Peinliche Momente

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"Ich geh' mal duschen, bevor das Essen kommt! Mach dir ruhig den Fernseher an.", rief Marc mir durch die geöffnete Badezimmertür zu.

Ich ging zur Couch und setzte mich hin. Auf dem glänzenden Tisch vor mir lag eine Fernbedienung, mit der ich den TV anschaltete. Es lief nichts spannendes, also entschied ich mich für Freunde mit gewissen Vorzügen. Ich mochte den Film, ich hatte ihn schon mal gesehen.

Gerade zur am wenigsten passenden Szene kam Marcus wieder. Zur Sexszene. Toll. Das war so extrem peinlich!
"Romantik-Komödien - wirklich Elizabeth?"
"Ich mag es romantisch!"

Er setzte sich neben mich auf das Sofa, und mit neben mich meinte ich eher fast auf mich. Dazu kam noch dass er nur Boxershorts trug, und ich so seinen trainierten Oberkörper sehen konnte.

Ich bemerkt gar nicht dass ich ihn anstarrte, bis ich meinen Blick hob um ihm in die Augen zu schauen. Als ich bemerkte dass sich unsere Blicke trafen fiel mir auf wie durchdringend seine Augen waren.

Marcus durchbrach die überhaupt nicht unangenehme Stille: "eigentlich mag ich ja Romantik."

Vorsichtig strich er mir eine Haarsträhne hinter das Ohr und ließ seine Hand an meinem Nacken. Seine andere Hand legt er vorsichtig auf meinen Oberschenkel. Ich konnte seinen Augen und seinen Berührungen nicht mehr standhalten und wich seinem Blick aus.

"Ich bin dir zu alt, oder?"

"Elizabeth, hab keine Angst. Ich werde dir nichts tun. Wir kennen uns seit weniger als einer Stunde, ich mehr über dich erfahren", fuhr er fort und küsste ganz sanft meine Stirn. Ich schloss meine Augen während ich den federleichten Kuss auf meiner Haut spürte.

Als ich sie wieder öffnete sah ich Marc direkt in seine blauen Augen. Mein Blick glitt runter zu seine Lippen, die ich vor wenigen Sekunden noch auf meiner Stirn gefühlt hatte.

Ich dachte garnicht mehr drüber nach, und neigte meinen Kopf leicht nach rechts. Marcus' Blick lag währenddessen auf meine Lippen, wanderte aber wieder hoch zu meinen Augen.

Aus meinem Bauchgefühl heraus schloss ich meine Augen. Man konnte das Knistern zwischen uns schon fast spüren, und ich konnte nur seinen Leisen, ruhigen Atem hören, bis die Stille durch ein lautes Geräusch jäh gebrochen wurde. Es war die Türklingel.

Marcus stand auf und ging zur Tür. Der Lieferjunge hatte ein rotes Shirt an und sprach mit einem leichten chinesischem Akzent: „Guten Abend. Hier ist ihr Essen wie bestellt. Ich wünsche ihnen guten Appetit." Musste er denn nicht bezahlen?

Marcus lief mit den zwei Papiertüten in die Küche und legte sie auf die Ablage. Ich ging zu ihm und lehnte mich an den Tresen.

„Musst du nicht bezahlen?"

„Ich bestelle da so oft, die kennen mich.", lachte er.

„Achso.", gab ich zurück.

Er nahm mehrere weiße Kartons aus den Tüten, öffnete sie und breitete sie auf der marmornen Platte aus. Dann ging er zu einer Schublade und nahm zwei Teller und Besteck raus.

„Was willst du essen?"

Ich war erstmal überwältigt von der Masse an Essen und konnte mich nicht entscheiden.

„Sieht alles gut aus."

„Du kannst ja mit den Gemüse-Nudeln anfangen, die sind super."

„Okay, gerne."

Marcus schüttete den Inhalt der Box auf einen weißen Teller und gab mir noch eine Gabel.

„Komm, wir essen vor dem Fernseher.", rief er mir zu als er mit seinem Teller in der Hand auf das Sofa zulief.

Ich setzte mich neben ihn, wie er vor wenigen Minuten neben mich. Ich spürte die Wärme, die von ihm ausging. Er griff nach der Fernbedienung und schaltete den Fernseher an.

Es lief noch Freunde mit gewissen Vorzügen, aber der Film war schon fast zu Ende.

"Es ist doch immer so, dass man am Ende mit der Person zusammen ist, mit der man über alles reden kann und der nichts peinlich ist."

"Wahrscheinlich, ja."

***

Er nahm unsere Teller und brachte sie in die Küche. Dann ging Marcus in Richtung seines Schlafzimmers und ich ging hinterher.

Sein Schlafzimmer war riesig und schlicht. So wie Marcus selbst. Das Bett war riesig und sah extrem bequem aus. Ich setzte mich auf die Bettkante.

"Fühl dich wie zuhause."

Marcus öffnete den Kleiderschrank und zog eine graue Wolldecke heraus, und ging auf die Tür zu.

"Gute Nacht."
"Warten Sie , Marcus. Wo schlafen sie denn dann wenn ich hier schlafe?" Ich stand auf und ging eine Schritt auf ihn zu

"Auf dem Sofa, ich hab nur ein Bett. Und bitte nenn' mich Marc. Ich bin alt aber trotzdem musst du mich nicht Siezen."

"Ok. Marc." Seinen Namen betonte ich extra und sah wie er zufrieden leicht grinste. "Aber sie sind nicht alt."
Er lachte auf, er hatte eine raue und sympathische Lache. Unbewusst hoben sich auch meine Mundwinkel.

"Doch bin ich. Wie alt bist du, 17?"
"16. Ich nehme das mal als Kompliment."

"Ich bin 20 Jahre älter als du."
"Als ich dich an der Promenade gesehen habe, hab' ich dich Anfang dreißig geschätzt. Du hast dich gut gehalten, Marc."
"Findest du? Lieb von dir." In seinem Gesicht konnte ich ein ehrliches und glückliches Grinsen erkennen. Es war niedlich. Wenn man einen 20 Jahre älteren Mann so nennen konnte.

"Ich bin so alt, ich könnte dein Vater sein."
"Ich kann dich ja Daddy nennen."

Diesmal hatte er einen undefinierbaren Ausdruck im Gesicht stehen. Ich konnte es nicht ganz deuten, aber er sah teils überrascht aus, aber da war noch eine andere Emotion.

"Ok, dann überlege ich mir auch einen Spitznamen für dich. Wie wäre es mit Honey?" Er ging einen Schritt auf mich zu und ließ die Wolldecke zu Boden sinken.
"Oder Kitten?" Noch einen Schritt. Mein Atem wurde schwerer und es war schwer bei Konzentration zu bleiben.
"Oder... Babygirl?" Er ging noch einen Schritt und es waren nur noch wenige Zentimeter zwischen uns.

Marc hob mein Kinn mit seinen Fingern nach oben. Ich schloss meine Augen, ganz betäubt von seiner Berührung.

"Du bist so verdammt süss, Babygirl.", füsterte er in mein Ohr. Er platzierte einen sanften Kuss auf meiner Wange, kaum spürbar und doch löste es in mir unbeschreibliche Gefühle aus, und ich spürte wie ich rot wurde.

"Gute Nacht."

Ich öffnete meine Augen langsam und sah wie er aus dem Zimmer lief.

Ich ging in das Bad und wusch mir das Gesicht. Ich wollte morgen nicht schrecklich aussehen, also machte ich auch mein MakeUp mit noch mehr Wasser ab und trocknete mein Gesicht an dem Handtuch neben dem Waschbecken ab. Es roch nach Aftershave. Der Duft war herb, männlich und dennoch frisch. Ich mochte seinen Geruch.

Ich lief zurück in das Schlafzimmer und sah dass der Kleiderschrank von Marc noch offen stand, also nahm ich, frech wie ich war, ein Shirt von ihm aus dem Stapel.

Ich zog mich aus, bis auf meinen Slip und zog das weisse Shirt über. Es war gross und angenehm weich. Leichtfüssig ging ich zurück zum Bett und legte mich unter die Decke.

Was hatte ich getan? Ich liege gerade im Bett eines fremden Mannes und meine Eltern haben keine Ahnung wo ich bin. 

Aber zum ersten Mal seit langem fühlte ich mich wohl. Seine Stimme hallte immernoch in meinem Kopf wieder. Babygirl. Du bist so verdammt süss.

Ich merke garnicht, wie ich langsam in einen tiefen Schlaf glitt.

daddy and babygirl ["The Affair"]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt