„Wolltest du nicht dafür beten, dass der General erfolgreich ist?", fragte leise, während sie zu viert versuchten möglichst unauffällig durch die Straßen von Ataris zu gehen.
„Oh, das habe ich", erklärte Eilyne, als der Passat den sie überholt hatten außer Hörweite war, „auch dafür, dass Tante Rud rechtzeitig mit Verstärkung wieder da ist, oder dafür Vater rechtzeitig gerettet wird."
„Doch statt darauf zu vertrauen, dass dein Gebet erhört wird, machst du dich selbst auf den Weg", fragte Bernd weiter, „ist das nicht ein Zeichen von mangelnden Vertrauen? Statt dessen begibst du dich in Gefahr."
„Oh, ich hab auch darum gebeten, dass wir erfolgreich sind", meinte das Mädchen fast schon unbeschwert, „ aber damit dies eintritt, müssen wir uns zu mindestens bewegen, nicht wahr? Wir sind also nicht in Gefahr, wir müssen nur schnell sein."
Bernd brummte nur, er war offenbar nicht ganz der Meinung, wollte die Diskussion aber nicht fortsetzen.
Argon beteiligte sich gar nicht an den Gespräch, statt dessen schaute er sich die Umgebung an. So im Tageslicht sah Ataris wirklich mehr nach dem sagenumwobenen Kontinent aus. Schlanke, hohe Häuser, oft in hellen, warmen Farben gestrichen mit Putzornamenten verziert. Die Straßen sind breit und sauber. Zumindest der Teil, durch den sie gerade gingen. Die Häuser, in deren Keller sie die Nacht verbracht hatten dagegen sahen mehr wie die Arbeiterviertel von Ataris aus. Im Vergleich mit Qualmstadt immer noch elegant und sauber, aber dennoch deutlich schlichter. Argon vermutete, dass sie hier in der Altstadt von Ataris waren, wo die reichen und gehobenen Bürger wohnten.
Was das ganze Bild der Stadt aber sehr störte waren die offensichtlich hungrigen Leute. Man hatte es dem Anschein nach aufgegeben von Haus zu Haus zu gehen und nach Nahrung zu betteln. Stattdessen sah man in vielen Hauseingängen dürre und kraftlose Menschen sitzen, die sich nicht einmal mehr aufraffen konnten irgendetwas zu tun. Alles was sie taten waren Passanten hinterher zu starren mit der stummen Frage nach Essen. Andere starrten mit ihren eingefallenen Gesichtern einfach nur auf den Boden, schienen kaum noch ihre Umgebung mit zu bekommen.
„Es sieht schlimm aus", meinte Argon mit meinem bitteren Ton. Eilyne nickte nur.
„Es müssen wirklich mehr Nahrungsmittel von Turinia hier herüber gebracht und verteilt werden", fügte Argon an, „ich hoffe wirklich, dass deine Tante Rud die Nahrungsmittellieferungen wieder aufnimmt, nachdem wir deinen Vater gerettet haben."
Wieder nickte Eilyne, „Vater wird dafür sorgen, er war immer dafür, dass sowohl Turinia und Ataris gleichberechtigt behandelt und versorgt werden. Aber dafür müssen wir ihn erst einmal befreien. Beeilen wir uns."
Der Palast war nicht mehr fern, man konnte ihn über den Dächern der anderen Häusern sehen. Hinter den Häusern in Richtung des Gebirges in der Mitte der Insel Ataris erhob sich das riesige Gebäude. Argon konnte unzählige Fenster erkennen, welche die gewaltige Hausfront füllten. Er vermutete, dass das Hauptgebäude mindestens zehn Stockwerke zählte, eine Vermutung, denn hinter den Häusern konnte er die Grundmauern des Palastes nicht sehen. Vier Türme ragten von den Ecken des Hauptgebäudes noch einmal deutlich höher in die Luft, auf denen Flaggen wehten. Das ganze Gebäude war in hellem Orange, fast schon Gelb gestrichen und leuchtete in der Morgensonne schon fast golden. Die Entfernung zu dem Palast schien aber immer noch mehrere hundert Meter zu sein, Argon wagte es kaum zu vermuten, wie groß der Teil des Gebäudes war, den er noch nicht sehen konnte.
Sie kamen an einer kleinen Villa an. Umgeben von einem fast schon parkähnlichen Vorgarten war das Haus an sich nicht sonderlich groß, aber eindeutig sehr alt und kostbar. Säulen, große Fenster und komplizierte Stuckarbeiten an den Kanten. Jede Säule schien eine Geschichte zu erzählen, denn sie hatten von oben bis unten Bilder eingraviert.
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Der versunkene Kontinent Ataris
AdventureIn einer Welt, in der Dampfmaschienen noch das tägliche Bild prägen und Ruß und Qualm aus ganzen Wäldern von Fabrigschloten steigt, in einer Welt, in der Luftschiffe dabei sind, der traditionellen Hochseeschiffen den Hoheit zu stehlen hat es das Emp...