Kapitel 5

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"Hey, Bro, alles cool, hab ich doch nicht ernst gemeint!"
Daniel wollte Mark gerade loslassen, als er den Sinn des Satzes falsch verstand und ihn noch fester packte.
"Das heißt du findest meine Freundin hässlich?", schrie Daniel nun vollkommen sauer.
Nun wurde es mir aber zu bunt.
Ich legte eine Hand auf Daniels Schulter. "Hey, lass es gut sein. So hat er es sicher nicht gemeint."
"Sag mir nicht immer was ich tun soll!", fuhr Daniel nun mich an.
Ich war geschockt und wütend. Schnell schnappte ich meine Sachen und zog ab. Daniel rief mir noch "Warte, es tut mir leid!" hinterher, doch ich blickte nicht einmal mehr zurück sondern antwortete nur mit meinem Mittelfinger.

Vor der Klasse wartete bereits Stella auf mich, welche ich nur am Hangelenk packte und mit mir mitzog.
"Lucy! Was ist los?"
Ich sah sie nur mit traurigem und wütendem Blick an.
"Daniel?"
Ich nickte.
"Willst du es mir erzählen?"
"Später", antwortete ich.
Stella zog mich in eine Umarmung.
Als sie mich wieder losgelassen hatte, gingen wir in den Physiksaal.

Die restlichen Schulstunden vergingen quälend langsam. In einer der nächsten Pausen erzählte ich Stella alles und sie umarmte mich ein weiteres Mal. Darüber hinaus bestätigte sie mich darin, dass ich mich heute nicht bei Daniel melden sollte. Daniel hatte nicht mehr versucht, mit mir zu sprechen.
Als ich alleine, da Stella noch etwas mit dem Lehre klären musste und mich bereits vorgeschickt hatte, in der letzten Pause gerade wieder zurück in die Klasse zur letzten Stunde ging, hörte ich jemanden hinter mir meinen Namen rufen. Überrascht drehte ich mich um. Hinter mir ging Mark, der sich nun neben mich gesellte.
"Was gibt's, Mark?", fragte ich.
"Eigentlich wollte ich mich entschuligen. Wenn ich mich vorher nicht so benommen hätte, dann wäre zwischen Daniel und dir noch alles rosig."
"Aber Mark, du brauchst dich doch nicht entschuldigen. Daniel hat falsch reagiert, nicht du. Ich nehme an, dass du einfach nur freundlich sein wolltest, oder?"
"Ja, genau. Außerdem hab ich das ehrlich gemeint: Du bist wirklich total hübsch."
Ich war geschmeichelt.
"Danke, total lieb von dir, aber übtreib bitte nicht. Sonst werde ich noch rot."
Er lachte. "Die Farbe steht dir sicher gut."
Nun lachte ich auch.
Wir unterhielten uns noch ein bisschen, bis wir in der Klasse waren und uns auf die verschiedenen Plätze hockten. Ich richtete die Sachen für das nächste Fach her und begab mich dann auf den Weg zu meinem Spind um mir meine Schuhe anzuziehen und meine Jacke zu holen. Für Ende April war es einfach zu warm. Es war zwar schön, dass der Winter endlich vorbei war, doch zu heiß sollte es jetzt auch noch nicht werden.
Zusammen mit Stella an einem Tisch verging die letzte Stunde im Flug und zusammen mit Lucas gingen stiegen wir in den Bus ein und setzten uns auf einen Viererplatz, wo wir ein sinnloses Gespräch begannen und bis zu unserer gemeinsamen Endhaltestelle fortführten. Der Schülerbus morgens fuhr eine seltsame Route und blieb am Anfang davon auch an sehr kleinen Stationen stehen, sodass Stella und Lucas da immer schon vor mir einstiegen, doch mittags und nachmittags hielten die Busse nur an großen Haltestellen, deshalb stiegen wir zusammen aus.
Zusammen mit beiden ging ich diesmal in dieselbe Richtung, da Stella und ich ja einen tollen Nachmittag geplant hatten. Vor dem Haus, in dem die Wohnung von Stella, ihren Eltern und ihrem Bruder war, verabschiedeten wir uns von Lucas, ich mit einer Umarmung, Stella mit einem einfachen "Bye".
In der Wohnung begannen wir gleich zu kochen und schafften es sogar, dass das Essen ziemlich lecker schmeckte.
"Haben wir bis etwas auf, das wir morgen haben müssen?", fragte ich.
"Lass mich mal überlegen: Deutsch ist bis nächste Woche, Mathe bis übermorgen, mir fällt nur Englisch ein. Aber das sind ja nur zwei Nummern und wir müssen nur die passenden Wörter einsetzen. Vorschlag: Ich mach die erste und du die zweite Nummer und dann schreiben wir ab?"
"Ok, so machen wir's." Nach dem Abwasch waren wir in kürzester Zeit mit den Aufgaben fertig und wir setzten uns auf das Sofa und schalteten den Fernseher ein.
"Uh, Lucy, schau mal: The Big Bang Theorie läuft gerade!"
Also sahen ließen wir den Sender laufen und lachten immer wieder über die verschiedenen Charakteure. Nach einer Weile stand Stella auf und kam kurze Zeit später mit einer großen Tüte wieder, welche sie auf dem Couchtisch entleerte. Auf dem Tisch lagen nun unglaublich viele Kosmetiksachen, von Mascara über Lippenstiften bishin zu Masken, und das alles von verschiedensten Marken und noch verpackt beziehungsweise einfach unbenützt.
Ich staunte nicht schlecht. "Stella, woher hast du das ganze Zeug? Das kannst du doch unmöglich alles gekauft und nie benutzt haben!"
"Eine Tante von mir arbeitet in einem Geschäft, wo das Zeug verkauft wird und bekommt viel geschenkt: Teile aus alten Limited Editions, die keiner haben will, Sachen, die kurz vor dem angegebenen Ablaufdatum stehen, und sowas eben. Da sie das alles nicht braucht, gibt sie es mir. Das können wir heute alles ausprobieren und falls dir etwas besonders gut gefällt, kannst du es haben, ich hab schon genug Schminke."
"Wow! So eine Tante will ich auch!"
Wir lachten.
"Dann an die Arbeit!", rief Stella und drückte mir eine Packung Abschminktücher in die Hand und stellte einen kleinen Spiegel auf.
"Und was soll ich damit?", fragte ich unschlüssig und deutete mit der freien Hand auf die Packung.
"Du schminkst dich jetzt ab und ich schminke dich, was sonst?"
"Ok. Hey, ich hab eine Idee: Machen wir doch eine Art Challenge daraus. Ich sage dir ein Thema, zum Beispiel "Abschlussball und es sollte zu einem roten Kleid passen" und du musst mich dann so schminken, wie du es am besten finden würdest. Zum Schluss bewerte ich das Ergebnis mit einem bis zehn Punkten, umgekehrt natürlich dasselbe. Und die Verliererin muss die Gewinnerin auf ein Eis einladen. Was sagst du?"
"Tolle Idee! Das machen wir! Und jetzt schmink dich ab."

Nach einigen Runden lag genau einen Punkt vor Stella.
"Letzte Runde? Mir gehen die Themen aus", meinte sie.
"Mir geht es auch nicht anders", erwiederte ich.
Schlussendlich hatten wir Gleichstand. Wir lachten beide, soetwas konnte wirklich nur uns passieren.
Jedoch wurden wir von meinem Handy unterbrochen, das mir eine neue Nachricht mitteilte.
Stella deutete mir, auf mein Handy zu schauen, doch als ich das tat konnte ich förmlich spüren, wie mir die Farbe aus dem Gesicht wich.
"Lucy, was ist los?", fragte meine beste Freundin sofort.
Wortlos übergab ich ihr mein Handy. Auf dessen Display stand:"1 neue WhatsApp Nachricht von Jessica"

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Lied: Round & Round - Selena Gomez
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Love me 'til I dieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt