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Verweint saß ich auf dem Sofa. Seit dem Tod unserer Eltern waren 2 Wochen vergangen und es tat immer noch weh. Nie wieder würde ich sie wieder sehen. Nie wieder werde ich Dad's Witze über Mams Kochkünste hören, obwohl diese perfekt waren. Nie wieder würde ich ihre Stimme hören und nie wieder würde ich ihre bedingungslose Liebe spüren.

Erschöpft hob ich meinen Kopf und sah zu Aeria die am Fenster stand und einfach raus sah. Die Tage hatten mich wie einen Vampire ausgesaugt, aber sie, sie stand noch Felsenfest da.

"Aeria?", flüsterte ich vorsichtig. Wo war ihre Trauer? Der Tod unserer Eltern hatte doch auch sie getroffen. Vor allem, da sie alles mit angesehen hatte. Der Gedanke tat mir in der Seele weh. Kaum volljährig und schon musste sie so etwas mit eigenen Augen miterleben. Ein Menschenleben für immer gekennzeichnet.

"Hmm?", brummte sie ohne mich einmal anzusehen. "Bitte mach irgendetwas, doch bitte steht da nicht nur rum, bitte!", bat ich sie. Wie lange wollte sie da stehen? Die erste Woche hatte sie geweint, doch dann stand sie nur am Fenster und sah Pausenlos raus.

Sie schnaubte verachtend: "Was soll ich den machen? Däumchen drehen und hoffen der Schmerz wird irgendwann aufhören?"

"Nein, wein, schrei mich an. Irgendwas!", flechte ich verzweifelt. Man warum sah sie nicht ein das ich mir sorgen um sie mache?

Wütend drehte sie sich zu mir und kam mit großen Schritten auf mich zu: "Du willst das ich was tue? Fein. Ich will das wir uns Rächen! Sie dafür leiden lassen was sie unseren Eltern getan haben.", brüllte sie mich an. Ihre Augen funkelten gefährlich. Das Feuer in ihnen war ausgebrochen und es machte mir Angst.

Ob Rache wirklich das beste war, ich wusste es nicht.

"Komm schon Derek wir beide! Russell kann uns helfen. Wenn ich sie nicht Räche, werde ich niemals meinen Frieden finden! Bitte Bruderherz, du bist der einzige denn ich habe!", versuchte sie mich weich zu machen.

Das Mädchen vor mir war nicht mehr das eins unschuldige Mädchen mit Zöpfen, sondern sie war wie ausgewechselt. Es schien als wäre sie von der Rachsucht besessen, doch sie war immer noch meine Aeria. Ich liebte sie viel zu sehr um sie jemals zu verlassen. Ich wusste unsere Geschwisterliebe war genauso stark, wie unser Zusammenhalt. Weshalb ich auch zu stimmte, niemals würde ich sie alleine lassen, wie es tat Daniel.

"Doch was ist wenn dir was passiert?", zweifelte ich. "Danke, mir wird nichts passieren das Verspreche ich dir! Wenn das ein Ende hat, werden wir uns ein Leben aufbauen. Partner finden, ein Zuhause, eine Familie.", lächelte sie verträumt.

"Fein, die Jonas- Zwillinge gegen die Bösen."

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Eine kleine Träne lief mir bei dieser Erinnerung über die Wange. Eine Familie, das würde sie niemals haben. Niemals würde sie die Kindliche Stimme hören, die zum ersten mal Mama sagte. Niemals würde ihr Wunsch in Erfüllung gehen.

Die Erkenntnis traf mich. Es war mitten in der Nacht und ich konnte nicht mehr schlafen. Mein Schlafzimmer war dunkel, doch trotzdem spürte ich Amilias warmen Körper neben mir.

Seit Amilia in meine Wohnung eingedrungen war, waren ganze 4 Monate vergangen in denen ich es aus meinem Loch schaffte. Amilia war mir eine Stütze gewesen, die mir immer bei stand. Ich hatte ihr alles anvertraut. Sie hatte mich verstanden und mir geholfen mit meiner Trauer umzugehen. Auch hörte ich nicht mehr Aerias Stimme oder sah sie. Wahrscheinlich waren es Halluzinationen die mein Hirn produziert hatten.

Never forget the Angel with a ShotgunWo Geschichten leben. Entdecke jetzt