Kapitel 2

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Ich sah auf meine Uhr: 6:35 Uhr. 'Wer geht da schon freiwillig aus dem Haus?' , dachte ich und wickelte mein Tuch enger um meinen Hals. Obwohl es erst Mitte September war, kam es einem vor wie Anfang Winter. Draußen herrschte totales Aprilwetter: Es regnete in Strömen und der Wind pfiff so laut es ging. Noch nicht einmal die Sonne war richtig aufgegangen, was meine Stimmung nicht unbedingt verbesserte. Wenn das Wetter im Laufe des Tages nicht besser werden sollte würde ich mir das mit meiner Guten Laune noch mal überlegen.

15 Minuten später kam ich an der Bushaltestelle, an der mein Schulbus abfuhr, an. Da es jetzt zehn Minuten vor sieben war, sollte mein Bus eigentlich bald ankommen. Also wartete ich noch eine Weile und vertrieb mir die Zeit damit, über meinen Schwarm nachzudenken. Wie immer.

Ich wusste, dass ich niemals, wirklich NIEMALS eine Chance bei ihm haben würde, aber was sollte ich machen? Ich konnte mich ja schlecht einfach dazu zwingen, nicht mehr auf ihn zu stehen. Mein Lieblingsspruch war: "Warum liebst du ihn, wenn du weißt, dass er dich sowieso nie lieben wird?" "Warum atmest du, wenn du weißt, dass du sterben wirst?".
Dieser Spruch beschrieb mich und meine aktuelle 'Schwarm-Situation' so perfekt.

Warum ich bei ihm keine Chance hatte? Weil er berühmt war. Und damit meine ich jetzt nicht, dass er der Mädchenschwarm der ganzen Schule war, obwohl das vielleicht auch stimmte, nein, er war Sänger und Songwriter, stand sogar unter Vertrag bei einer amerikanischen Plattenfirma. Natürlich war er auch dementsprechend oft auf Tour. Er war also nahezu unerreichbar für mich. Naja, nahezu: denn ich hatte das große Glück, dass er auf meine Schule ging und nur ein Jahr älter als ich war.
Nur hatte er mich bis jetzt noch nicht eines Blickes gewürdigt. Aber das konnte ich ja eigentlich auch nicht von ihm verlangen. Er war viel zu beschäftigt und hing immer mit tausend anderen Mädchen rum. Er war jedoch mit keinem von diesen zusammen, wie er auf allen möglichen Plattformen wie Instagram, Twitter, ask.fm etc. berichtete. Jaja, ich war schon so eine kleine Stalkerin. . Hihi.

Plötzlich knuffte mich jemand in die Seite. Meine beste Freundin Nora. Sie musste gerade zugestiegen sein. Auch ich saß auf einem Platz im Bus. Ich hatte nicht einmal mitbekommen, wie ich eingestiegen war. Das war mir auch noch nie passiert. So gedankenverloren war ich noch nie gewesen.

"Hey. Erde an Lilly!! Na wo warst du schon wieder mit deinen Gedanken? Hmm.. lass mich kurz überlegen.. Vielleicht bei Tierrschie?!" zog mich Nora auf.
Na toll, jetzt hatte ich mich wirklich gefreut, dass ich ihn heute mal wieder nach 6 Wochen Ferien sehen würde und dann verdirbt ausgerechnet meine beste Freundin mir die Laune.
"Kannst du vielleicht mal deine Klappe halten und seinen Nachnamen nicht so laut rumbrüllen?!!" zischte ich durch fast geschlossenen Mund zurück. Nora sah mich leicht enttäuscht und entsetzt an.
"Oh. Sorry. Wunden Punkt getroffen, oder was?! Jetzt reg dich mal mal wieder ab. Hier merkt doch eh keiner, dass Leon gemeint ist!"
"Ja, genau, brüll seinen Vornamen auch noch rum, damit sofort jeder weiß, um wen es geht. Willst du dir vielleicht gleich ein Megaphon nehmen? Oder nein, noch besser: häng Dir doch einfach gleich eine bunt blinkende Lichterkette und ein Schild auf dem Alles ausführlich steht, um. Hmm?!" , blaffte ich sie an "Ach ja und außerdem: Nein, natürlich könnte man bei 'Leon' und 'Tierrschie' niemals auf 'Leon Tierrsch' kommen."
Stinksauer drehte ich mich in Richtung Fenster um und reagierte einfach nicht, als Nora erneut versuchte, mit mir 'Kontakt' aufzunehmen. Ich hatte gerade wirklich genug. Von ihr. Von allem. Ja, sogar von mir. Davon, dass ich gerade so angepisst war.

Als wir an der Schule ankekommen waren, wartete ich, bis alle ausgestiegen waren, um als letzte den Bus verlassen zu können...

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{So, das zweite Kapitel ist dann etwas länger geworden! :) Es tut mir leid, dass noch nicht so viel passiert, aber ich muss auch erst mal in die Geschichte reinkommen. Ich hab schon versucht, es so spannend und interessant wie nur irgend möglich zu machen}
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Broken Love ♡Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt