"Wie schlägt er sich denn?", fragte Amélie die Erzieherin ganz nebenbei, während sie sich eine Zigarette anzündete. Amélie hatte den Tick einmal im Monat eine einzige Zigarette zu rauchen. Warum, wusste sie selbst nicht. Irgendwann hatte sie damit angefangen und jetzt konnte sie damit nicht mehr aufhören. Aber sie hatte es unter Kontrolle, fand sie. "Mademoiselle hier ist rauchen verboten", wies die Erzieherin sie an. Amélie konnte an ihrem Blick sehen, dass sie alle Mütter, die rauchten, für Rabenmütter hielt. Sie besonders, weil sie zusätzlich noch arbeitete. Amélie war es egal. Sie liebte ihre Arbeit und sie hatte sich nicht bis zur Abteilungsleiterin der Pfefferminzbonbonherstellung hochgearbeitet, um wegen dem Kind alles wieder aufzugeben. Nachdem sie Antonin im Kindergarten angemeldet hatte, hatte Amélie wieder begonnen zu arbeiten. DAS hieß nicht, dass sie ihr Kind nicht liebte. Amélie verdrehte nur die Augen und steckte ihre Zigarette wieder weg. " Nun?", hakte sie nochmal nach. "Antonin ja. Er ist ein ruhiges Kind. " Das wusste Amélie bereits. "Er ist aufgeweckt, ja sogar schlau .Er konnte bereits die Farben vor allen anderen Kindern." 'Mein Werk' dachte sich Amélie verschmitzt. Sie brachte auch zu Hause ihrem Sohn vieles bei, dass ihm nützlich sein wird. " Er kann seinen Namen schon schreiben und bis 30 kann er auch schon zählen. Man könnte fast denken sie hätten ein kleines Wunderkind." 'Mein Sohn' dachte sich Amélie und sie musste lächeln, denn auf einmal dachte die Erzieherin gar nicht mehr so schlecht von ihr. Dieses wunderbare, verzaubernde Lächeln von Amélie. Ein jeder, der es sah war wie gefangen davon. Es strahlte eine Wärme aus, die schwer zu beschreiben war. Sogar die schroffe Erzieherin, die übrigens einem Karpfen ähnelte, musste lächeln, als sie es sah. "Da ist er ja schon ihr Wunderkind", bemerkte der Karpfen. Antonin kam gerade aus einer Tür und als er seine Mutter sah, stürmte er auf sie zu. Antonin war gerade 4 Jahre alt. Amélie stoppte ihren Sohn, hob ihn hoch und wirbelte ihn einmal im Kreis herum. "Hallo mein kleines Wunderkind", kicherte Amélie ihm zu und gab ihm einen Kuss. "Hallo Mama.", erwiderte er fröhlich " du riechst so gut." Antonin sagte das jeden Tag. Amélie war sich bewusst, dass sie durch ihre Arbeit wahrscheinlich einen gewissen Pfefferminzgeruch haben musste, aber sie fand es immer wieder belustigend, dass das ihrem kleinem Wunderknaben auffiel. Sie nahm ihn auf ihre Schultern und sie verließen den Kindergarten. Der Karpfen schaute ihnen entsetzt hinterher, aber Amélie war es egal. Ihr war es generell egal, was die Leute von ihr dachten.
Vom Kindergarten aus war es nicht weit bis zur Rue de Paris, in der ihr Haus lag, also holte Amélie ihren Sohn immer zu Fuß ab. Zudem legte Amélie Wert darauf, die Umwelt möglichst wenig zu belasten. Am Heimweg erklärte sie ihrem Sohn , wie jede Pflanze am Straßenrand hieß und wie immer blieb sie bei einem Pfefferminzbüschel in einem Park stehen. Sie hob ihren Sohn von den Schultern und lies ihn daran riechen. "Weißt du noch, was das ist, Schatz?", fragte sie ihren Sohn. " Pfefferminz, Mama. Es riecht wie du.", antwortete Antonin. "Richtig wie immer. Weißt du eigentlich, wie stolz ich auf dich bin? Du vergisst nie auch nur einen der Pflanzennamen." Antonin lächelte nur. Er hatte ihr Lachen geerbt. Amélie fand, es war sogar noch viel schöner. Auf einmal erstarrte sein Lächeln. "Mama, was passiert, wenn man stirbt?", fragte Antonin plötzlich. Amélie war geschockt. Ihr Sohn war vier und er fragte diese Frage, die Eltern so sehr fürchten wie die nach der Herkunft von Kindern. Amélie wusste nicht, was sie ihm antworten sollte. Sie war nicht gläubig und wollte auch nicht ihren Sohn etwas von einem Leben im Himmel vorgaukeln. Also entschied sie sich das zu sagen, was sie wirklich dachte. Amélie schluckte und sagte: "Das wissen nur die Toten selbst. Ich selbst weiß es nicht Antonin, ich weiß es nicht." Und sie zündete sich ihre monatliche Zigarette an.
Für Amélie, Antonins Mutter, finde ich Audrey Tautou perfekt. Sie spielt in dem Film "Die fabelhafte Welt der Amelie" die Hauptrolle und auch ich geb ihr wieder die Rolle einer Amelie. Der Film ist einer meiner Lieblingsfilme und meine absolute Lieblingsliebeskomödie. Wer den Film kennt,wird ihn schon in meiner Einleitung ein wenig wiedererkannt haben. ;)
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Antonin Seurat - Porträt eines Prostituierten
Mystery / ThrillerWie ist es jenseits jeglicher gesellschaftlicher Anerkennung zu leben? Antonin weiß es. Seit wann er schon ein Stricher (genauer gesagt: Callboy) ist, weiß er nicht mehr. Es vergehen keine Tage, es vergehen Freier. Manche zahlen mehr, manche weniger...