("Nicht mein Typ"){teil 2}

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Der Dachboden mit seinen geheimen Schätzen spukte zwar immer noch in meinen Gedanken, aber hatte ich einfach keinen Kopf dafür.

Die Straßen waren wie ausgestorben, kein Wunder es war ja auch erst halb acht und das an einem Sonntagmorgen. Bis jetzt hatte ich nur eine Gärtnerei und einen kleinen Lebensmittelladen sichten können. Ich bog noch eine Straße nach links ein. Die Ortsmitte, so sah es wenigstens für mich aus. Auf dem großen Platz auf dem ich stand befand sich rechts neben mir eine Kirche gegenüber von ihr war ein Gebäude, das Gemeindezentrum, wie ich bei näherem Betrachten heraus fand. Gegenüber von mir die Hauptstraße, die aber wegen einer davorstehenden Hecke nur zu erahnen war. Eine Bankin meiner Nähe diente mir als Sitzgelegenheit. Ich ließ die Umgebung auf mich wirken und atmete tief ein, die Gerüche waren hier so anders als in meinem früherem Wohnort. Kein Abgase verpesteten die Luft und auch war der Sauerstoffgehalt weniger verbraucht als in der Stadt. Der Sauerstoff erfüllte meine Lunge bei einatmen und es fühlte sich so an als hätte ich zum ersten mal 'richtige' Luft geatmet.

Die Glocken der Kirche läuteten eine neue volle Stunde ein, wobei ich erst jetzt merkte, dass ich meine Gedanken so schweifen gelassen hatte, sodass ich nicht bemerkte wie die Zeit verging und ich erschrak als ich realisierte das es bereits elf Uhr war. Ich sprang auf, noch eine Stunde bis Christoph bei mir vor der Haustür stehen würde und ich hatte keine Ahnung wie ich Heim finden sollte. Meine Verzweiflung wuchs als mir einfiel das ich mein Handy Zuhause hin gelegt hatte, statt es mit zu nehmen. Mist

Sicher wusste ich aus welcher Straße ich gekommen war aber als ich dann vor einer Kreuzung stand lies mich meine Orientierungssinn auch schon im Stich.

Per Zufallsprinzip wählte ich eine Straße, die sich aber natürlich nach zirka 200 Metern als Falsch erwies. Ich wollte umdrehen und stieß gegen etwas hartes. Seit wann war dort eine Wand? Es war aber keine Wand, ich war grade Wegs in die Brust meines 'Besten Freundes' gerannt. Belustigt schaute mich Christoph an.

"Ähm..tut..m-mir...ähm..leid", stammelte ich und mein Gesicht verwandelte sich in eine überreife Tomate. Ich wollte an ihm vorbei, aber er hielt mich auf und betrachtete mich schief.

"Verlaufen tippe ich, richtig?", lachte er.

"So in etwa"

"Ich muss nur noch den Wagen meines Onkels holen, dann nehme ich dich mit.", ich wollte gerade wiedersprechen, doch er unterbrach mich:

"Ich muss sowieso zu dir"

Er nahm mich bei der Hand und zog mich zu eine Garage eines mehr stöckigem Gebäudes, um das Tor zu öffnen, lies er meine Hand los, es fühlte sich an als würde etwas fehlen , ich wollte sie zurück! Beschämt über meine Gedanken stieg ich in das Cabriolet, das er grade hinaus manövriert hat.

"'Ich hatte mir gedacht dieser Wagen schürt mehr Eindruck als mein Audi", gab er mit einem Seiten Blick von sich. Ich lies die Frage unbeantwortet im Raum stehen, wahrscheinlich hatte er sie so oder so rhetorisch gemeint.

" Musik?", Sobald er mein nicken bemerkte drehte er das Radio auf und ich krümmte mich vor Lachen, denn nichts anderes als kitschiger Schlager verließ die Boxen des Wagens, wie passend!

"Atemlos durch die Nacht, spür was liebe mit uns macht. Atemlos..." sag Helene lauthals, während mein Sitznachbar vergeblich versucht den Sender zu wechsel. Die anfängliche Belustigung schwand und wandelte sich in Ärger um. Schlussendlich schaltete er es dann aus und hielt vor meinem Haus.

"alles, aber bloß kein Schlager!", er blickte zu mir," Geh du rein und mach dich fertig, ich schau mal was ich machen kann", und zeigte auf das Radio. Ich mochte es ganz und gar nicht wenn man mir etwas befiehlt, aber jetzt davon anzufangen wäre reine Zeitverschwendung, diese ich wohl besser nutzte, um mich auf unser 'Date' vorzubereiten.

Brief no. 17 23.10.1939

Liebster Bruder,

seit längerem durchlebe ich nun weiter ein Leben, als das man es kaum mehr so bezeichnen könnte.

 Heute jedoch bin ich jemand begegnet, der alles verändern wird. Zumindest hoffe ich das. Hannah. Sie ist unbeschreiblich schön und intelligent. Wenn sie lacht erfüllt es ihr ganzes Gesicht und sie strahlt förmlich. Ich könnte sie ewig ansehen. Kennengelernt hatte ich sie, als die Nachbarn mich um Hilfe baten, weil eine neue Familie in unsere Straße zog. Sie brauchten starke Arme beim Möbel rücken. Miriam Schad war Witwe, ihr Mann war gefallen und nun musste sie Hannah und deren kleinen Bruder August allein aufziehen. Sie wirkte gefasster als ich mir eine Frau vorstellte, die grade ihren Mann verloren hatte. Hannah war schüchtern und redete nur einsilbig mit mir, doch ich ließ mich nicht unterkriegen. Ich fragte sie, ob ich ihr helfen sollte die Einrichtung des kleinen Zimmers, was für sie bestimmt war, aufzubauen. Sie willigte ein. Nach dem ein oder anderen Späßchen, konnte sie sich das Lachen nicht mehr verkneifen und ein winziges lächeln stahl sich auf ihr Gesicht. Es war der Moment in dem das Eis brach.

Es geht mir zunehmend besser, was man von unserer Mutter nicht behaupten kann. Ach David, ich weiß nicht was ich noch tun soll. Vater droht ihr sie zu einem 'Arzt' zu schicken. Aber nur weil er alles verdrängt, heißt das nicht das er besser damit zurecht kommt oder? Kaum vorzustellen das dies mein 17. Brief an dich ist. Schon verrückt. In drei Tagen ist der Namenstag von Robert Hartmann, das wird wieder ein großes Fest. Letztes Jahr hatten wir wirklich Spaß! Zu schade, dass er immer vergisst den Weinkeller abzuschließen, nicht Wahr?

Zwar gehört es sich nicht für junge Mädchen Alkohol zu trinken, aber vielleicht teile ich unser Geheimnis mit ihr, David.

Gerne schwelge ich in unseren schönen Momenten und wie froh bin ich das ich mich nicht im Streit von dir trennen musste.

Mit hoffnungsvoller Zuversicht

Charles

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Also das war's mit meinen insgesamt 1522 Wörtern. Ich bin schon stolz wisst ihr?

Vielleicht lässt der ein oder andere sein Schatten dasein fallen und lässt ein Kommi oder Vote da?

Überarbeitung läuft kritik erwünscht.

Wie findet ihr Anna ? Ist ne Süße oder ;) ?

Im diesem Sinn

A.J.

Zeilen der LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt