Schon mal was von 'anklopfen' gehört? Zweitens: Hast du nicht selber genug Klamotten?", dirigierte ich sie mit meinem Müslilöffel. "Tse... Natürlich hab ich genügend Klamotten, aber die hab ich eben alle schon einmal angehabt und ich will doch für Steve interessant bleiben!", sagte sie und durchwühlte weiter meinen Schrank. Ich saß da, fassungslos über ihre Naivität, "Mädel... du hast echt Probleme...". Endlich wurde sie fündig und hielt mir einen schwarzen Minirock, den ich mir gerade erst neu gekauft hatte, vor die Nase, "Den nehme ich. Bitte, Dankeschön.", und schon schlenderte sie nach draußen. "Hey! Bring mir den ja heile wieder zurück!", rief ich ihr noch hinterher.

❀ Beauty and... the Mutant? ❀Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt