Die altmodischen Bänke tauchten zwischen den aufgereihten Bäumen auf, während ein leichter Windstoß die herruntergefallenen Blätter aufwirbelte.
Die vielen Braun- und Grüntöne ließen den Weg wie eine Filmkulisse wirken, fast schon...schnulzig.
Die Tatsache, dass ich noch nie einen Freund hatte, ließ den Gedanken an einen romantischen Spaziergang jedoch platzen. Viel zu oft schlug mein Herz für unerreichbare Ziele und Schwärmereien, was einen mit der Zeit abhärtete.
Liebesfilme schaute sich meine Mom an und sie war damit auch die einzige aus der gesamten Familie.
Dad und ich waren dann eher die Fantasyfreaks und Actionsuchtis.Werden wir eigentlich nochmal 'nen Film zusammen schauen, wenn jetzt keine Zeit mehr da ist?
Der Gedanke daran machte mich etwas traurig.
Immer war es so witzig, wenn wir den Fernseher auf stumm schalteten und uns eigene Dialoge ausdachten, während wir Cola tranken und bis zum Morgengrauen durchlachten.Mein Blick schweifte über die vielen Äste und ich folgte dem Gedanken.
Allgemein hatte ich mehr
Gemeinsamkeiten und Interessen mit meinem Vater.
Gefühle gegenüber Fremden existierten nicht, Höflichkeit war das A und O und bei Freunden Witze reißen gehörte dazu.Nur eine Sache hatte keiner wirklich:
Gastfreundlichkeit.
Wir hassten Besuch, egal welche Art.
Wenn Verwandtschaft kam, gab es Wochen davor schon Stress im Paradies und wenn Freunde vorbeischauen wollten, dann lief der Staubsauger auf Dauerbetrieb und alle hatten schwitzige Hände.An den Gedanken musste ich laut lachen.
Schon verrückt, unsere Familie.
Normale Leute würden sich bestimmt den Arsch weglachen, wenn sie uns sehen würden, doch ich würde ihm nur die Zähne ausschlagen und sagen, er solle sich um seinen eigenen Kram kümmern.
Kichernd kickte ich mit dem Fuß ein paar alte Kastanien weg und atmete die kühle Luft.
Summend atmete ich aus.
Das Rauschen der Blätter entspannte so sehr wie lesen bei Nacht.
Die glitzernde Sonne verwünschte wie Kerzenlicht.
Der wundervolle Farbwechsel zauberte mit Leben wie ein Künstler.
Nichts konnte mich davon abhalten von allen Problemen loszulassen.Alles war so...
wunderschön.An einen täglichen Besuch konnte man sich gewöhnen.
Ich schloss kurz genüsslich die Augen und lächelte dann.Jetzt passt Musik perfekt dazu.
Von meinem eigenen Gedanken überrascht griff ich nach meiner Jackentasche und zückte das Smartphone samt Kopfhörer.
Es lebe die Technologie!
Schnell fand ich einen passenden Song und grinste breit, als The Rolling Stones anfingen 'Beast of Burden' zu singen.
Es war eines meiner absoluten Lieblingslieder, da jede entspannte Situation diesen Song magisch anzog, egal wo ich war.
Selbst in diesem Park, wo bestimmt nur Oma's saßen und sich über damals unterhielten.Wen interresiert's?
Bestimmt keinen, denn ich kannte hier niemanden, was auch irgendwie besser war.
Es sollte sich keiner in die Privatsphäre der Collins schleichen, vor allem nicht durch mich.
Das wäre echt erbärmlich gewesen, wenn unser familiärer Zusammenhang durch irgendein Mädchen zerbrochen wäre.Völlig in Gedanken sah ich in letzter Sekunde eine Person vor mir.
Erschrocken riss ich die Augen auf, als mein Gesicht direkt in einen warmen Oberkörper rammte. Es roch nach angenehmen Männerparfum und Pfefferminze.Kaugummi.
Meine Nase schmerzte, als ich hastig aufschaute, um mich zu entschuldigen.
Flehend streckte ich die Hände aus.
Warum musste mir sowas immer passieren?
"Es tut mir so leid. Ich hab sie nicht....", setzte ich an und verstummte.
Mir schoss die Röte ins Gesicht, als ich bemerkte, in was ich reingerannt war.Ein gutaussehnder Junge.
War ja so klar, dass du dich ausgerechnet vor dem plamierst.
Ich zitterte vor Scham:
Auf mich blickten zwei kristallblaue Augen hinab, die mich sofort an den pazifischen Ozean und Saphire erinnerten.
Sie sahen sehr beschäftigt aus, fast verärgert und zweifelnd.
Dank der hohen Wangenknochen wurden sie gut zur Geltung gebracht, was mich noch mehr verunsicherte.
Sein blondes Haar, dass über seine Augenbrauen hing, lag wirr und war etwas länger als bei gewöhnlichen Jungs.
Die leichten Locken ließen ihn wie aus einem erwachtem Märchen wirken.Und trotzdem sieht es sexy aus.
Der Nasenpiercing ließ alles in einem rockig erscheinen, was ihn zu dem perfekten Mitglied irgendeiner Band machte.
Ich musste blinzeln.
Was ist das denn?
So einen schönen Jungen hatte ich noch nie gesehen.
"...mitbekommen.", beendete ich flüsternd den Satz von vorhin, ohne die Augen von dem Jungen zu lassen.
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Schaupieler und andere Probleme
RomanceLily findet London langweilig. In der Schule bekommt sie keine Freunde und privat passiert nichts spektakuläres. Sie will wieder zurück in ihre Heimatstadt Seattle, wo ihr altes Leben auf sie wartet. Leider zwingt sie aber der Job von ihrem Dad zu b...