Mein Leben, in Gefahr. Kapitel 1

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Kapitel 1.

"Verpiss dich! Lass mich alleine" schrie ich meine Adoptivmutter an, die mit Tränen in den Augen die Tür schloss und mich somit alleine ließ.

"Wo ist meine verdammte Klinge?", sprach ich verzweifelt mit mir selbst und kramte in meinen Schubladen. "Da bist du ja!", sagte ich und hielt die Klinge an meinen Arm.

Ich schnitt mir ein paar Ritze und es fing sofort an zu Bluten.

Es tat mir nicht weh, nein, im Gegenteil. Es tat gut.

Denn mein Herz schmerzte mir mehr weh.

"Das ist alles wegen dir!", sagte ich leise und fing an zu weinen. "Wegen dir leide ich! Wegen dir kann ich nächtelang nicht schlafen. Wegen dir tue ich mir weh.", sagte ich leise und weinte stumm weiter. "Es tut so weh."

-

"Melissa, komm, steh auf. Du musst zur Schule.", hörte ich die Stimme meiner Mutter.

Ich öffnete meine Augen kurz, doch schloss sie wieder.

"Ach, Melissa. Was hast du wieder mit deinem Arm gemacht? Wieso tust du das?"
"Es geht dich ein scheiß Dreck an! Geh hier raus!", zischte ich sie halb im Schlaf wütend an.
"Was habe Ich dir getan, dass du so zu mir bist, Melissa? Okey, ich bin nicht deine Leibliche Mutter. Aber ich liebe dich, als wärst du mein eigenes Kind."
"Geh raus!"
"Ich gehe schon, aber bitte steh auf und geh zur Schule.", sagte sie und verschwand aus meinem Zimmer.

Ich stand auf, ging ins Badezimmer und wusch dort mein Gesicht, putzte meine Zähne und reinigte meinen Arm, da noch etwas Blut getrocknet war.

Danach ging ich wieder in mein Zimmer, nahm mir eine graue Jogginghose und einem schwarzen Pullober mit Kapuze und zog diese an. Meine schwarzen Air Max und schon fertig.

Meine Schultasche trug ich über die Schulter, nahm mein Handy und verlief das Haus.

Man könnte sagen, dass ich mich wie ein Junge anzog, aber das tue ich nicht. Mädchen können auch solche Sachen anziehen, dafür gibt es doch extra Mädchen Jogginghosen und Pullover, oder nicht?

An der Schule angekommen setzte ich mich direkt auf mein Platz nach hinten am Fenster. Neben mir saß keiner. Ich weiß nicht warum. Ich hatte keine Probleme mit irgendjemanden, außer mit Jana. Mit der kam ich gar nicht klar.

Nach und nach kamen die Schüler und setzten sich auf die Plätze. Zum Schluss kam er. Meine Liebe. Sozusagen. Karim.

Wegen ihm leide ich. Wegen ihm weine ich. Wegen ihm kann ich Nächtelang nicht schlafen. Nur wegen ihm bin ich jetzt so, wie ich bin.

Karim setzte sich eine Reihe vor mich und folgte dem Unterricht.

Ich konnte mich wie immer nicht konzentrieren.

In seiner Nähe konnte ich es nie.

"Melissa! Beantworte mir die Frage, die an der Tafel steht!", befahl mir der Lehrer und jeder, außer Karim, drehte sich zu mir um.

Ich schaute vom Fenster aus zu der Tafel und beantwortete die Frage, die mir der Lehrer gestellt hatte, falsch.

"War doch klar, dass du die Frage nicht weißt. Pass mal lieber im Unterricht auf.", hörte ich Jana sagen.
"Pass du mal lieber auf deinen Freund auf, nicht das er gleich in das nächste Bett springt.", sagte ich provozierend.
Jana sah mich fassungslos an und wollte was sagen, als der Lehrer dazwischen redete.
"Melissa, raus!", sagte der Lehrer streng.
"Sehr gerne.", sagte ich nur, nahm meine Tasche und stand auf. Wütend verliß ich das Klassenzimmer und verließ somit auch das Schulgelände. Wie immer eigentlich, wenn ich raus geschmissen werde.

Ich lief zu meinem Lieblingsplatz, dem Friedhof.
Hier besuchte ich immer meine Mutter, die unter der Erde lag.

Ich lief zu ihrem Grab und setzte mich auf den Boden hin.

Ich sah auf ihren Grabstein. Selma Yilmaz.

