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Tim nahm mein Gesicht vorsichtig in seine weichen Hände. Ich wollte was sagen, doch ich brachte keinen Ton raus. Plötzlich wirkte alles so ruhig. Ich nahm die laute, dröhnende Musik in meinem Umfeld garnicht mehr wahr. Tim beugte sich langsam zu mir runter und kam mir bedrohlich nah. Doch er fokussierte meinen Mund nicht, er beugte sich zu meinem Ohr. "Du weißt wie empfindlich du bist wenn es um Alkohol geht. Bitte trink' nich zu viel. Ich werde nicht die ganze Zeit auf dich aufpassen können", er zwinkerte und drehte mir dann den Rücken zu. Ich sah wie er geradewegs zu einer Gruppe gutaussehenden Mädchen ging. Ich schüttelte den Kopf und begab mich an die Bar, zu Henry. Er lächelte mich frech an und bestellte zwei Shots. Die kippten wir uns natürlich in einem Zug runter.

Mittlerweile waren wir bei Shot xy angekommen. Auf dem Thresen standen etliche kleine Gläser und das alles haben wir alleine getrunken. Ich bekam die Lust zu kuscheln, also griff ich mir den nächstbesten und schlang mich um ihn. Leider erwischte es einem nicht gerade höflichen Buben. Ich wurde weggeschubt. Ich knallte mit dem Kopf gegen die Wand und blinzelte mehrmals. Dann sah ich eine Faust auf mich zu kommen. Ich presste meine Augen zu, damit ich nicht wahrnahm wann es denn passieren würde. Doch es passierte nichts. Noch bevor er mich erwischte, wurde er von der Security weggeschleppt. Henry kam zu mir getorkelt und umarmte mich. "Hab sofort den Jungs Bescheid gegeben dass hier ein Typ Stress schiebt", sagte er und sah echt erleichtert aus. Ich nickte dankend und fasste mir an den Kopf. Er schmerzte nur noch leicht und bluten tut er nicht. Dann ist ja nochmal alles gut gegangen. Ich ging wieder zur Bar und setzte mich hin. Kurz darauf kippte ich nach vorne und verfiel in einen kurzen Schlaf. "Wieviel hat er getrunken?", hörte ich jemanden reden. "Vielleicht ein, zwei Shots?", sagte eine andere Stimme. "Junge, lüg mich nicht an!", die erste Person klang wütend. Sie schrien sich an. Die Musik war zu laut um vernünftig miteinander zu reden. Ich versuchte mich aufzurichten und sah in das nassgeschwitzte Gesicht von Tim. Er lächelte schräg. Dann legte er sich meinen Arm um seine Schulter und verließ torkelnd den Club.

Es dauerte mindestens eine Stunde bis wir da waren, obwohl wir nur 20 Minuten wegwohnten. "Du bleibst einfach die Nacht bei mir. Meine Eltern sind ja sowieso noch oben im Ferienhaus. Wahrscheinlich verstehst du mich garnicht mehr aber man Stegi. Ich habe dir doch vorhin noch gesagt dass du nicht soviel trinken sollst. Wieso hörst du nie auf mich? Was mache ich falsch dass du immer genau das Gegenteil tust?", er setzte sich mit mir auf sein Bett. Ich fiel nach hinten und schloss meine Augen. "Ich will echt nicht dass dir was zustößt und du rennst einfach immer in die falsche Richtung. Dort wo das Pech dir einfach mal schon zu winkt! Verstehst du nicht dass ich mir Sorgen mache? Naja, schlaf du mal, Morgen wird es ganz anders aussehen", er strich mir über die Wange und zog sich sein Shirt aus. Ich war kurz vorm Einschlafen, als ich noch einen entscheidenen Satz mitbekam. "Wahrscheinlich werde ich dir das nie im nüchternen Zustand sagen können", seufzend schaltete er das Licht aus.

Mit dem Kater des Todes hing ich über der Schüssel. "Wärst du ein Mädchen würde ich dir ja jetzt die Haare halten", sagte Tim belustigt. "Bist du fertig? Dann GEH!", schrie ich und spürte wie es mir wieder hochkam. "Falls du es vergessen hast. Das ist mein Bad", lachte er. Er saß am Badewannenrand und sah zu mir rüber. Ich hockte vorm Klo und ließ alles raus. Als ich fertig war, gingen wir in die Küche und frühstückten erstmal was.

Da ich heute noch mit meinem Bruder zu irgendeinem Konzert musste, verabschiedete ich mich recht schnell von Tim. An der Haustür blieb ich stehen. Tim lehnte gelassen am Türrahmen und musterte mich. Jeder meiner Bewegungen nahm er war, so wirkte es jedenfalls. "Du, Tim?", ich sah ihn an und er nickte nur zur Bestätigung das er zu hörte. "Was ist gestern eigentlich alles passiert?", er begann kurz zu erzählen was denn im Club passiert sei. "..und dann habe ich dich hier her gebracht", beendete er den Satz. Ich erhob meinen Kopf und ging näher zu ihm. "Ich weiß nichts mehr. Absolut nichts. Aber eines weiß ich noch. Ich weiß das du mit mir geredet hast. Im Bett. Und ich weiß auch noch was du gesagt hast", murmelte ich und ging. Tim sagte nichts mehr. Er war wahrscheinlich zu sprachlos. Das genoss ich. Er hatte immer das letzte Wort.

Stexpert ≫ like a galaxyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt