("Es tut mir leid Anna, ich hatte versprochen auf dich aufzupassen...")

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Mittlerweile war es dunkel geworden, wenn ich ehrlich war, hatte mir dieser Tag sehr gefallen. Nachdem wir schwimmen waren, hatten wir ein pick nick gemacht und ich hatte auch einiges erfahren. Zum Beispiel hieß der Freund von Del Jonathan, es war auch Christophs bester Freund und das andere Mädchen, was bei meiner Ankunft im Wasser war hieß Nele, sie stand auf meinen Begleiter, weshalb sie mir so oft es nur möglich war böse Blicke zuwarf. Ha! von mir aus konnte sie meinen auch gerne haben.

Nun saßen wir im Kreis um ein Lagerfeuer und ich hatte das Gefühl, dass die Temperatur mit jeder Minute sank, sodass ich, trotz der Wärme des Feuers, fror. Unbewusst rückte ich näher zu Chris, der neben mir saß. Ich bemerkte es erst als Nele etwas anmerkte:" Nehmt euch doch gleich ein Zimmer. Wir wissen alle worauf das hinausläuft Chris, wäre ja weiß Gott nicht das erste Mal, aber bitte nicht vor unseren Augen, bei sowas erblindet man ja!" So gleich rückte ich wieder zwei Zentimeter von ihm weg, was mich noch mehr frieren ließ und kreuzte meine Arme vor meiner Brust. Es war mir eigentlich egal was alle dachten nur nach der 2789. Bemerkung gingen die Pferde mit mir durch: "Ich weiß ja nicht was du für ein Problem mit mir hast Nele, aber zwischen Christoph und mir läuft nichts! Ich kenne ihn erst seid gestern Abend. Überhaupt sind er und sein Onkel die einzigen Personen, die ich bis heute Vormittag kannte, mitgenommen hatte er mich auch nur weil sein Onkel ihn dazu zwang, also ich weiß ja nicht was diese Eifersuchtsszene bewirken soll, denn ich habe absolut nichts worauf man Eifersüchtig sein kann!", alle starrten mich an. Hatte ich einen Fehler begangen? Darf man sich hier noch nicht Mal wehren? "Dann geh doch wenn du dich nicht wohlfühlst!", zickte Nele weiter. Ich wartete darauf, dass jemand etwas sagte, sich gegen ihre Worte aussprach, aber nichts dergleichen geschah. Nicht einmal Chris sagte etwas, alle warteten nur auf meine Reaktion. Okay, die konnten sie haben! Ich blickte ein letztes Mal in die Runde, bevor ich aufstand.

"Schön, das werde ich, viel Spaß noch.", ich sammelte meinte Tasche und mein Handtuch auf und ging in Richtung des Waldweges, von dem aus der ignorante Arsch mich zu seinen scheiß Freunden gebracht hatte, kurz nachdem ich die Lichtung hinter mir gelassen hatte hörte ich meinen Namen. Statt jedoch stehen zu bleiben, lief ich schneller und achtete nicht auf den Weg, der im dunkeln sowieso schwer zu erkennen war. So musste ich nach nicht als so langer Zeit feststellen, dass ich mich verlaufen hatte. Beim Umschauen wurde mir klar das ich hier vor Anbruch des Tages wohl nicht mehr heraus finden würde, mir blieben also zwei Möglichkeiten. Erstens, einen Ausweg suchen, mit der Gefahr mich noch mehr zu verlaufen oder zweitens, hier zu warten bis mich jemand fand. Ich entschied mich zu warten, breitet mein Handtuch aus und setzte mich. Augenblicklich wurde mir wieder bitter kalt und ich rieb meine Arme, um sie warm zu halten. Auf einmal erinnerte ich mich daran, dass mein Handy noch in meiner Tasche war und ich bekam wieder Hoffnung, dieser erlosch genauso schnell wie sie gekommen war den ich hatte Keinen Balken Empfang. Warum muss immer mir sowas passieren, das ist nicht fair! Meinen Kopf ließ ich in die Hände sinken und die ersten Tränen liefen mir übers Gesicht. Plötzlich kam mir der ganze Umzug schrecklich und sinnlos vor, nicht nur das mich niemand mochte, nun saß ich in einem finsteren Wald und heulte. Toller Tag!

Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren und weinte. Wahrscheinlich hatte Chris nach mir gerufen, was ich aber in meinem Rausch nicht mitbekommen hatte. Seine Anwesenheit bemerkte ich erst als er mich hochnahm, doch war ich zu unterkühlt und zu müde um es richtig zu realisieren und letztendlich schlief ich ein, während er beruhigend auf mich einredete.

" Es war alles deine Schuld, also hör auf sie runter zu machen siehst du nicht wie fertig sie ist!", Chris versuchte zu flüstern, weil er mich, glaube ich, nicht aufwecken wollte. Doch war er wütend und aufbrausen, daher gelang es ihm eher schlecht als Recht. "Ist das dein Ernst? Chris du kennst diese Schnepfe erst zwei Tage oder so, und denkst du nicht du übertreibst? Sie ist doch weggerannt, ist doch ihre Schuld und außerdem ist es ja auch nicht so als hättest du sie verteidigt!", rechtfertigte sich Nele.

Ich merkte wie sich Christophs Muskeln anspannten, da ich immer noch in seinen Armen lag und mich an seine Brust gekuschelt hatte. Es viel mir wie Schuppen von den Augen und ich tat mein möglichstes um mich von ihm zu entfernen, doch er drückte mich sofort zurück an sich. Ich war sicher das er noch einiges dem Mädchen zu sagen hatte, was es auf mich abgesehen hatte, doch war ich nun im Mittelpunkt seiner Aufmerksamkeit.

"Bring mich heim", bat ich noch schlaftrunken. Ich will nicht länger an so einem schrecklichen Ort sein... Er erhob sich und ich merkte das auf und ab wippen durch seinen gleichmäßigen schritt.

" Es tut mir leid Anna, ich hatte versprochen auf dich aufzupassen.", er klang aufrichtig traurig und ich spürte wieder Tränen in mir aufkommen. Mit rauer Stimme antwortete ich ihm: " Du brauchst dir keine Vorwürfe wegen mir zu machen, klar hältst du zu deinen Freunden, ich meine du kannst mich ja noch nicht mal leiden! Ich gehöre hier einfach nicht hin...Bitte ich möchte einfach heim" Es gab mir den Rest und ich fing bitterlich an zu weinen, wahrscheinlich hatte ich mit soviel Abweisung an meinem ersten richtigen Tag hier nicht gerechnet. Er blieb stehen, erst dachte ich wir wären am Auto angekommen, doch war es mindestens noch 30 Meter von uns entfernt. Ich war verwirrt und verletzt und der schockierte Blick von Chris half nicht dabei meine Gefühlslage zu beruhigen.

"Denkst du wirklich das ich dich mitgenommen hätten wenn ich dich verabscheuen würde? Und es tut mir leid wie dieser Tag ausging, aber merkst du nicht wie dich jeder gleich ins Herz schließt, ohne auch nur ein Wort mit dir gewechselt zu haben. Naja bis auf Nele, aber legst du wirklich wert darauf, was sie von dir hält? Komm schon Anni, ich hatte dich taffer eigeschätzt!" Ich konnte nicht sprechen, ich war einfach zu durcheinander, das einzige wonach ich mich sehnte war seine Bestätigung und Nähe, sodass ich mich an ihm drückte. An dem Auto angekommen ließ er mich langsam runter, schloss mich aber gleich darauf wieder in seine Armen. "Ich ruiniere dir dein Shirt.", ich wischte mir die Tränen aus meinem Gesicht, trat einen Schritt zurück und blickte ihm ins Gesicht. Dieser Abend verlief ganz und gar nicht wie ich es mir vorgestellt hatte.

Brief no. 24 01.12.1938

Liebster Bruder,

die Weihnachtszeit hat begonnen und obwohl es mir die liebste Zeit im Jahr ist, ist alles anders. Es lässt mich melancholisch werden, denn zum ersten Mal feierst du nicht mit uns.

Ich weiß nicht, wie ich es überleben soll dich verloren zu haben, das wir niemals wieder Worte wechseln können kommt mir so unwirklich vor, ich vermisse dich schrecklich.

Hannah hatte meine Briefe an dich gefunden, was mich wütend werden ließ, es ist schwer solch persönliche Gedanken zu teilen. Ich erwischte sie als sie die kleine Kiste aus meinem Schränkchen nahm und in den Briefen wühlte. Als sie anfing zu weinen hätte ich gleich mitmachen können. Es tat mir augenblicklich so leid und ich musste sie in meine Arme schließen. Ich weiß nun das sie die Frau ist, mit der ich mein restliches Leben verbringen möchte und ich bin zu dem Schluss gekommen, dass ich diesen Engel heiraten will.

Ich habe ein wenig Angst davor, doch gleich morgen früh werde ich zu ihrer Mutter gehen, um mir ihre Einwilligung zu holen.

Unsere Mutter scheint sich wieder zu den Lebenden zu gesellen zunehmen trifft sie sich mit Frau Schaad und sieht in Hannah die Tochter, die sich nie hatte. Es tut gut sie wieder so zu sehen, sie kommt einem endlich wieder wie ein lebendiger Mensch vor, aber trotzdem ist das tratschen über ihre Depressionen nicht abgeklungen und sie wird dennoch von jedem heimlich bei jeder Sonntagsmesse betrachtet.

Da es zur Zeit nichts auf dem Feld zu arbeiten gibt helfe ich bei Friedrich aus, er meinte mit meinen geschickten Fingern wüsste er noch einiges Anzufangen, stell dir vor, dein Bruder, der Schuhmacher. Friedrich ist ja schon langer sehr Krank, auch wenn er es sich nicht anmerken lässt, geht es mit ihm langsam zu Ende und da er keinen hat, der sein Geschäft weiterführt nach seinem Tod, denke ich, dass ich es wohl irgendwann übernehmen kann.

Endlich habe ich das Gefühl, dass es sich doch alles wieder zum besseren wendet.

Dein dich vermissender

Charles



Zeilen der LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt