Kapitel 6

39 3 3
                                    

Ich saß schon im Schulbus, als Nora einstieg und sich zu mir auf den einzigen freien Platz ganz hinten im Bus setzte. (Zuvor hatte schon ein kleiner Fünftklässler versucht, sich den Platz zu schnappen, woraufhin ich komplett rot vor Wut im Gesicht wurde, ihm meine Tasche mit dem gefühlt 60 kilo schweren Geschichtsbuch über den Kopf gepfeffert hatte und ihn wie ein Kindergartenkind anschrie: "Da ist schon für meine Freundin reserviert." . Seine Antwort war auch nicht weniger kindisch: "Aber ich war zuerst da!" . Ich musste ihm allerdings einen so furchteinflößenden Blick zugeworfen haben, dass er sich dann doch dafür entschied, sich mit einem Haufen anderer Schüler in den vorderen Gang des Busses zu quetschen.) Das erste was sie  mit einem verdutzten Blick von sich gab, war, dass es aber sehr komisch wäre, dass denn gerade heute, an einem Freitag, an dem doch eigentlich immer alle Schüler den Bus am Morgen nehmen würden, dass ihr Platz noch frei wäre. Daraufhin zuckte ich nur mit den Achseln und erwiderte: "Entweder ist das Glück heute ausnahmsweise mal auf meiner Seite, oder man sieht mir  meine Angespanntheit an."

Nora zuckte die Schultern und begann sofort zu reden: "Also, ich dachte, die Freistunde wäre ein guter Zeitpunkt. Aber ich weiß nicht, ob Le-"

"Schhh!!!", unterbrach ich sie aufgebracht und immer noch angespannt.

"Sorry!", erwiderte Nora ein bisschen genervt, sprach aber Gott sei Dank trotzdem leiser.

"Ob er, zur gleichen Zeit wie wir Freistunde hat." Sie sah mich entschuldigend an. "Ich wusste leider nicht, wie ich das rausfinden sollte.

"Ja, hat er."

"Was, woher willst du das denn jetzt bitte wissen. Das wird ja wohl kaum bei seiner obligatorischen Vita auf seiner Website dabeistehen?!"

"Er hat vor 6 Wochen ein Bild von seinem Stundenplan auf Instagram hochgestellt! Ich hab ihn auswendig gelernt..." Nora sah mich skeptisch an. "Gestern war erst Ferienende. Wir haben unsere Stunden- und Lehrerverteilung erst gestern erfahren. Das war wenn dann sein Alter!", sagte sie, anscheinend unglaublich stolz, in der Sache #LillysSchwarm auch mal Recht zu haben. Ich war nämlich unschlagber im Stalken.. Egal wie sehr sich meine Gegner, oder in diesem Fall auch Freundinnen bemühten. Und auch diesmal war ich ihr einen Schritt voraus:" ER bekommt seinen Stundenplan IMMER SCHON früher, genauer gesagt am Anfang der der Sommerferien, also am letzten Schultag, damit er seine bevorstehenden Touren besser planen kann!", ich holte kurz Luft und setzte noch ein ein wenig zu laut geratenes "IN YOUR FACE!" hinzu. Dann grinste ich, wie so oft, wie ein Honigkuchenpferd und freute mich des Todes, meine neuen Stalking-Ergebnisse los geworden zu sein und noch viel mehr, dass mein/unser Plan heute tatsächlich in die Tat umgesetzt werden konnte.

***

Der Schultag verging (natürlich ausgerechnet heute!!) kriechend langsam und  von Schulstunde zu Schulstunde wurde das unangenehme Kribbeln in meinem Bauch ein bisschen stärker und das alles, obwohl ich bei dem Plan später eigentlich fast gar nichts zu tun hatte. Im Grunde genommen musste ich nur dastehen und schön ausssehen und so tun, als würde ich überhaupt garnicht bemerken, dass Leon mich anschaut (wobei fraglich war, ob er das wirklich machen würde, garantiert war nichts. Und wenn Nora sogar an der Funktionstüchtigkeit von einem ihrer eigenen Pläne zweifelte, war das schon wirklich fraglich, ob er funktionieren konnte!).

Doch das mit dem schön aussehen allein war schon schwer genug, da mir über Nacht gefühlte zwanzig neue, in Rudolphs Nasenfarbe glänzende, Pickel gewachsen waren. Und wenn man dann noch bedachte, dass ich schön aussehen (mit Pickeln!) mit dem unbeobachtet aussehen, obwohl man genau weiß, dass man gerade beobachtet wird, verbinden musste, schien das für mich einfach unmöglich zusein. Zudem wusste ich, dass ich in seiner Nähe sowieso nicht authentisch rüberkommen würde, sondern dabei lächerlich aussehen würde!

***


Die Freistunde meines Todes war gekommen und ich überlegte mir zum zehnten Mal heute, ob ich mich nicht doch besser abholen lassen sollte.


"Lilly, du machst jetzt keinen Rückzieher. Erstens traust du dich sowas dann NIE wieder, zweitens hab auch ich mich seit gestern mental auf diesen Moment vorberietet und meinen Text in- und auswendig gerernt, was mich im übrigen eine Stunde gekostet hat, in der ich sehr viel lieber für die Physik-Klausur morgen gelernt hätte, und drittens darfst du dann heute Abend nicht zu mir kommen und dann bin ich, mal wieder #foreveralone. Und das bin ich sowieso schon viel zu oft. Ach ja, auf Tanzparty morgen darfst du dann vermutlich auch nicht."


"Okay. Ich lass mich nicht abholen, aber ich bin so aufgeregt. und mir wird immer total schlecht, wennn ich aufgeregt bin, das weißt du doch."  Ich sah ihren leicht verstört-skeptischen Blick und gab ihr die Antwort auf die Frage, die sie eigentlich stellen wollte, sich aber nicht traute: "Nein! Nicht so ein 'Ich-kotz-gleich-Schlecht' , sondern eher so ein 'Mir-is-wäh-Schlecht'!"


"Na also, dann passt ja alles. Das ist ja dann völlig normal.", antwortete sie erleichtert. "Auf geht's, wir besuchen jetzt deinen Lover...!"


***

"So, nochmal tief durchatmen, du weißt ja, immer schön lächeln und einfach-", ich schnitt Nora das Wort ab. "Halt einfach deine dumme Klappe und mach jetzt!" Nora drehte sich auf meine Aufforderung hin um und ging direkt auf Leon zu.

Und dann sprach sie ihn doch tatsächlich an...!


 


 


 

*Okay, Leute. Ja, ich lebe noch, hatte nur einfach eine Schreibblockade und absolut keine Ahnung, wie ich dieses Kapitel auch nur anfangen sollte. Aber jetzt ist endlich wieder einmal ein neues Kapitel da. Die Widmung geht übrigens an Sgathfall, weil sie mich unter meinem letzten Kapitel aufgefordert hat, weiterzuschreiben. Ich denke, dass bis zum 11. Januar jetzt erstmal wieder nichts kommen wird, weil ich selbst Prüfungen schreibe, in Fächern, für die ich wirklich viel lernen muss. Also bis dann irgendwann. C U! <3*


 





Broken Love ♡Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt