Irgendwie. Irgendwo. Irgendwann.

15.

Ich folge ihr in ihr Haus, ohne mir dessen wirklich bewusst zu sein.
Wir durchqueren ein Esszimmer mit offener Küche von wo aus sich eine Treppe in den ersten Stock schlängelt. Wir gehen indessen weiter und gelangen in ein Wohnzimmer. Die Wände sind cremefarben und an einigen viereckigen Stellen bunt angemalt. Schlangen- und Blumenförmige Muster, Kreise und Spiralen in allen Farben zieren die unregelmäßig verstreuten Vierecke.
Der Raum ist nicht besonders Groß, aber wunderbar hell. Eine riesige Fensterfront gibt den Blick frei auf den kleinen Hinterhof.
Tiara setzt sich auf das dunkelblaue Sofa, bunte Kissen liegen ordentlich darauf verteilt. Vor ihr steht ein tiefer, cremefarben angestrichener Holztisch und wieder davor zwei Sessel. Ich nehme mir einen, unsicher, was ich mit mir anstellen soll. Ich will ihr nicht unbedingt gegenüber sitzen und ihr in die Augen sehen müssen, aber der Platz neben ihr wäre noch weniger verlockend.
Nicht, dass ich sie nicht mehr anziehend fände. Sie ist noch immer schön und ihre spontane, offene Art ist offensichtlich erhalten geblieben. Ich liebe sie oder die Erinnerung noch immer. Nur ist nun etwas anderes dazugekommen. Eine weitere Komponente, eine Variabel, die zuvor keine Rolle spielte.
Sie hat mich verraten. Sie hat mir mir Schluss gemacht. Sie ist verheiratet.
Drei Fakten, die meine Gefühle nach und nach zerreiben, bis sie zu Staub zerfallen und vom nächsten Windstoß davon getragen werden.
Ich wende meine Aufmerksamkeit Tiara zu, in der Hoffnung, sie beginnt - womit auch immer.
"Ich glaube, ich sollte den Anfang machen und ich muss glaube ich ziemlich viel erklären, bevor ich dich um Entschuldigung bitte." Sie sitzt im Schneidersitz auf dem Sofa und das Kleid ist so hochgerutscht, dass man ein Stück ihrer schwarzen Unterhose erkennen kann. Ich hebe den Blick. Ihre Hände spielen unsicher miteinander.
"Würdest du mich ausreden lassen und bei allem zuhören?"
Ich nicke ernst.
"Okay. Ich weiß nicht genau, wie ich dir alles erklären soll, obwohl ich es mir schon tausend mal vorgestellt habe, also rede ich einfach mal drauf los."
Und sie beginnt zu erzählen. Von Anfang an.