Es war nun genau fünf Tage her, dass ich leise weinend im Flugzeug gesessen und Seattle dabei zugesehen hatte, wie die Stadt unter den Wolken immer kleiner wurde. Meine Eltern hatten auf dem Weg keine einzige Träne vergossen und waren ernst wie immer geblieben.
Sollen sie sich doch fühlen, wie sie wollen, aber mir geht es hier scheiße.
Den restligen Flug musste mein Handy dran glauben, weil ich Schauspielcastings in ganz London raussuchte.
Mutter schien nicht wirklich erfreut zu sein, denn ihre Blicke sprachen Bände. Doch die Begeisterung für den Film war ausgerechnet von ihr gekommen und aus der Kindheit hängen geblieben, denn da hatte sie noch kleine Auftritte in Musicals oder als Statistin in Fimen.Heute war ihr die Zeit und Lust dazu vergangen. Oft machte sie nur noch Menschen nach, wenn sie in der Küche stand und sich aufregte, wie bescheuert zum Beispiel einer ihrer Arbeitskollegen sein konnte.
Der Gedanke, wie sie wild mit den Armen fuchtelte und Grimassen schnitt, ließ mich schwach schmunzeln und verbesserte meine Laune etwas. Gähnend steckte ich die Hände in meine Lederjacke, denn es war der kühle Herbst eingebrochen.
Zwar regnete es oft, trotzdem war das Wetter sehr angenehm und perfekt zum spazieren gehen. Die alten, schwarzen Laternen ragten elegant an den Kantsteinen empor und schimmerten taubbedeckt in der Morgensonne. Das rotbraune Laub bewegte sich dauerhaft sanft mit dem Wind und huschte hastig über den Boden. Ab und zu bildeten sich winzig kleine Luftstrudel, die die Blätter in der Luft durchwirbelten und sie kleine Tänze aufführen ließen. Manchmal war es aber auch so nass, dass garnichts passierte, außer der Tatsache, dass es regnete. Aber heute war ein außergewöhnlich schöner Tag. Sie Sonne schien leicht durch die orangenen Morgenwolken und verpackte London in angenehmes Morgenlicht. Blinzelnd zog ich die Tür zu, die dann dumpf ins Schloss fiel und noch ein 'komm aber nicht so spät wieder!' hinterher gerufen wurde. "Jaja.", knurrte ich leise vor mich hin.Du bist doch in einer halben Stunde eh arbeiten.
Meine Hand kontrollierte flüchtig, ob der Hausschlüssel dabei war und fand schließlich ihn in der Hosentasche.
Ich steckte in wieder ein und trabte weiter, schnuppernd nach der feuchten Luft.
Seit der Ankunft ging ich gerne raus, denn ich fühlte mich alleine und gelangweilt. Selbst Bücher lesen kam mir uninterresant vor, weil mir jetzt alle gekauft wurden, die ich haben wollte. Früher musste ich um jedes einzelne betteln und hatte Spaß im Bücherladen, doch jetzt bekam ich eins nach dem anderen lustlos hingeschmissen. Vor allen deswegen spazierte ich durch London, um die Beine zu vertreten oder einfach nur durch die laubbedeckten Straßen und Gassen zu laufen.
Meine Beine traten die sieben, großen Stufen hinab und gingen dann die Straße entlang. Das alte Backstein war morgens immer relativ verlassen, da die meißten hier eine Villa wie wir besaßen, Single waren und schon längst arbeiteten.Wie langweilig.
Ich zog meine Jäcke enger an den Oberkörper, um die Wärme zu erhalten.
Zwar schien die Sonne, doch der leichte Wind verpasste meinem gesamtem Körper eine Gänsehaut.
Bibbernd überquerte ich die Straße und lief dann weiter, vorbei an unserem Nachbarhaus. Überrascht blickte ich auf.
Es sah unserem ziemlich ähnlich, nur dass wir keinen so großen, gruseligen Vorgarten hatten.Warum fällt mir das erst jetzt auf?
Die Fassade hatte einen beige gelben Ton und erinnerte an Orangensaft. Nur die weißen, verschnörkelten Fenster verpassten der Villa einen typisch altmodischen Stil, perfekt passend zu der Stadt, in der ich nun lebte. Die Haustür war mit unserer identisch und ich hoffte für Familie Hobkins, dass sie nicht genauso qieckte.
Ein Geräusch hinter mir ließ mich aufschrecken und ich ging hastig weiter, damit keiner mein typisches Gestarre mitbekam.
Der Wind war nun stärker geworden und ließ meine kastanienfarbenen Haare durcheinander wirbeln.
Meine hellbraunen Augen zierten nur etwas Winpertusche und das heutige Outfit war auch nicht wirklich spektakulär.
Eine schwarze Hose, ein schwarzes TShirt und - lass mich raten - schwarze Stiefel.
Ein Mantel wäre vorteilhafte gewesen, aber den besaß ich im Moment nicht.Vielleicht auch in schwarz?
Scheint ja deine Lieblingsfarbe zu sein.Einige Klamotten mussten in Seattle bleiben und ich beneidete sie.
Die Geräusche der Hauptstraße wurden immer lauter, da ich mich dem Ende der Straße näherte.
Wir lebten ziemlich in der Innenstadt, weshalb ich das Zentrum zu Fuß erreichen konnte.
Für meinen Schulweg brauchte ich auch keine Buskarte bezahlen.
Einige Leute würden mich für so eine Lebenssituation beneiden
(Ganz ehrlich als 'Autorin' dieses Buches: ich tue es :D)
, doch Seattle kam mir tausend mal schöner vor.
Nun konnte man schon den ersten roten Bus sehen, die vielen Turisten auslachen und das verrückte Folk bestaunen.
Naja, genau jetzt vielleicht nicht, denn um 4 Uhr morgens fand man nur Geschäftsleute auf der Straße, die von A nach B flüchteten.
Meine Eltern motierten jetzt leider auch zu solchen Sesselfurzern und ließen sich bis spät in die Nacht nicht blicken.Du kannst nur von Glück reden siebzehn zu sein.
Die Ampel schaltete auf Grün und ließ den Zutritt auf die andere Straßenseite zu.
Immerhin kannst du dich auch selbst beschäftigen, oder?
Naja, das tat ich pratisch schon mein Leben lang. Mir lag nicht wirklich der 'Mit dem Strom schwimmen'-Scheiß, eher blieb ich gern Einzelgänger.
Mom hat aber gesagt, dass du in der neuen Schule Freunde brauchst, um da durchzukommen.
Ich seuftze. Warum? 'Habe es doch auch immer vielleicht mit einer Freundin geschafft.
Die kleine Allee tauchte vor mir auf und ich lief erfreut hinein.
Naja, Hals - und Beinbruch.
Hoffentlich gewöhnst du dich dran.❤
❤
❤Das erste Kapi ;D
Hoffe, es gefällt euch :)
Ich weiß noch nicht genau, wann es weitergeht, aber diese Woche auf jeden Fall ^.^
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Schaupieler und andere Probleme
RomanceLily findet London langweilig. In der Schule bekommt sie keine Freunde und privat passiert nichts spektakuläres. Sie will wieder zurück in ihre Heimatstadt Seattle, wo ihr altes Leben auf sie wartet. Leider zwingt sie aber der Job von ihrem Dad zu b...