Kapitel 3

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Gerade betrat die falscheste Schlange der ganzen Schule unsere Klasse: Miss Schulschlampe, Madame Make-Up-Tussi, Bitchy McBitch Bitch oder ganz einfach Jessica. Ich selbst trug auch manchmal ein bisschen Ausschnitt aber sie übertrieb es einfach: Ein Einblick bis fast zum Bauchnabel ist einfach nur noch billig, jedoch hatte sie dadurch mehr Typen im Bett als Menschen in China lebten. Sie war absolut keine Augenweide, doch ihr hyperarrogantes Gehabe und ihre diabolischen Pläne machen sie auch innerlich hässlich. Die meterdicke Make-Up-Schicht auf ihrem Gesicht half auch nicht gerade dabei, sie hübscher zu machen. Jedoch gönnte ich es ihr von Herzen, dass sie ihre Haare so kaputt gemacht, dass sie nicht mehr nachwuchsen sondern nur noch zottig von ihrem Kopf bis ungefähr auf Kinnhöhe hingen. Dann noch ihre Augen! Durch sie kann man direkt in Jessicas Dämonenseele blicken. Sie ist der Teufel persönlich! Falls sich jetzt jemand fragen sollte, was ich eigentlich gegen sie hatte: alles, wirklich alles. Doch vor allem, dass sie am Anfang der Beziehung von Daniel und mir fast ein ganzes Monat versucht hatte, uns auseinanderzubringen. Sie hatte alles versucht: Gerüchte, Manipulation, wirklich alles. Außerdem grub sie ihn ständig an, obwohl - oder gerade weil - sie genau wusste, dass er mit mir zusammen war. Sie hatte es nie geschafft, einen Keil zwischen uns zu treiben, doch seit dem hasste ich sie. Sie mich auch, nur hatte ich Gründe und sie nicht.
Jedenfals steuerte Jessy in diesem Moment auf meinen Freund zu, das gehässige Grinsen, das sie mir dabei zuwarf nicht zu vergessen. Sie begann mit Daniel zu reden, welcher mir dieses Mal nicht so erschien, als würde ihn ihre Anwesenheit stören. Sie drehte eine Strähne ihrer Zotten in den Fingern während sie sich auf meinen Platz setzte und Daniel billig anlächelte.
Ich ballte meine Hände zu Fäusten. Diese Bitch ging zu weit. Niemand darf mit meinem Schatz flirten!
Ich musste wohl ziemlich sauer in ihre Richtung gestarrt haben, da Stella erwiederte:"Komm, Süße, beruhig dich wieder. Daniel fängt schon nichts mit der Zicke an. Allerdings wundert es mich schon, wieso er sich so begeistert mit ihr unterhält und sie nicht wegschickt."
Als ob Stella meine Gedanken lesen könnte. Ach, wie ich sie lieb hatte.
Aber ich reagierte nicht auf ihr Kommentar sondern versuchte mich abzulenken.
"Also, Stella, was wolltest du vorher sagen? Irgendwas wegen heute nachmittag glaub ich."
"Ach ja, genau. Also folgendes: Ich hätte mir gedacht, dass wir uns nach der Schule Spaghetti kochen. Was hälst du davon?"
"Klingt super! Ich hoffe nur, dass wir nicht eure Küche abfackeln."
Wir begannen beide zu lachen.
"Selbst wenn, ist die Feuerwehr wieder weg, bevor meine Eltern nach Hause kommen. Sie müssen heute beide lange arbeiten. Gott sei Dank."
In diesem Moment gongte es.
"Reden wir später weiter? Ich muss jemanden von meinem Platz vertreiben."
"Zeigs ihr, Lucy!"

Jessy flirtete immer noch mit Daniel. Das Schlimme war, dass es diesem auch noch zu gefallen schien!
"Jessica, wie wäre es, wenn du anstatt mit meinem Freund zu flirten, verschwinden würdest um dir das ganze Make Up abzukratzen? Hammer und Meißel hast du doch sicher dabei, oder?"
Dabei setzte ich mich demonstrativ auf Daniels Schoß.
Ihrem Blick zu deuten, überlegte sie gerade, wie sie mich am besten umbringen könnte. Ich verkniff mir mein Grinsen und gab statt dessen Daniel einen Kuss auf die Wange.
"Ein bisschen Make Up würde dir nicht schaden. Du siehst wie immer schrecklich aus. Woher hast du die Bluse? Aus dem Schrank deiner Oma geklaut?"
Mit zwei Fingern griff sie nach einer Ecke meiner Bluse um sie sofort wieder angewiedert loszulassen.
"Ladies, beruhigt euch!", mischte sich jetzt auch Daniel ein. "Jessy, ist es in Ordnung für dich, wenn wir nach Englisch weiterreden? Mein Schatz wird eifersüchtig."
Jessicas Miene hellte sich beim letzten Satz sofort auf. Provozierend lächelte sie mich an, wartend auf eine Reaktion von mir. Doch ich war gerade nur damit beschäftigt, ihr nicht das dumme Grinsen aus dem Gesicht zu wischen.
Sie wandte sich wieder Daniel zu.
"Aber sicher doch. Ich will euch Turteltäubchen nicht weiter stören. Bis später, Daniel."
Damit drehte sie sich um und verließ die Klasse, durch welche auch schon unser Lehrer kam.
Ich konnte mich die ganze Stunde über nicht konzentrieren. Immer musste ich daran denken, dass es Daniel nicht gestört hatte, dass Jessy mit ihm geflirtet hatte. Reichte ich ihm nicht mehr? Ich musste ihn darauf ansprechen.
Die Stunde verging quälend langsam. Als es endlich zur Pause gongte und der Lehrer die Klasse verlassen hatte, hob mich Daniel auf seinen Schoß.
"Wie geht es meinem Schatz denn heute? Hast du schön von mir geträumt?"
Er küsste mich auf die Wange und sah mir danach tief in die Augen. Seine Augen waren grau-braun und absolut wunderschön. Ich konnte mich stundenlang in ihnen verlieren, doch ich musste ihn einfach wegen Jessica fragen. Also ignorierte ich die zuvor so liebevoll von ihm gestellten Fragen.
"Was war das vorhin mit Jessy? Wieso hast du zugelassen, dass sie mit dir flirtet?" Ich bemühte mich, ruhigt zu bleiben, doch anscheinend gelang mir das nicht wirklich. Augenblicklich verdunkelte sich seine Miene.
"Mit Jessy läuft nichts, falls du dich das fragst. Sie hat nicht mit mir geflirtet sondern gefragt, ob ich ihr Nachhilfe in Englisch geben würde. Ich habe ja gesagt und sie hat mich für heute Abend zu sich eingeladen um zu lernen. Wir wollten gerade alles weitere besprechen, da bist du gekommen und hast eine Eifersuchtsnummer abgezogen. Ich finde es zwar süß, wenn du ein bisschen eifersüchtig bist, aber da hattest du wirklich keinen Grund. Weißt du, Schatz, Jessy ist gar nicht so übel. Sie ist wirklich nett."
"Lernen, ja klar. Sie führt irgendwas im Schilde, ich bin mir sicher. Warum hat sie ausgerechnet dich gefragt? Ich meine sie versteht sich doch super mit Alex und der steht in Englisch zwischen Sehr Gut und Gut. Warum hat sie nicht ihn gebeten, sondern riskiert, möglicherweise Probleme mit mir zu bekommen? Ok, möglicherweise ist untertrieben, wir hassen uns, aber du weißt doch, was vor einem halben Jahr war."
Daniel seufzte.
"Ja, wie könnte ich das nur vergessen. Aber Menschen können sich ändern."
Ich verdrehte die Augen.
"Menschen ja, aber fiese Schlangen..."
"Lucy!", unterbrach er mich entsetzt.
"Ist doch wahr! Wieso verteidigst du die Tussi?"
Ich sprang von seinem Schoß auf.
"Mensch, Lucy! Sie ist auch nur ein Mädchen! Sie macht Fehler wie jeder andere Mensch! Komm mal wieder runter. Vertraust du mir etwa nicht?"
"Doch, dir schon. Aber Jessica nicht! Und das solltest du auch nicht tun!"
"Sag mir nicht, was ich tun soll!"
Er war wirklich wütend.
Ich war verletzt. Schnell schmiss ich meine Sachen in meinen Schulrucksack und steuerte auf Stellas Tisch zu. Sie saß ein paar Tische weiter alleine.
Verwirrt blickte sie mich an, als ich mich auf den freien Platz neben sie setzte.
"Lucy, Süße, alles ok?"
Sie wirkte besorgt.
"Ja... Nein... ach egal. Kann ich heute in den restlichen Stunden in der Klasse neben dir sitzen?"
"Ja sicher doch, aber was ist los? Was hat Daniel gemacht? Ich habe nur Teile von eurem Streit mitgekriegt."
"Danke, wirklich."
Ich umarmte sie kurz und erzählte ihr dann grob den Inhalt des Streits.
"Dieser Idiot!" Das war der einzige Kommentar, der ihr über die Lippen kam. Doch als sie meinen traurigen Gesichtsausdruck sah, zog sie mich sofort in eine Umarmung.
Als sie sich wieder von mir löste, begann ich mit meiner Kette zu spielen. Ich hatte komplett vergessen, sie zu erwähnen, da sie für mich schon so selbstverständlich war. Jedenfalls war die Kette aus echtem Silber mit einem einem reckteckigen Anhänger, der einen orangen Stein einfasste. Daniel hatte sie mir zu Weihnachten geschenkt, damals waren wir fast zwei Monate zusammen. Die Kette hatte einfach die perfekte Länge. Seit meinem Geburtstag zwei Monate danach hing daneben ein kleiner echtsilberner Notenschlüssel, mein Lieblingssymbol, da ich Musik liebte. Auch dieser Anhänger war ein Geschenk von Daniel.
Vorsichtig drehte ich die Anhänger in meinen Fingern. Ich hatte mir geschworen, die Kette immer zu tragen, wenn zwischen Daniel und mir alles gut war. Doch ich konnte sie nicht ablegen. Es fühlte sich zu falsch an.
Völlig in Gedanken versunken merkte ich nicht, dass sich jemand vor mich auf die Tischplatte setzte.
"Lucy? Alles ok?"
Ich schreckte hoch. Die Person vor mir begann zu lachen. Dieses Lachen, das mich immer aufmuntern konnte, egal, wie schlecht es mir ging, konnte nur einem gehören.
"Hey, Lucas."
Schnell sprang ich auf und umarmte meinen besten Freund. Auch er drückte sich fest an mich. Als wir uns wieder voneinander lösten sah er mich durch seine eisblauen Augen durchdringend an. Dazu musste er sich fast zu mir hinunterbeugen und ich nahezu in den Himmel schauen, ok das war etwas übertrieben, aber er war eineinhalb Köpft größer als ich.
"Willst du es mir erzählen?"
Also gab ich den Streit ein weiteres Mal wieder.
"Oh."
Ich war es gewohnt, nicht viel von ihm zu hören, er war nicht so der gesprächige Typ Junge, eher in sich gekehrt und verschlossen. Aber wenn man wen zu zuhören brauchte, war man bei ihm an der richtigen Adresse. Natürlich konnte man auch richtig Spaß mit ihm haben, wenn wir uns nach der Schule trafen, waren wir meist nur am lachen. Ich konnte jezt schon heulen bei dem Gedanken, dass er an nächstem Schuljahr eine andere Schule besuchen würde, doch er wollte sich seinen Traum erfüllen und ich stand natürlich hinter ihm.
Als ich ihn wieder ansah, bemerkte ich, dass er mich schon die ganze Zeit angestarrt hatte.
"Was ist los?", fragte ich ihn verunsichert.
"Nichts", kam es knapp von ihm, jedoch hörte er nicht auf, mich anzustarren.
"Lucas!"
"Lucy!", rief er zurück. Jeder andere normale Mensch würde fragen, was los sei, doch er antwortete einfach die Namen des/der Gesprächsparners/-partnerin. Aber für genau solche Kleinigkeiten hatte ich ihn so lieb.
Wie starrten uns an und versuchten, einen ernsten Gesichtsausdruck beizubehalten, doch schlussendlich begannen wir beide zu grinsen.
Ich boxte ihm gegen die Schulter. Natürlich wusste ich, dass ihm das nicht wehtun würde.
"Aua?", kam es leicht belustigt von ihm.
"Ach halt die Klappe." Wie begannen zu lachen.
"Was ist so lustig?", fragte Stella, die sich, nachdem sie zuvor mit einem unserer Klassenkammeraden gesprochen hatte, nun auch zu uns gesellte. Stella und Lucas waren auch gut befreundet, jedoch waren sie keine besten Freunde.
"Die Kleine kann keine Schläge austeilen", meinte Lucas ruhig.
"Ich bin nicht klein!", rief ich aufgebracht.
"Doch bist du, aber das ist auch gut so." Den Verfasser dieses Satzes hätte ich gerade nicht erwartet.

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Lied: Naturally - Selena Gomez
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Love me 'til I dieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt