Kapitel 2

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Noch kurz bevor er zu Ende sprechen konnte stockte seine Stimme und er brach den Satz ab. Anscheinend lenkte ihn etwas ab.

,, Was? Was oder wer bist du? Sags mir endlich." Flehte ich ihn an. Noch nie zuvor wollte ich etwas so sehr wissen wie das.

Der kleine Junge blickte schnell hinter sich. Seine Augen weiteten sich, ich sah an ihn vorbei aber ich konnte nichts erkennen. Was ist da bloß? Da ist nichts. Wieso stand er so starr da? Fragen über Fragen. Ich versuchte eine logische Erklärung zu finden. Aber es gibt keine.

Es wird nebeliger. Die Sicht verschlimmert sich drastisch. Man kann die eigene Hand vor den Augen nicht sehen. Der kleine Junge verschwindet auch langsam in den dicken Nebelschwaden. Ich kann nichts mehr erkennen und kneife meine Augen wieder zu da der Nebel in meinen Augen unangenehm brennt. Würde ich seinen Namen kennen hätte ich ihn schon längst gerufen. Wie blind stand ich noch immer mitten am Gehweg. Verzweiflung steigt in mir auf. Pure Verzweiflung. Die Angst lässt mich schneller Atmen.

Der Wind weht immer stärker, die Blätter am Gehweg werden weggeweht, meine Haare laufen Amok. Die Geräusche von der Straße neben mir werden lauter und hüllen mich mit lautem Gröllen ein, meine eigenen Gedanken schreien in meinem Kopf mit mir damit ich sie hören kann.

Nach ein paar Minuten in dieser Eis Hölle began sich alles wieder ein bisschen zu beruhigen. Ich öffnete langsam wieder meine Augen. Meine eingenebelten Sinne kommen langsam aber sicher wieder zu sich.

Ich blicke um mich herum. Der kleine Junge ist weg. Einfach so ohne Vorwarnung.

Wieder alleine. So wie immer. Vielleicht habe ich mir das alles nur eingebildet, ein Anzeichen das ich verrückt werde? Oder schon bin? Ein dumpfes Gefühl breitet sich in meiner Bauchgegend aus ein Geschmack von Galle kroch mir in meinen Mund.

Es lag eine lange, Menschenleere Straße vor mir. Kalt und Nass ist es immer noch, mein Gefühl von kälte kehrt wieder zu mir zurück. Die letzten einzelnen Blätter, an den Astspitzen der Bäume raschelten da der Wind immer wieder durch die größtenteils kahlen Bäume weht. Man könnte jetzt an die zahlreichen Horrorfilme denken und sich alle möglicheb Szenarien ausdenken. Tu ich in dem Moment aber nicht. Wenigstens etwas positives an der Nacht heute.

Mein Kopf ist leer. Ungewohnt leer, so als ob meine Gedanken vom Nebel erstickt wurden.

Wortlos senke ich meinen Kopf und beschließe nach Hause zu gehen. Meine Gefühle verdränge ich, zumindest versuche so gut es geht. Meine erste Regel lautet keine Gefühle zulassen.

Soblad ich anfing über den kleinen Jungen nach zu denken schüttle ich meinen Kopf um den Gedanken sofort wieder zu verwerfen. Zu geschockt bin ich noch von dem Vorfall.

Zu Hause angekommen schließe ich meine Wohnungstür zu, werfe meine Taschen in die Ecke und gehe erst mal ins Bad.

Eine Dusche wird mir vielleicht gut tun und meine Gedanken ein bisschen beruhigen. Hoffentlich. Ich hole meine Handtücher aus dem Badezimmerschrank und lief moch einmal in mein Schlafzimmer um meine Jogginghose und ein weiteres Oberteil zu holen. Meine jetztigen Klamotten fühlen sich so an als würden sie mir alles abschnüren. Unerträglich.

Immer wieder rutschen meine Gedanken zu den Jungen ab. Auch wenn ich meine Sorgen verberge hätte ich dennoch gern eine Erklärung was mit ihm passiert ist. Ich meine kein Mensch kann durch Nebel einfach verschwinden. Und wenn doch, dann ist bei der Evolution was verdammt schief gelaufen. Und wenn die Wissenschafter das auch noch nicht heraus gefunden haben, sollten sie ihre Berufswahl noch einmal überdenken. Und zwar gründlich.

Egal. Ich habe keine Zeit mich jetzt damit zu bschäftigen.

Die Dusche war genau das was ich gebraucht habe. Mittlerweile ist es sieben Uhr morgens, trotzdem noch kein Anzeichen von Müdigkeit. Ich sollte anfangen meine Sachen zu packen denn in drei Tagen würde ich in eine neue Wohnung ziehen, ein neues Leben beginnen und das alte hinter mir lassen. Niemand kann mir das vermießen. Bis jetzt habe ich erst einmal meine Bücher in eine Kiste eingeräumt. Mehr nicht.

Als ich meine alten Erinnerungsstücke aus meiner Kindheit angefangen habe aus zu sortieren, bin ich bei einem kleinen, selbstgemachten Buch, dass mir einmal eine Freundin geschenkt hat als wir ins erste Gymnasium gekommen sind, hängen geblieben. Ich blätterte die Buchseiten langsam durch. Zwischendurch stoppe ich um ein oder zwei Sätze aus dem Text zu lesen und muss immer wieder lächeln. Der kleine Junge war für kurze Zeit vergessen.

Wer würde denn nicht lächeln bei einer Geschichte die von Einhörnern und fliegenden Bussen handelt?

Müde tapse ich zu meinem Bett um mich wenigstens ein bisschen au zu ruhen. Das Einschlafen gestaltet sich als unmöglich. Immer wieder erscheinen Bilder vom Jungen vor meinem geistigem Auge. Jedes mal wenn ich meine Augen schließe sehe ich ihn vor mir, ganz klar, jede Lachfalte, jedes Grübchen, bevor er mit dem Nebel verschwindet. Das einzige was ich nicht erkennen kann sind seine Augen.

Mein Versuch zu schlafen ist gescheitert, so widme ich mich wieder dem packen meiner Sachen.

Geistesabwesend packe ich das Geschirr in Zeitungspapiere von letzter Woche und räume es in einen Karton vom Supermarkt.

'8 JÄHRIGER JUNGE SCHWER VERLETZT; STARB NOCH AM UNFALLORT' lautet eine der Schlagzeilen. Erschrocken riss ich meine Augen auf. Eine schreckliche Vorahnung tat sich in mir auf. Ich laufe zu dem Karton mit dem Verpackten Geschirr und suchte nach dem Artikel zu der die Schlagzeile passt.

Nach kurzer Suche fand ich den Artikel. Den zerknitterten Zeitungsartikel streiche ich glatt um die gschriebenen Zeilen besser lesen zu können. Ein Bild ist auch dabeim.

Mist. Genau auf dem Foto kann man nicht erkennen wie der Junge aussieht da sein Gesicht verpixelt ist.

,,Keine Angst bin nicht ich" ertönt es aus meine Küche.

Geschockt sehe ich vom Zettel langsam in richtung Küchentür. Bis vor kurzem war ich mir noch sicher das ich alleine in der Wohnung bin. Bestimmt habe ich es mir eingebildet. Um sicher zu gehen das meine behauptung stimmt werde ich in die Küche gehen, da ich ein Messer auf dem Tisch liegen sehe, nehme ich es in meine Hand. Nur um Sicher zu sein.

Langsam gehe ich zur Tür. Eigentlich wollte ich leise sein aber der Boden musste, wie überrschend, knartschen. Wircklich nicht gerade hilfreich.

Das Messer angriffsbereit in der rechten Hand, drücke ich mit links Die Türklinke herunter. Auch sie kann nicht leise sein sondern quietscht laut.

Mein Herz schlägt mir bis zum Hals. Mein Atem wird schneller.

Mit einem Schrei stoße ich die Türe auf...

Ein kleiner Hauch von SchicksalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt