Prinzessin? Argon erstarrte. Er hatte noch nie eine Prinzessin gesehen. Von dem imperialen Königshaus wurde nur ab und zu in den Gazetten berichtet, wie der König wieder dies und jenes beordert oder irgendjemand anderes aus der Königsfamilie etwas besonders gemacht hatte. Im Büro vom Werftleiter Frant hing eine Fotographie mit Mister Howgen, den Besitzer der Stahlwerke und der Luftschiffwerft zusammen mit dem Thronprinzen des Empires, Prinz Henry bei der Eröffnungsfreier der Luftschiffwerft. Ansonsten waren für Argon die Adligen und besonders die Königsfamilie Personen die zwar wichtig aber auch weit weg in der Hauptstadt lebten. Der Junge hatte gehofft, dass er, als er erste mal bei der Fertigstellung eines Luftschiff aus ihrer Werft dabei war, zu der Feier jemanden aus der Königsfamilie zu sehen, doch statt dessen kam nur ein Sprecher vom Königshaus. Ein Mittglied der Herrscherfamilie zu sehen gehörte zu Argons heimlichen Wünschen, genauso wie in später der Königlichen Flotte als Bordmechaniker zu dienen. Doch dass er so früh jemand königliches treffen würde, hatte er nicht gedacht. Erstaunt starrte er auf die junge Frau, die abwartend in der Tür stand. Erst die Worte von General Hadner weckten ihn wieder auf: „Würdest du eurer Majestät vielleicht helfen?"
„Äh... ja natürlich", stotterte Argon und verbeugte sich unbeholfen. Dies führt allerdings dazu, dass ihn ein Windstoß fast von den Beinen riss. Mit Mühe konnte sich der Junge am Türrahmen festhalten und schaute dann peinlich berührt auf.
„Verzeihung."
Als er wieder ordentlich stand, sprach er: „Majestät, ich bin da um ihnen... äh euch zu helfen...", Argon wusste nicht weiter und schaute hilfesuchend zum General.
Dieser sage einige Worte auf der fremden Sprache zu der Prinzessen: „Sekvu la knabon ĝis tie ne estas sekura", aber diese unterbrach ihn mit einem Lächeln und sagte auf imperial: „Danke Onkel Johom, ich weiß."
Dann lächelte sie Argon an und reichte ihm die Hand und meinte etwas unsicher: „Hilfst du mir bitte?"
Argon nickte hastig, nahm ihre, selbst im Vergleich zu seinen jugendlichen Händen, zarte Hand und half ihr von der hohen Türschwelle des Flugzeugs herunter. Außerhalb des Schutzes des Flugzeugs riss der Wind noch viel mehr am Kleid der Prinzessin und die Prinzessin lies ihren Hut fliegen und klammerte sich fest an die Hand des Jungen. Dieser wusste nicht wieder nicht, was er tun sollte, doch General Hadner, den die Prinzessin Onkel Johom genannt hatte, zögerte nicht lange. Er nahm die Schnüre von Argons Sicherungsgeschirr und knotete sie an den Gurten der Prinzessin fest. So zusammengebunden konnten sie sich kein Meter mehr voneinander entfernen. Dem jungen Mechaniker war diese Nähe ungewohnt und unangenehm, noch viel mehr als dass es sich um eine Prinzessin handelte.
„Los jetzt, das Wetter wird nicht besser", rief der General gegen den wieder auffrischenden Wind und die aufziehenden dunklen Wolken. In genau dem Moment kam eine so starke Böe, dass das Flugzeug erfasst wurde und einige Sicherheitsleinen abgerissen wurden. Das ganze Flugzeug drohte sich auf die Seite zu legen und mit lauten Rufen sprangen die Matrosen aber auch der General persönlich herbei um es wieder zu sichern. Argon und auch die Prinzessin ließen sich in die Hocke nieder, um dem Wind keine Angriffsfläche zu bieten, aber sie merkten schnell, dass sie so nah am Flugzeug den Arbeitern nur im Weg waren. Argon deutete zu dem noch zwei Meter entfernten Geländer, an dem sein Sicherungsseil befestigt war und sagte: „gehen wir." Die Prinzessin nickte nur zur Antwort.
Gemeinsam gingen die Beiden geduckt voran, Argon zog sich an seinem Sicherungsseil weiter, während die Prinzessin sich an Handschlaufen in Argons Sicherungsgeschirr festhielt. Hinter ihnen war das aufgeregte Rufen der Matrosen, von Tom und Bernd und vom General zu hören. Als Argon einen Blick zurück warf, sah er, dass sie alle Hände voll zu tun hatten. Das Flugzeug hatte sich mit der Seite gegen den Wind gestellt und wurde dadurch noch weiter zur Seite gedrückt. Argon hätte gerne geholfen, aber er wusste, dass er mit seiner Kraft kaum etwas ausrichten könnte, noch dazu, dass die Prinzessin immer noch an ihm dran hing und das wörtlich.
Der Wind wurde stärker und trieb nun mehr und mehr dunkle Wolken mit sich, bald würde ein richtiger Sturm los brechen. Argon warf einen Blick zurück und hoffte dass sie das Flugzeug rechtzeitig gesichert bekommen würden. In genau diesen Moment wurden sie umgerissen. Ob es nun ein besonders heftiger Windstoß war oder ob die Prinzessin stolperte war nicht so eindeutig, aber die Folgen um so mehr. Argon stürzte ebenfalls und wollte das niedrige Geländer greifen doch in diesen Moment kreischte die Prinzessin angsterfüllt auf. Der Wind bauschte ihr Kleid wie ein Segel auf, drückte sie gegen Argon, der mit Gewalt gegen das Geländer gerückt wurde und den Halt verlor. Das einmal aufgebauschte Kleid wurde erneut vom Wind erfasst und die Prinzessin über das Geländer gedrückt. Argon, an dem sie sich angsterfüllt klammerte, wurde mitgezogen, bekam aber noch das Geländer zu fassen. So hingen sie außen am Geländer auf der Schräge des Ballonkörpers, die ohne weitern Halt an der Seite des Luftschiffes herab und dann im freien Fall in das hundert Meter unter ihnen liegende Meer führte. Argon wollte etwas rufen, aber er bekam kein Wort heraus, weil er sich mit zusammengebissenen Zähnen krampfhaft am Geländer fest hielt. Die Prinzessin hing noch immer an ihm, so dass er das doppelte Gewicht halten musste. Er wollte nach Hilfe rufen, aber er bekam kein Wort heraus. Er warf einen Blick über die Oberseite des Luftschiffes, wo auf der anderen Seite das Flugzeug vom Wind umgeworfen worden ist und sich genau auf der anderen Seite in das Geländer geschoben hatte. Eine Gestallt löste sich von den fieberhaft arbeitenden Leuten und lief ohne Sicherungsleine Quer über das Deck auf die beiden Verunglückten zu. Bernd.
Der kleine, schwere Mechaniker konnte sich offenbar trotz des Windes sicher bewegen und war schnell bei den Beiden angekommen. „Keine Sorge, ich habe euch", rief er und packte Argon am Arm.
„Erst die Lady", erklärte er dann, stemmte die Füße gegen das Geländer und griff nach den Armen der Prinzessin. Mit seinem Schraubstockgriff zog er sie herauf, über das Geländer und befahl ihr, sich hinzulegen und am Geländer fest zu halten. Argon atmete erleichtert auf, als er ihr Gewicht nicht mehr halten musste und hätte deswegen fast den Griff gelockert. Im letzten Moment zerrte ihn Bernd ebenfalls über das Geländer und warf ihn neben der Prinzessin auf das Metalldeck.
Dieser umrundete die Beiden und sagte nur kurz: „Verzeihen sie" und begann dann sich am Kleid der Prinzessin zu schaffen zu machen. Erschrocken sah Argon und auch die Prinzessin zu, wie der Mechaniker das wertvolle, komplizierte Kleid einfach zerriss. Unnachgiebig zerriss er den Stoff und lies kurz darauf eine cremefarbene Flagge vom Wind davon wehen. Von der Hüfte abwärts hingen nur noch kleinere Fetzen des ehemals eleganten Kleids und offenbarten die weißen langen Unterhosen der Prinzessin. Argon wurde rot im Gesicht und versuchte hastig in eine andere Richtung zu gucken, doch Bernd lies keine Zeit für Scharm.
„Los jetzt, ihr zwei. Unter Deck mit euch und haltet den Kopf unten."
Argon schluckte schwer, nickte dann aber und schautezur Prinzessin, ob diese auch bereit war. Diese nickte auch, noch immer denSchock und die Erleichterung im Gesicht. Bernd hielt sich nicht länger auf undlief zurück zum Flugzeug, die immer noch Probleme hatten. Doch
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Der versunkene Kontinent Ataris
AdventureIn einer Welt, in der Dampfmaschienen noch das tägliche Bild prägen und Ruß und Qualm aus ganzen Wäldern von Fabrigschloten steigt, in einer Welt, in der Luftschiffe dabei sind, der traditionellen Hochseeschiffen den Hoheit zu stehlen hat es das Emp...