Der Duft seines Aftershaves hing noch immer in der Luft. Es war kräftig, markant, betäubend. Ich schloss die Augen und atmete ihn noch einmal tief ein, bevor ich ihn nie wieder weder sehen noch riechen würde.
Langsam, noch betäubt stand ich auf. Ich hatte nicht mehr viel Zeit bis es dunkel werden würde, also machte ich mich auf zur Hauptstraße.
Dort angekommen stellte ich mich an den Rand, setzte mein süßestes Lächeln auf und streckte meinen Daumen aus. So tief war ich gesunken: ich musste per Anhalter fahren.
Keine 5 Minuten später hörte ich lautes Donnern. Verdammt. 30 Sekunden später war ich komplett durchnässt und fror. Mein Lächeln war verschwunden, und kein Autofahrer hatte Anstalten gemacht mich mitzunehmen.
Ich gab auf. Wenn mich in den nächsten 10 Sekunden niemand mitnehmen würde, fahre ich eben schwarz mit der Bahn. Hatte ich ja auf dem Weg hierhin schon gemacht.
Ich zählte los.1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 -7 - 8 - 9 - bitte? - 10.
Und mein Stoßgebet wurde erhört. Zwei Zentimeter neben meinem Daumen hielt ein schwarzer Wagen, ein edler Zweisitzer. Bitte ist das jetzt kein alter Sack, der als Gegenleistung was von mir will.Der Fahrer ließ das Fenster runter, und rief mir entgegen: »Na, bin ich jetzt an der Reihe, dir zuzuhören? Oh Gott, du Arme, du bist ja ganz nass!«
Ich öffnete die Beifahrertür, während er etwas ungelenkig im Sitzen sein Jackett abstreifte und es mir hinhielt.
»Zieh das an. Sonst erfrierst du.«Eine Minute Später fand ich mich wieder, wie ich im - anscheinend verdammt teuren - Auto des Unbekannten vom Stein am Fluss wieder. Ja, ganz Recht. Mister Ich-zerstöre-Mülleimer-verschenke-Kaffee-heule-mich-dann-bei-dir-aus-und-küsse-deine-Hand. Ganz genau. Er.
»Also, warum fährst du per Anhalter?«
Ich wollte nicht antworten. Ich wollte nicht erzählen, dass ich nicht wusste, wo ich die Nacht verbringen sollte. Also schwieg ich. Lange schwieg ich. Er hatte die Frage von mir vorhin ja auch nicht beantwortet.»Wo willst du überhaupt hin?"
»Weg, einfach nur weg.«
»Also ich kann dich noch so 25 Kilometer mitnehmen, dann bin ich zuhause. Wo soll ich dich rauslassen?«, antwortete er. Er war so hilfsbereit, ich war überrascht.»Egal, einfach bei der nächsten Autobahn-Haltestelle.«
»Du willst doch nicht im Ernst wenn es fast dunkel ist, und regnet noch weiter per Anhalter fahren, das ist gefährlich!«
Ich wollte nicht als hilflos dastehen, aber ich hatte auch keine Ahnung, was ich jetzt machen sollte. Aber er kam mir zuvor, und schlug vor:
»Du kommst jetzt einfach zu mir mit. Wir essen etwas, und du hast auch einen Platz zum schlafen, und musst nicht weiter per Anhalter fahren.«Naja, es war weniger ein Vorschlag, sondern eher ein feststehender Plan.
Er war mir sympathisch, aber ich kann doch nicht einfach bei ihm übernachten. - Obwohl ich das gerne würde. Andererseits hatte ich keine Ahnung, wo ich sonst schlafen würde.
»Wir sind gleich da.«
»W-warten sie.«, stotterte ich.
Er hielt gerade vor einer Tiefgarage an.»Ach du meine Güte.«, fing er an »du kannst mich duzen, aber du weißt ja noch nicht mal meinen Vornamen. Ich bin Marcus. Aber du kannst mich auch Marc nennen.«
Er hielt mir seine rechte Hand hin.
»E-Elisabeth.«
Das Tor der Garage hatte sich gerade geöffnet, und er wollte losfahren, aber lies das Lenkrad dann doch los, und wandte sich zu mir: »Hast du Angst vor mir?«
Ich wusste nicht recht, was ich antworten sollte, und schaute auf die Spitzen meiner nassen Schuhe.»Hör zu, Elizabeth. Ich will dir keine Angst machen, ich habe mir Sorgen gemacht, und ich bin einfach sehr spontan. Bitte verzeih' mir.«
Ich musste lächeln. Er war irgendwie lieb. »Danke.«
Er lächelte. »Wofür?«
»Ich weiß nicht, ich hatte das Bedürfnis, 'Danke' zu sagen.«
»Musst du nicht, ich mache das sehr gerne.«Er fuhr in die Garage und stieg aus dem Auto aus, doch bevor ich auch aussteigen konnte, stand er schon lächeln da und hatte mir die Tür des Autos aufgehalten.
Ich stieg aus, was anstrengender war als gedacht, weil das Auto sehr tief war und ich mich so auch noch einigermaßen unelegant mit den Händen am Autositz abstützen musste. Marc schien das nicht zu interessieren, er lächelte weiter.Durch eine weiße Tür, die mir bis gerade eben nicht aufgefallen war, ging er in ein Treppenhaus, das fast vollständig aus Glas bestand. Ich folgt ihm vorsichtig und versuchte mit ihm Schritt zu halten, was schwer war denn er hatte lange Beine und machte sehr große Schritte.
Ich versuchte, was durch die Fenster zu erkennen, aber es war schwer weil sie spiegelten, und ich dann nur mich sah. Mit Haaren, die außerordentlich durcheinander waren, und zerknitterter Kleidung. Und dann auch noch das verschmierte Make-up. Schnell ergriff ich die Möglichkeit und rettete, was zu retten war.
Marc war schon weitergegangen, also musste ich raten, wo lang es ging. Ich ging die Treppen noch eine Etage hoch und entdeckte ihn dann, wie er auf einer wahnsinnig großen weißen Couch saß.
»Schau dich ruhig ein bisschen um, ich bestelle währenddessen was zu essen. Was isst du gerne?«
»Ich mag alles, nur kein Fleisch. «
»Ich kann bestellen was du willst. Chinesisch oder Burger?«
»Mmh, Chinesisch.«
»Gute Wahl. «, sagte er und zwinkerte. Warum hat er gezwinkert?! Oh Gott, er verunsichert mich echt.
Ich bemerkte, dass ich immer noch halb im Treppenhaus stand, also ging ich weiter in das Zimmer zu der gigantischen Fensterfront. Diesmal konnte ich - im Gegensatz zum Treppenhaus - aus den Fenstern schauen und auch etwas erkennen. Die Stadt leuchtete in der Ferne. Wir waren ziemlich weit gefahren, um zu seinem Haus zu kommen.
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daddy and babygirl ["The Affair"]
Romance»Ich bin Marcus, aber du kannst mich Marc nennen.« *** Elizabeth und Marc sind so verschieden, und verstehen sich doch so gut. Marcus ist ein großer, alter, gutaussehender Teddy-Bär voller Selbsthass. Es gibt nur einen Menschen für ihn, die noch Lic...