"Mama, weißt du was für eine Frage ich immer wieder stelle? Nein? Dann sage Ich es dir. Was wäre, wenn du noch am Leben wärst und Papa mich nicht verlassen hätte? Wären wir jetzt eine Glückliche Familie? Ja? Nein? ich weiß es nicht. Ich wünsche, dass ich dich noch das letzte mal sehen würde. Ein letztes Mal umarmen. Mama, ich vermisse dich. Ich bin schon 18 und mein letztes Jahr an der Schule, dann habe ich endlich mein Fachabi. Ich wünschte, du würdest jetzt vor mir stehen und mir sagem, wie stolz du doch auf mich bist. Es sind nun 10 Jahre her und ich kann mich noch gut daran erinnern, wie du mir früher immer die Haare gemacht hast und mir Lieder vorgesungen hast. Aber meine langen dunkelblonden Haare habe ich geschnitten. Ich habe nur noch Schulterlange Haare. Alles wegem Ihm. Anne, er tut mir weh. Er hat mein Herz kaputt gemacht. Drauf getreten, als wäre es ein Spielzeug. Mit mir gespielt hat er. Mich verarscht. Warum gibt es solche Herzlosen Menschen auf der Welt, Mama? Ich verstehe es nicht. Du bist die einzige, der ich das alles erzählen kann. Ich wünschte mir, dass du noch am Leben wärst und mich jetzt umarmen würdest. Du fehlst mir, Mama.", sprach ich und streichelte die Erde, während etliche Tränen seinen Weg fanden.

"Ich habe dich nicht verarscht.", ertönte plötzlich eine Stimme hinter meinem Rücken.

Abrupt stand ich auf, nahm meine Tasche und wollte gehen, doch er hielt mich an meinem linken Arm fest, wobei ich vor schmerzen kurz aufstöhnte.

Er sah mich komisch an, nahm meinen Arm und machte die Arme von meinem Pullover hoch und sah geschockt auf meine Arme.

Ich zog schnell meinen Arm weg und zog die Ärmel wieder runter.

"Bitte, lass mich in Ruhe.", sagte ich schwer und wollte vorbei gehen, als er mich wieder am Arm festhielt, aber diesesmal weiter oben.
"Ich werde dich jetzt nicht gehen lassen.", hörte ich seine Stimme nah an meinem Ohr. "Was hast du mit deinem Arm gemacht?", fragte er und sah mir in die Augen.
"Geritzt habe ich mich. Verstanden?", fragte ich ihn und beantworte somit seine Frage und sah starr in seine Augen.
"Warum? Wieso tust du das? Wieso fügst du dir selber den Leid zu?"
"Wegen dir! Wegen allem!"
"Wegen mir? Was habe ich denn getan?"
"Du fragst noch? Du hast mich verarscht! Belogen und Betrogen hast du mich! Wie konntest du nur, Karim? Ich dachte, du liebst mich?"
"Ich liebe dich auch, Melissa! Bitte, glaube mir! Ich kannte dieses Mädchen nicht. Ich schwöre auf alles was ich habe! Ich kannte es nicht! Doch du hast mir nicht zugehört. Immer hast du mich abgeblockt. Nie wolltest du mir zuhören, noch glauben."
"Ich habe dir mein Herz ausgeschüttet. Habe dir meine Gefühle erzählt. Geliebt habe ich dich! Habe dir vertraut. Doch was tust du? Hm? Mich verarschen. Vor meinen Augen küsst du eine andere. Und das an unserem Jahrestag. Wie soll ich dir das verzeihen? War das mein Geschenk? Ich kann das alles einfach nicht vergessen. Immer wieder sehe ich den Anblick von euch beiden. Ich bin jung, 18 Jahre, aber viel zu Reif für mein Alter. Ich liebe dich! Und das schon immer! Sonst niemanden habe ich so sehr geliebt wie dich! Du bist meine erste große Liebe, Karim. Und du tust mir weh. Wegen dir ritze ich mich. Wegen dir kann ich tagelang nicht schlafen. Nicht essen und auch nicht trinken! Wegen dir tue ich mir selber weh. Ich weine, tag und nacht. Es tut so sehr weh! Mein Leben ist immer wieder in Gefahr wegen dir! Immer wieder wollte ich meine Ader aufschneiden. Habe es dann aber gelassen, weil ich noch mein Leben leben wollte. Aber wie? Du warst doch mein Leben. Man, ich liebe dich immer noch, Karim.", sagte ich unter den vielen Tränen, die währns des redens meine Wange hinunter glitten.

Er konnte nichts sagen. Stattdessen legte er seine Lippen auf die meine.

Mein Leben, in Gefahr.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt