Kapitel 10

1.5K 96 15
                                    

Ich hatte mir nichts dabei gedacht als ich Brendon und Kylie so angefahren war. Ich hatte mir nicht überlegt, wie sie darauf reagieren könnten und welche Konsequenzen das nach sich ziehen könnte.

Darüber machte ich mir erst später Gedanken. Im Grunde gab es zwei Möglichkeiten, die mir in den Sinn kamen. Entweder sie rissen sich jetzt endlich mal am Riemen und behandelten Julia wie einen vollwertigen Teil ihrer Gruppe oder sie ignorierten sie völlig.

Als ich mir noch mehr Gedanken machte, drängten sich mir noch weitere Möglichkeiten in den Sinn. Beispielsweise, dass sie Julia nun vielleicht richtig fertig machten. Möglicherweise würden sie auch einfach nur mich ignorieren oder mich dumm machen, das könnte ich zumindest besser verkraften, als wenn sie Julia weiterhin unfair behandeln würden.

Des Rätsels Lösung zeigte sich uns am darauffolgenden Montag.
Ich hatte mich mit Julia und Dylan auf halben Wege zur Schule getroffen, zusammen gingen wir den restlichen Weg. Als wir in die Schule kamen, sahen wir auch schon Brendon an Kylies Spind stehen.

Ich stöhnte genervt und verdrehte die Augen. Wie toll, dass wir den beiden gleich über den Weg laufen.
Ich bemerkte, dass sich Dylan ganzer Körper verkrampfte und Julia schaute sehnsüchtig zu Brendon und Kylie.

"Vergiss sie", sagte ich so leise, dass es nur Julia hören konnte. "Die Beiden sind bloß ein Idiot und eine dumme Kuh. Es bringt nichts, um solche Leute zu kämpfen. Die halten sich für was Besseres und kümmern sich niemanden, außer sich selbst. Glaub mir, du brauchst sie nicht in deinem Leben."

Julia nickte, doch ihre Augen ruhten weiterhin auf den beiden und verrieten mir, dass sie das noch nicht ganz glauben konnte. Brendon und Kylie dagegen ignorierten Julia vollkommen. Sie hatten uns gesehen, sich jedoch abgewandt und ihr Gespräch weiter geführt.

Als dann noch andere aus ihrer Clique dazu kamen, wussten diese anscheinend schon alle Bescheid. Denn auch die Restlichen von ihnen taten so, als gäbe es Julia gar nicht.

Oh man! Wie kann man nur so egoistisch, arrogant und eingebildet sein? Solche Leute sind furchtbar!

Ich mochte diese oberflächlichen Teenager wirklich nicht. Aber es spielte keine Rolle, wie wenig ich sie mochte. Das wichtige war, dass ich darauf achtete, Julia nicht in ihre Fänge zu lassen. Sie musste lernen, dass es besser war auf solche Leute zu verzichten.

Nur leider stand sie nun ganz alleine da. Zumindest während der Unterrichtszeit, wenn sie von Jugendlichen ihres Jahrgangs umgeben war. Während der Pausen und außerhalb der Schule hatte sie immerhin Dylan, mich und auch noch Dylans Freunde.

Aber ich hatte bereits eine Idee, wie wir das ändern konnten. Julia war ziemlich schlau und engagiert, wenn sie etwas interessierte. Das hatte ich schon mitbekommen. Zum Beispiel, wenn ein Unterrichtsfach sie ansprach, gab sie sich in dem jeweiligen Fach wirklich Mühe.

Ich überöegte, dass sie Gruppen der Schule beitreten könnte. Damit hätte sie eine Schnittstelle, an der sie neue Freunde finden konnte und wahrscheinlich hätte sie auch noch Spaß.

Während der Mittagspause versuchte ich herauszubekommen, wofür sie sich am meisten interessierte.
"Julia?"
"Mhm?", gab sie mit vollem Mund von sich.
"Weißt du eigentlich schon was du nach der High School machen willst?"
Sie schluckte den Bissen herunter und lachte: "Nein! Meine Güte, ich bin doch gerade mal ein Sophomore. Ich hab mir darüber noch keine Gedanken gemacht."

Schutzengel [Dylan O'Brien FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt