Er war wütend. Er raste. Ihm war in diesem Moment alles egal, auch die roten Ampeln. Die nächste durchfuhr er ebenfalls, auch wenn die Ampel gefährlich dunkelgelb zeigte. Wie konnte sie nur? Was hat sie sich dabei gedacht? Das waren die einzigen Sorgen, die er hatte - die einzigen Gedanken, die er im Kopf besaß. Seine Hände schwitzten vor Wut und Zweifel. George selbst würde sicherlich niemals zugeben, dass er jemals gezweifelt hätte aber er tat es. Am Fuchsbau angekommen, knallte er die Autotür zu und stampfte zur Eingangstür. Der Himmel war immer noch bewölkt und ein kühler Wind wehte durch das Kornfeld. Sein rotes Haar erschien durch das trübe Wetter dunkler zu sein.
Die Tür riss er auf und blieb erschrocken stehen. Mrs. Weasley war ebenfalls erschrocken durch das plötzliche Aufreißen und blieb mit einer Bratpfanne in der Hand vor der Herdplatte stehen. Eine junge Frau stand mit dem Rücken zu ihm.
Es war Angelina. Sie drehte sich um und sah ihn erfreulich an.
"George!" sagte sie.
"Angelina?" sagte er verwundert.
"Ich habe dich ja so lange nicht mehr gesehen.." sagte sie mit einer überglücklichen Stimme, "ich habe deinen Brief erst später bekommen, weil ich in Schweden war!"
"Ummm..ja das ist.." sagte George.
"Was für ein Brief?" fragte Ginny, die plötzlich in der Küche stand, sie sah George ebenfalls verwundert an.
"Ja also.." wollte er anfangen, "Ist egal, die Antwort hätte zu lange gedauert und ich war sowieso in der Nähe und habe mir gedacht: Ja, dann kannst du doch gleich bei den Weasleys vorbei kommen" sagte sie mit lauter Stimme.
"Das ist ja toll..." flüsterte Ginny leise und verdrehte ihre Augen.
George runzelte die Stirn und wusste nicht, was er sagen wollte: "Lass uns doch draußen weiter reden" schlug er vor. Angelina nickte ihm zu und folgte ihm hinaus auf die Veranda.
"Ich hoffe, sie bleibt nicht lange.." murmelte Mrs.Weasley vor sich hin. Sie bemerkte, dass Ginny sie anschaute. "Dieses Mädchen ist nicht.." stotterte sie "sie passt nicht zu ihm, das weißt du doch auch Ginny"
Ginny nickte. Sie schlich sich an das eine Küchenfenster und konnte aus einem kleinen Augenwinkel erkennen, wie Angelina und George draußen standen.
"Du musst auch auf jeden Fall nach Schweden reisen!" sagte Angelina. "Hmm" brummte er. Sie bemerkte, dass George nicht in der Stimmung war und schaute etwas unsicher und überlegte, was sie sagen sollte. Fred fand sie damals sympathisch, sie gab das nie zu und sagte das auch nie irgendjemandem. Nach seinem Tod fühlte sie sich nun zu George angezogen... immerhin sahen sie gleich aus und so doll ließen sie sich auch nicht zu unterscheiden... das dachte sie jedenfalls.
George, der vertieft in seinen Gedanken war, starrte weiterhin auf den Boden.. die Grashalmen waren ausgetrocknet und haben die gelbe Farbe angenommen.. der Herbst machte sich bemerkbar. Die kühle Luft, gab einem das Gefühl, lieber zu Hause zu sitzen und warmen Tee zu trinken.
"Ich habe dich vermisst."
George begriff, was er gehört hatte. Er sah Angelina an; sie sah ihn nun seriös an und hoffte auf eine liebevolle Antwort.
Sein Herz brach in tausend Stücke.. das Gefühl war unbeschreiblich. Er spürte so viel Leid und Schmerz: etwas drückte auf seine linke Brust. Er nahm einen tiefen Atemzug - der Herzschlag wurde langsamer. Er selbst hörte die Schläge seines Herzens.. sie wurden in seinem Kopf lauter und lauter. Er hatte das Gefühl, taub zu sein und wollte losbrüllen, seinen Schmerz rausschreien. Die Knie zitterten und sein Herz fühlte sich plötzlich noch schwerer an. Er versuchte sich zusammen zu reißen, die Tränen zurück zu halten.
Er bliebt still.
Warum kommen diese Worte bloß nicht von dir, Mara. dachte er sich. Warum nicht?
Nichts mehr als das, wünschte er sich vom ganzen Herzen, dass sie jetzt anwesend wäre und ihm das gesagt hätte. Er hatte sie nun vor den Augen. Angelina war plötzlich nicht mehr da, sondern nur Mara und er. Ihre dunklen kurzen Locken wirbelten umher und sie lächelte ihm leicht zu.
Als er sie ansah, wurden die Herzschläge immer langsamer und lauter. Er wollte sie umarmen, sie berühren aber er blieb wie angewurzelt stehen und wusste nicht, ob er das tun sollte oder nicht.
Aus seinem Traum gerissen, versuchte George sich zu beherrschen und begriff, dass Angelina ihn erschrocken ansah. "George, du..d-d-du siehst blass aus.." sagte sie leise.
"Du musst gehen Angelina. Bitte.." sagte er. "Ich bringe dich rein!" sagte sie. "Nein, brauchst du nicht..ich begleite dich zu deinem Wagen." sagte er leise, vermutlich etwas trocken aber in diesem Moment konnte er seine Gefühle nicht unter Kontrolle halten.
Er lag nun auf seinem Bett. Am Boden zerstört. Sein Zimmer war verwüstet. Die Regale schmiss er auf den Boden und zerstörte einige Bücher. Die Vase lag zerschmettert auf den Boden und die Glasscherben verteilt. Diese Schwere in seinem Herzen. Man konnte es nicht wirklich beschreiben. Dieses Gefühl, als würde jemand einen in Stücke reißen, auf jemanden rauf treten. All die Schmetterlinge, die einst im Bauch waren, würden jetzt im Herzen sterben, weil sie die Liebe, die sie brauchten, nie bekamen. So würde man es ansatzweise beschreiben.
Zu Angelina war er nicht gerade sehr gentleman. Ihm war es zu diesem Zeitpunkt unwichtig, was sie von ihm halten würde. Er hatte nur eine Person im Kopf.
Er nahm sein Kopfkissen und drückte es auf sein Gesicht. Anstatt zu schreien, begann er seine Stirn zu runzeln. Er drehte sich auf den Bauch, sein Gesicht weiterhin in das Kissen gedrückt und atmete drei mal laut ein und aus.
Nach paar Minuten wurde sein Atem ruhiger und drehte sein Kopf zur Seite und schaute aus dem Fenster.
Die Wolken bewegten sich sehr schnell und er fühlte einen kalten Luftzug, welches ihn mit Gänsehaut überzog. Seine rotes Haar schimmerte leicht und sein weißes Hemd war leicht aufgeknöpft. Seine braun-grüne Augen wurden dunkler und sein Atem noch langsamer. Es war zu spät um etwas tun zu können.
Er weinte
ganz leise
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Harry Potter: George Weasley
FanfictionGeorge Weasley verlor seinen Bruder Fred und all sein Humor ging mit ihm. Monate nach dem tragischen Erlebnis mit Voldemort ist George nicht mehr derselbe und grenzt sich immer mehr aus. Weder seine Familie noch Freunde können ihn wieder aufmuntern...