Freitag.
Mein letzter Arbeitstag inmeiner ersten Woche. Meiner Meinung habe ich mich ganz gutgeschlagen. Das einzige von dem ich nicht so begeistert bin ist dasder einzige Kontakt zu den Patienten nur darin besteht ihnen diePillen und das Essen aus zu händigen. Nicht mehr und nicht weniger.
Ich will mehr von ihnen erfahren. Daswürde mich auch von meinen eigenen Einbildungen von zu Hauseablenken. Die letzten Nächte konnte ich kaum ruhig schlafen, immerquälte mich das Gefühl beobachtet zu werden und das ist kein Gefühlbei dem ich Luftsprünge mache vor Freude.
Momentan hocke ich noch zu Hause vormeiner dritten Tasse Kaffee. Die werde ich heute auch brauchen, meineerste Nachtschicht. Wie das wohl werden wird?
Alle Schwestern mit denen ich bis jetztüber die Nachtschicht geredet habe, meinen ich sollte mir nicht soviele Sorgen machen und lieber viel Kaffee trinken damit ich dieNacht durchstehe den es passiert so ziemlich nie etwas.
Ziemlich ernüchternd. Eigentlich hatteich mir das ganz anders vorgestellt. Ich habe noch gut vier Stundendie ich tot schlagen muss bis ich los zur Arbeit fahren muss.
Also beschließe ich mich dazu meinenKoffein gehalt im Blut nicht weiter daheim zu erhöhen sondern inmeinem Kaffee. Schnell mach ich mich auf den Weg und in weniger als10 Minuten bin ich auch schon da.
Mit der üblichen Bestellung setze ichmich auf den üblichen Platz, der wie üblich immer frei ist.
Irgendwie kann ich heute nicht sorichtig abschalten, nicht wie sonst, wo ich einfach da sitze und dieMenschen beobachte. Irgendwas scheint mich im inneren zu quälen.
Ganz in Gedanken versunken, auf derSuche nach dem Störenfried in meinem Inneren, bemerke ich eine mirbekannte Person die das Kaffee betritt. Ich werde aschfahl im Gesichtals i Realisiere das es der Typ von meinem letzten besuch im Kaffeewar.
Oh bitte überseh mich. Bitte ich willjetzt nicht mit anderen Menschen reden. Ich mache mich ganz klein aufmeinem Sofa, verstecke mich hinter meiner Kaffeetasse und versucheangstrengt aus dem Fenster zu starren und ihn keines Blickes zuwürdigen. Bitte bitte bitte nicht.
„Ach du auch wieder da? Regierst duwieder über dein Sofa?"
Mist. Meine ganzen bemühungen nichtangsprochen zu werden springen gerade über Bord. Langsam und umeinen nicht ganz so gequälten Gesichtsausdruck bemüht drehe ichmeinen Kopf in die Richtung von der die Stimme kam.
„Auch Hallo." ich klinge kühl. Gutso soll er ruhig spüren das ich lieber nicht reden will.
„Entschuldige. Guten Tag eureMajestät von Sofa." unwillkührlich breitet sich ein Grinsen aufmeinem Gesicht aus. Trotzdem überdrehe ich meine Augen.
Wie kann man nur so ein Idiot sein undim Moment ärgert es mich ncoh mehr das ich selbst grinsen muss. Ichschüttle den Kopf den wenn icht jetzt was sagen würde, würde ichgleichzeitig wie ein Chearleader kichern müssen, und sowas mach ichnur über meine Leiche.
„Du Grinst. Ha ich habs geschaft unddie Eisprinzessin zum lachen gebracht. Jetzt kann ich in ruhe sterbenden jetzt habe ich schon alles gesehen." ein Ausdruck von stolzund amüsiertheit schwingt in seiner Stimme mit.
Gleichzeitig klingt das Grinsen inmeinem Gesicht ab und ich starre ihn entgeistert an. Eisprinzessin?Wirklich? Jetzt brauche ich noch eine Tasse Kaffee um das zuverkraften das ich zu erst nicht angesprochen werden will und manmich dann Eisprinzessin nennt.
Andererseitshat er ja nicht so unrecht.plafft mich mein Unterbewusstsein an. Jetzt verbündet es sich auch noch gegen mich oder was?
„Hei, das war ja nur ein Scherz. Ich mein das ja nicht so." Erklingt besorgt. Es scheint ihn wirklich leid zu tun. Ich sehe aufmeine Uhr. Ich muss los sonst komme ich zu spät. Wenigstensverbündet sich meine Uhr nicht gegen mich.
„Jaja. Ich musslos, leute wie ich haben noch zu tun." okay zu gegebendas klingtjetzt hart. Sogar für mich ein bisschen zu hart aber ich musswirklich. Doch irgendwas in mir will unbedingt hier bleiben.
„Okay dann Bye. Zum nächsten mal."Ich erkenne keinen Gesichtsausdruck von ihm den ich auch nuransatzweise deuten könnte.
Nächstes mal? Er hat Hoffnung das er mich wieder sieht und ich hege hingegen nur die Hoffnung das er mich nicht erkennt.
Egal ich schleppemich und mein Koffeinhaltigesblut nach hause und ziehe mich um undweiter geht's schon auf die Station.
Auch den Weg dorthin kreisen meine Gedanken immer wieder um diesen mysteriösen Typen.Ich kenne noch nicht einmal seinen Namen. Du hast ihm auch keineGelegenheit gegeben sich vorzustellen. Eshat den Anschein als wäre mein Unterbewusstsein auf Kriegsfuß mitmir. Genau das brauch ich jetzt auch noch.
Ichkaue auf meine Lippe. Je näher ich dem Krankenhaus komme destonervöser werde ich. Vielleicht ist das doch nicht der richtige Jobfür mich.
Irgendwasist heute anders. Oder bilde ich mir das ein. Mit zitternder Handsuche ich meinen Schlüssel für die Tür die mich von der Stationtrennt.
Wiesozittere ich? So schlimm kann eine Nachtschicht auf einer Station mitPsychischkranken Jugendlichen nicht sein. Oder doch?