Vichy V

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Antonin spürte es zum ersten Mal mit 13. Dieses merkwürdige Gefühl im Bauch. Gepaart mit Angst, aber auch Freude. Und vor allem noch etwas anderes. Letzteres war das schönste daran. Aber Antonin wusste nicht, was es war, denn er hatte es noch nie zuvor gefühlt. Er wusste nicht, dass man dieses Gefühl Liebe nannte.

Antonin ging gerade von der Schule nach Hause, als Eddy ihm nachlief. "Antonin? Warte mal kurz", rief er Antonin hinterher. Er war ziemlich außer Puste und schnaufte erstmal ein paar mal durch. "Hey hättest du heute Lust mit zum See zu kommen? Ich hab ne ziemlich coole Stelle gefunden von der man reinspringen kann und ich wollt die euch zeigen. Also dir und Romaine.", fragte ihn Eddy immer noch schnell atmend. "Beruhig dich erst mal. Wieso hast du mich nicht gleich in der Schule gefragt? Aber ja gerne, wann soll ich vorbeikommen? " "Ehm, ich hab das heute voll vergessen dich das schon in der Schule zu fragen und jetzt gerade ist es mir wieder eingefallen. Kannst eigentlich gleich vorbeikommen, nachdem du gegessen hast. Wir haben eh keine Hausaufgaben mehr auf." Es war Hochsommer und die Ferien standen kurz bevor. Antonin bemerkte, dass Eddy furchtbar nervös war und legte einen Arm um ihn. " Alles ok bei dir? Wenn irgendetwas ist, kannst du mit mir darüber reden." "Nein ist eigentlich alles ok, ich ähm, also eigentlich nicht....ach das siehst du dann schon am See. Ich geh jetzt besser nach Hause zum essen." Und schon war er wieder weg. Antonin war irritiert von seinem Auftritt gerade eben. Irgendetwas stimmte nicht.

"Oh verdammt Mama, wieso schmeckt das so gut? Und dieser Geruch erst... Was ist da drin?" Amélie hatte sich einen Mixer zugelegt, mit dem sie jetzt jeden Tag neue Fruchtsäfte, Kuchenteige oder ähnliches herstellte. "Wassermelone und...... Ach, das zweite kannst du erriechen." "Pfefferminz! Deswegen schmeckt es so gut. Weil es nach dir schmeckt.", sagte Antonin und gab seiner Mutter einen Kuss auf die Wange. "Du bist ein kleiner Engel, weißt du das? Wie war die Schule heute?" "Ganz ok. Wir machen fast keinen Unterricht mehr. In Deutsch haben wir "Die fabelhafte Welt der Amélie" auf deutsch angesehen. Die Amélie aus dem Film ist dir aus dem Gesicht geschnitten, Mama. Nagut, du bist etwas hübscher. " "Du kleiner Chameur wirst dich vor Verehrerinnen gar nicht mehr retten können, wenn du weiter so charmant bist.", sagte Amélie, wuschelte ihm durch die Haare und lachte. " Wo ist eigentlich Papa?", fragte Antonin. Amélies Lächeln wurde schmäler. Komischerweise passierte das öfters, wenn Antonin das Wort "Papa" benutzte , aber nie wenn er Jaques sagte. Antonin bemerkte das nun schon seit mehr als vier Jahren. Er hatte früher das Gefühl gehabt, dass seine Eltern ein unzertrennliches Team waren. Aber seit einem bestimmtem Tag war es nicht mehr wie vorher. Antonin glaubt zwar, dass sich seine Eltern sich immer noch liebten, aber irgendetwas ihre Beziehung zueinander trübte. "Er hat gesagt er besucht noch einen Freund nach der Arbeit. Er kommt wahrscheinlich erst gegen 20 Uhr nach Hause.", antwortete Amélie. " Ach ja darf ich heute noch an den See mit Eddy und Romaine? Ich weiß ich sollte noch was für die Schule machen, auch wenn die Ferien nicht mehr weit sind..." "Halt die Klappe. Du bist noch jung. Geh und hab Spaß. Die Jugend ist nicht dazu da, um das Leben mit Lernen zu verschwenden, sondern um aus dem Leben zu lernen. Also geh schon", forderte Amélie ihn auf und scheuchte ihn hinaus.

Als Antonin am See ankam, erblickte er Romaine am Ufer, aber Eddy konnte er nicht entdecken. Komisch, er war ja so erpicht darauf gewesen, ihnen diese tolle Stelle zu zeigen und jetzt war er noch nicht hier. Romaine saß am Ufer und starrte auf den See hinaus. Antonin hingegen starrte Romaine an. Es tauchte wieder dieses merkwürdige Gefühl im Bauch auf. Es schien sich alles zu verkrampfen dort unten, immer wenn er sie sah. Was war das? Es fühlte sich so gut an, aber gleichzeitig füllte es seinen ganzen Körper mit einer unerfüllten Sehnsucht. Er erwachte erschrocken aus seinen Gedanken, als jenseits des Sees ein Zug vorbeisauste und die Idylle störte. Er musste wohl laut eingeatmet haben, denn Romaine drehte sich um und bemerkte ihn. Sie lächelte ihn an und erhob sich. Dieses Lächeln war so wunderschön. Antonin konnte nicht anders als ihr Lächeln zu erwidern, während sein Bauch sich so anfühlte, als ob er gleich platzen würde. Er lief zu ihr und sie umarmte ihn stürmisch. "Hallo Antonin. Ich bin so froh, dass du gekommen bist.", begrüßte sie ihn. "Hi Romaine. Wo bleibt denn Eddy? Er wollte uns doch ne tolle Stelle zeigen, von der man in den See springen kann." Romaine wurde sichtlich nervös. "Er...er wird nicht kommen..." "Was? Ist ihm etwas passiert?" "Nein nein, ihm fehlt nichts es ist nur so...es war von Anfang an ausgemacht, dass er nicht kommt." Antonin war irritiert und sagte nichts darauf. "Antonin, wir machen nie mal alleine was zusammen, wenn ich dich sehe ist immer Eddy dabei. Das soll jetzt nichts gegen Eddy sein ich mag ihn furchtbar gerne nur es gibt etwas, das ich die schon lange sagen möchte und das wollte ich dir unter vier Augen sagen." Antonin bemerkte erst jetzt, dass es stimmte, was sie sagte. Er machte oft mit Eddy alleine, aber nie mit Romaine. Da waren sie immer zu dritt gewesen. "Ich hab ihm gesagt, er soll dich hierherschicken, weil ich weiß nicht, ob du gekommen wärst, wenn du gewusst hättest, dass nur ich da bin." Sie schaute betreten auf den Boden. Antonin kannte sie so nicht. Sie war sonst immer so wild und selbstbewusst, aber jetzt wirkte sie unsicher. Er wollte sie so nicht sehen. Es wandelte das Gefühl in seinem Bauch zu einem Schmerz um. Er wollte sie wieder Lächeln sehen. "Ich wäre auch so gekommen, Romy. Ich mag dich furchtbar gerne und.... " Antonin atmete tief durch "und immer wenn ich dich sehe, dann habe ich so ein gutes Gefühl im Bauch." Nach diesen Worten, blickte sie wieder auf und ihre Augen begannen zu leuchten. Er lächelte sie an und sie erwiderte es. "Die Sache, die ich dir sagen wollte...es....ich..." stotterte sie. Sie blickte verlegen von ihren Händen zu Antonin. Plötzlich legte sie ihre Hände auf Antonins Wangen und drückte ihre Lippen auf Antonins. Antonin begriff erst nicht, aber dann spürte er wie sich der Knoten in seinem Bauch löste und dieses Gefühl durch seinen ganzen Körper strömte. Das war also liebe. Antonin schloss die Augen. Aber kurz darauf löste Romaine wieder ihre Lippen von seinen. Sie lächelte ihn noch mal an und lief auf einmal weg. Antonin war irritiert und sofort war der Knoten wieder da. War er zu schlecht gewesen? " Romaine bitte bleib stehen. Wieso läufst du weg? War ich schlecht?" Sie hielt inne und drehte sich um. "Nein, es war perfekt. Aber ich hab das mal in nem Film gesehen, dass eine nachher weggelaufen ist, ich glaub das macht man so." sagte sie. "Du musst mir jetzt nachlaufen", fügte sie noch laut flüsternd hinzu und rannte lauthals lachen wieder davon. Antonin musste auch lachen und lief ihr nach.

Ja dieser kleine Bimpf namens Dean Charles Chapman, bekannt aus Game of Thrones (ja schon der zweite, ich weiß xD) ist wirklich schon 18 und spielt Eddy. :)
Ich hab so das Gefühl, dass die Vichy-Storyline ein bisschen zu langweilig für manche ist, aber sie erklärt eben einiges aus der Berlin-Storyline und auch hier wird es noch spannend werden, keine Sorge.:)

Antonin Seurat - Porträt eines ProstituiertenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt