Broken Love ♡

Kapitel 4

"Hey, pssst, Nora.", zischte ich über die Köpfe zweier Mirschüler hinweg, dorthin, wo meine Freundin saß, zwei Reihen vor mir. Nora drehte sich langsam um, obwohl das gar nicht nötig gewesen wäre, weil die ganze Klasse ohnehin herum schrie und jeder Zweite herumlief. Keiner würde sie bemerken. Herr Pan war auch abgelenkt -wahrscheinlich war er in Gedanken bei Cleo- und deshalb beschloss ich, mich zu Nora vorzusetzen.
Als ich an ihrem Tisch ankam, guckte sie ein wenig betreten zu Boden: "Ich... ich hab dir einen Platz freigehalten, neben mir.", sagte sie leise.
" Hey, ähm... das ist t- ... also, Danke!", stammelte ich herum und hasste mich selbst dafür. Ich wollte ihr doch eigentlich von den Neuigkeiten meines, wie wir es so schön nannten, 'Forever-alone-Lebens' berichten. Ich hoffte einfach, dass dieses Gespräch die Stimmung zwischen uns beiden nicht sofort wieder runterzog.
"Ähm, ich wollte dir was erzählen, es geht um-", fing ich an, doch sie schnitt mir das Wort ab und sagte etwas lauter als ich, damit ich nicht weiterreisen konnte: "Ja, ich kann's mir denken" und dann leiser: "Schrei den Namen nich so laut rum, sonst merken die anderen noch was!"
Nach dem letzten Satz lächelte sie mir zu. Sie sah sogar etwas schuldbewusst dabei aus.
"Also reden wir in der Pause darüber?!!", fragte ich, obwohl ich die Antwort eigentlich schon zu kennen glaubte. Wieder bekam ich nur ein Lächeln zurück, diesmal aber ein zustimmendes.

Unser Lehrer redete sich vorne noch einen ab und klärte mit denen, die aufpassen noch einige organisatorischen Dinge, dann wurden die Klassensprecher gewählt -es waren die selben wie jedes Jahr, seit der sechsten Klasse- und danach entließ er uns endlich in die Pause.

Schon im Treppenhaus fing ich eine Konversation mit Nora an: " Also vorhin, da gab es einen Moment zwischen ihm und mir...!", beider Erinnerung an den Blick und das Zwinkern von ihm musste ich bereits grinsen. Ich musste wirklich sehr attraktiv aussehen, .... nicht!
"Willst du mir jetzt vielleicht mal von der Sache erzählen, oder weiterhin so vor dich hin grinsen wie ein bekifftes Erdmännchen?!!", riss mich Nora wieder in die Wirklichkeit zurück. Ich war ein wenig empört. Also so schlimm konnte mein Blick gar nicht gewesen sein. Zumindest war das für mich kaum vorstellbar. Aber Nora war bekannt dafür, immer ein kleines Bisschen zu übertreiben.

Nachdem ich mich wieder gefasst hatte, begann ich zu sprechen: "Er hat mir vorhin, als ich aus dem Bus gestiegen bin, zugezwinkert.", ich gab ein Quietschen von mir, dass sich anhören musste, wie ein sterbende Ferkel und schaute Nora erwartungsvoll an.
Doch sie schloss nur für zwei Sekunden oder weniger die Augen, sah mich von unten her an und antwortete dann mir der lieblichen und mitfühlenden Stimme einer Mutter: "Mann, Lilly. Du musst ihn endlich vergessen! So kommst du ja nie weiter, wenn du es nicht schaffst, Leo auf dich aufmerksam zu machen."
Als ob sie soo viel mehr Erfahrung gehabt hätte, als ich. Sie, die selbst auch noch nie in einer Beziehung gewesen war. Höchstens in Kindergartenbeziehungen, und eine solche hatte ich auch schon einmal.
"Ich dachte, vielleicht würdest du mir helfen, seine Aufmerksamkeit zu bekommen...?", fragte ich zögernd.
Sie dachte erst nach, wollte dann etwas erwidern, doch ich kam ihr zuvor: "Hey, du bist immerhin meine beste Freundin und du bist mir noch was schuldig, wegen Samstag letzte Woche!"
Hah, jetzt hatte ich sie, sie konnte gar nicht mehr Nein sagen.
Sie seufzte einmal, aber nur leise und fast unmerklich, dann gab sie mir als Antwort: "Okay, um halb zwei bei dir?!!"
"Geht klar!"
Ich lächelte nur.

Die restlichen Schulstunden vergingen schnell und ich passte nicht mehr auf, wer welchen Dienst in der Klasse übernahm oder sonstiges. Es war mir einfach völlig egal.
Ich wollte nur nach Hause.