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Ich brauchte also Geld um in die USA zu kommen. Die 500€ Arbeitslosengeld im Monat würden niemals reichen! Ich musste so schnell wie möglich einen neuen Job finden. "Hey John...do you need some help here? I mean do you got a job for me?", fragte ich hoffnungsvoll. Doch zu meiner Enttäuschung schüttelte er den Kopf. "Naw sorry I got no job for ya. But what 'bout searching for a job in the news?", schlug er vor. Ich musste mir eingestehen, dass das stimmte. "Yeah man thanks!", rief ich, trank aus, legte Geld auf den Tresen und stürmte aus dem Lokal. Wo war nochmal der nächste Zeitungsstand? Suchend sah ich mich um...da! "Henry's News"...Klingt....interessant. Ich sprintete über die breite Straße, auf der die Autos gerade an den grünen Ampeln vorbei rauschten. Am Zeitungsstand sah ich mir die verschiedenen Zeitungen an. Die Welt, Die Zeit, Bild...es sind wirklich unglaublich viele. Der bierbäuchige, alte Verkäufer sah mich durch seine Senfglasbrille an und räusperte sich. "Was hätten Sien gern für ene?", fragte er. Ich sah ihn an. Sag was er wird ungeduldig..."Die Zeit. Heutige Ausgabe.", antwortete ich schließlich. Der Mann, den ich für Henry hielt, gab mir die Zeitung und hielt die Hand auf...oh...hatte ich überhaupt genug Geld dabei? Tief kramte ich in meiner Hosentasche bis ich einen 5€-Schein fand und Henry in die Hand drückte. Er öffnete die Kasse und gab mir das Wechselgeld. "Bye." rief ich und ging los. "Schüss!", rief Henry. Plötzlich fiel mir etwas auf...fehlt da nicht was? Oh gott, der Roggenfänger! Fast hätte ich ihn vergessen! Schnell sprintete ich wieder über die Straße, wobei mehrere Autofahrer genervt hupten. Als ich in John's Lokal platzte schauten mehrere Menschen auf und sahen verwirrt drein, bis sie mich erkannten. "Hey Tylor!", riefen einige. John grinste: "I thought you really would forget it." Ich lächelte zurück. "I wouldn't ever do.", keuchte ich und nahm das Buch an mich. "Why does it mean so much to ya?", fragte er interessiert. "Someone borrowed it me and I don't wanna disappoint her.", erklärte ich. John nickte langsam. "I understand."

Fluchend schloss ich meine Wohnungstür auf und stolperte in den Flur. Warum musste alles nur immer so kaputt hier sein? Als ich das Licht anmachte überkam mich der blanke Horror: überall lagen Klamotten verstreut, kleine Pillen, das Licht war kaputt und eine dicke Staubschicht lag über alledem. Ich konnte es nicht fassen: es sah aus, als hätte ich die Wohnung monatelang nicht betreten. Für den Rest des Tages nahm ich mir also vor aufzuräumen. Beginnen wollte ich mit dem Dreck der sich wie ein Film über alles zog. Ich ging in die Abstellkammer und holte den Staubsauger hervor, drückte den Power-Knopf und begann durch die Wohnung zu saugen, wobei mir Staub, Schmutz, Spinnenweben und Tabletten zum Opfer fielen. Nachdem ich damit fertig war begann ich den Müll rauszubringen, das erste Mal diesen Monat, und riss mir eine neue Mülltüte vom Bündel ab. Diese jedoch war, nachdem ich Essensreste und Verpackungsmaterial hinein geworfen hatte, schon wieder voll und so ging es immer weiter bis alles beseitigt war. Als nächstes warf ich alle herumliegenden Klamotten in einen Korb, klemmte ihn mir unter den Arm und machte mich auf den Weg zum Waschraum meines Hauses. Ich wusste nicht, wann ich das letzte Mal meine Kleidung gewaschen hatte. Es war jedenfalls ein Gefühl des Triumphes als ich die Waschmaschine anstellte. Als ich mich gerade zum Gehen umgedreht hatte kam Frau Müller, die Hausfrau aus dem 5. Stock, herein. Verwundert über meine Anwesenheit im Waschraum starrte sie mich an. "Guten Tag, Frau Müller.", sagte ich und nickte ihr zu. "Ich bin stolz, dass du dir endlich mal die Mühe hier her gemacht hast, Tylor.", murmelte sie und lächelte mich an. Als ich wieder nach oben ging fragte ich mich was die anderen Hausbewohner von mir dachten, wenn sogar Frau Müller sich freute, wenn ich mal den Waschraum betrat. Sicherlich war ich für sie der klischeehafte Schwarze, der sowieso nur im Ghetto leben kann. Wenn das so war, dann würde ich sie eines Besseren belehren!

Wieder zurück in meiner Wohnung ging ich ins Wohnzimmer und sah mich um. Alles sah viel wohnlicher aus, obwohl ich immer noch keine ordentlichen Möbel besaß. Aber wenn ich nach Hause ginge bräuchte ich sie sowieso nicht. Plötzlich fiel mein Blick auf den Tisch, das weiße Pulver darauf und die Pillen. Ich blieb wie angewurzelt stehen und starrte die Drogen an. Was jetzt? Entsorgen oder behalten...oder sogar gleich einnehmen? Dann schaute ich auf blaue IKEA Komode, die an der Wand stand und das Buch das darauf lag. Der Roggenfänger. Ich nahm das Buch und schaute mir sein Cover an. Dann schlug ich es auf und las nochmal was Anna mir hinein geschrieben hatte. Sie würde mich hassen, wenn sie das mit den Drogen wissen würde...aber...ich überlegte noch ein paar Minuten. Es war schwer mit Drogen aufzuhören, das wusste ich. Wollte ich mir diese Strapazen wirklich antun? Ich ging auf den Tisch zu und nahm den Stoff in die Hand. Tief durchatmend schaute ich ihn mir an. Dan stand ich auf, lief zum Mülleimer und ließ den Scheiß hineinfallen. "Nie wieder.", sagte ich mir selbst. Dann setzte ich meine Aufräumarbeiten fort.

Am nächsten Morgen wachte ich auf der Couch auf und streckte mich, mein Rücken tat weh. Besaß ich überhaupt ein Bett? Neben mir lag der Roggenfänger, ich war gestern Abend noch bis Seite 85 gekommen. Maulend stand ich auf und bemerkte, dass ich in meinen Sachen eingeschlafen war. Ich trottete zu meinem Kleiderschrank und holte neue Sachen heraus, einen schwarzen Sweater, und nahm ihn mit ins Bad. Dann duschte ich und zog ihn an. Ein Blick in mein Schlafzimmer verriet, dass ich tatsächlich ein Bett besaß. Ich setzte mich darauf. Moment mal...was sollte ich jetzt eigentlich tun? Ich hatte heute echt nichts zu tun. Außer...Zeitung lesen. Sie lag im Flur auf einem Schrank, ich nahm sie mir und einen Textmarker und begann bei den Stellenanzeigen zu lesen und zu markieren welche mir zusagten. Dann schnappte ich mir noch meinen Wohnungsschlüssel, den Roggenfänger und die Geldbörse im Flur und verließ die Wohnung, ging zur Bushaltestelle, zog ein Ticket und stieg in den nächsten Bus zur Stadt. Mein erstes Ziel war eine Firma für Metallpressen. Die Stelle war die eines einfachen Arbeiters aber ich brauchte das Geld einfach!
Als der Bus vor der Fabrik hielt stieg ich aus, in der einen Hand die Zeitung, in der anderen den Roggenfänger. Ich lief die lange Straße entlang, über den LKW-Parkplatz und zum Kundeneingang des Gebäudes. Gerade wollte ich den Klingelknopf drücken, als mich jemand von hinten antippte.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 24, 2016 ⏰

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