("Fräulein Anastasia")(teil2)

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Nach einer Stunde stand ich dort also, frisch geduscht und angezogen, mit einer aufwendigen Flechtfrisur und lächelte, als ob mein Leben davon abhängen würde.
Bei dem Blick meiner Mutter, gut möglich.
"Guten Abend Herr und Frau Sand. Fräulein Anastasia.", nickte mir der Geschäftsmann zu, nachdem ich auf seine Begrüßung mit einem Lächeln antwortete, fuhr er fort.
"Wie ich sehe haben sie sich schon ein wenig eingelebt? Ich hoffe es macht ihnen nicht aus, dass mich mein Neffe Begleitet?", es klang eher nach einer Feststellung, als nach einer Frage. Erst jetzt Bemerkte ich den schlechtgelaunt drein blickenden Jungen hinter Herrn Roth. Er hob seinen Kopf und schaute gradewegs, betont desinteressiert, in meine Augen, als hätte er gemerkt das ich ihn ansah. Nur um noch mehr zu Ausdruck zu bringen, dass er hier fehl am Platz war hob er darauf hin fragend und leicht Kopfschüttelt die linke Augenbraue. Ich sah sofort weg. Normaler Weise wäre ich beeindruckt, denn solch eine Geste überschritten meine Fähigkeit. Ich war schon stolz auf mich wenn ich ein Augenrollen zustande brachte. 
Arrogantes Arschloch
Meine Mutter jedoch war begeistert von dem jungen Mann und ich wusste was dieser 'besondere' Blick meiner Mom zu bedeuten hatte.
Wir saßen am essen und Mr. Betont-desinteressiert, wie ich erfahren habe war sein Name Christoph, stocherte lustlos in dem von meiner Mutter zu bereiteten essen herum, wobei sein Onkel es bis auf das äußerste Lob.
Dieser Schleimer!
Als dann unser Makler auch noch erwähnte, das Christoph und ich nach den Ferien auf die gleich Schule gehen würden, leuchteten die Augen meiner Mutter. "Anastasia, vielleicht könntest du Chris ja bitten dich ein paar Leuten vorzustellen", gleichzeitig blickten wir auf, der belustigte Blick, der immer zum Vorschein trat, wenn mein vollständiger Vorname erwähnt wurde, verschwand sofort und man sah blankes entsetzten. Ich war mir sicher ich hatte den selben Gesichts Ausdruck. Man sah ihm an, das er nach einer Ausrede suchte.
"Sie müssen wissen", setzte meine mutter an Herrn Roth gewand fort," Anna, fällte es immer sehr schwer sich in einer neuen Umgebung einzufinden"
Hatte ich grade richtig gehört?
Ich betrachtete meine mutter so Hasserfüllt wie ich nur konnte, sie schien das nicht zu stören.
"sicher, Christoph wird sich hervoragen um ihre wundervolle Tochter kümmern."
Und in diesem Moment war mein Todesurteil unterschrieben.
Sauer schaute mich Chris an, ich jedoch zuckte nur mit den Schultern. Was konnte ich dafür?
Die restlichen Gespräche des voranschreitenden abends waren dann doch mehr ermüdend und langweilig, sodass ich kaum mehr zuhörte, bis unsere Heimvermittler etwas interessantes von sich zu hören gab.
"Sie haben sicher gemerkt, das dieses Haus schon einige Jahre hinter sich hat und mir wurde mitgeteilt das oben, auf dem Dachboden noch ein paar Habseligkeiten des Vorbesitzers vorzufinden sind. Das ein oder andere Stück, habe ich mir sagen lassen, sollen echte Prachtstücke sein. Einen Abtransport habe ich deshalb noch nicht bestellt, ich wollte mich versichern, dass sie sicher keins der Sachen um sich haben wollen. Falls sie die Sachen sich durgeschaut haben und sich für einige Dinge entschieden haben, setzten sie mich in Kenntnis. Somit verabschiede ich mich auch, da es doch schon recht spät ist. Wir finde selbst hinaus."
Ich habe mich schon immer für Antiquitäten interessiert, es könnte vielleicht eine bedeutende Entdeckung sein. Vielleicht hatte mein Gegenüber die gleich Idee, denn zu ersten Mal des abends, leuchteten Christophs Augen.
"Danke das sie vorbei kamen, noch eine gute Heimfahrt Herr Roth", verabschiedete sich mein Vater und klopfte ihm auf die Schulter. Herrn Roth schien dies nicht so zu gefallen denn er drängte seinen Neffen zum Gehen und sie verließen beinahe fluchtartig unser frisch bezogenes Heim.
Komisch, naja jeder wie er will.
Ich war schon dabei mich zum Speicher hoch zu schleichen, doch an diesen Vorhaben stoppte mich meine Mutter:"Anna könntest du mir in der Küche zur Hand geben"
Ich liebe dich ja Mama, aber manchmal...
Somit musste ich mein Entdeckungsreise auf den nächsten Tag verschieben.
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Brief no. 1                                      07.10.1939

Liebster Bruder,

du hattest Recht, überhaupt hattest du mit allem Recht. Der Krieg hatte nun offiziell begonnen. Wie dumm wir waren, dir nicht genug Gehör zu schenken! Aber du kennst doch Vater, selbst jetzt ist er immer noch von der Regierung überzeugt. Anders zu erwarten war es nicht, oder ? Mutter weint seitdem uns die Botschaft ereilte. Dein Ableben diesen Sommer nagt noch immer an uns. Selbst an Vater, der es aber nicht zugibt. Er ist verbitterter den je.

 Die heutige Nachricht hat uns wieder einen Rückschlag verpasst. Weswegen ich angefangen habe dir zu schreiben. Ich  habe zur Zeit das starke Bedürfnis irgendetwas zu tun. Doch ich bin viel zu entkräftet, als das ich mich zu etwas aufraffen könnte. Das hier ist der Beginn, um mit der weiterhin bestehenden Trauer zurecht zu kommen. Unsere Mutter leidet an Depressionen und ist regelrecht zerfressen vor Trauer, so möchte ich auf keinen Fall enden.

 Auch große Angst habe ich vor dem Kriegsdienst, es gibt Gerüchte. Es sollen sich schon 15-jährige unter den Soldaten befinden, da sie mehr Soldaten bräuchten. Ich versuche nicht daran zu denken, doch ich hatte in letzter Zeit zu viel Möglichkeiten zum Überlegen. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis ich mit meinen 19 Jahren gezwungen werde in den Krieg zu ziehen. Ich wünschte du würdest mir antworten können, du wusstest immer Rat. Du fehlst mir David. Zwar bin ich nicht gläubich, zumindest nicht mehr, aber wenn es ein Leben nach dem Tod gibt, hoffe ich es geht dir gut

(so gut wie es einem verstorbenen nur gehen kann.)mit sehnlichsten Wünschen dein Charles.

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(Es gab leichte Probleme mit dem Format-.- deshalb ist das erste Kapitel in zwei Hälften geteilt )

Also, mein erstes Kapitel (1520 Wörter-bin sehr stolz auf mich:D ) Ich weiß im ersten Kapitel passiert nicht viel aber... irgendwie muss man ja anfangen...oder ?

in diesem Sinne 
A.J.
Ach und Feedback erwünscht! :)
( überabeitung läuft)


Zeilen der LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt