Kapitel 12

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Während ich im Behandlungsraum saß war mir mulmig zumute. Nicht nur weil mein Gleichgewicht irgendwie am Arsch war sondern weil ich generell Angst vorm Arzt, oder eher gesagt vor Spritzen hatte. Es war einfach unangenehm. Außerdem hatte ich eine leise Ahnung, dass Logan Schuldgefühle hatte, aber es war ja alles meine Schuld gewesen. Ich hatte nicht aufgepasst und ich war zu schnell aufgestanden. Eigentlich ziemlich simpel, denn so etwas passierte mir ständig. Immer war ich diejenige, die sich beim Basketballspiel den Finger gebrochen hatte oder der der Sesamknochen im Fuß brach. Wer auch sonst?
Nach einer gefühlten Ewigkeit kam dann auch endlich der Arzt, der erstmal meinen Puls untersuchte und dann Grundlegendes klärte, wie zum Beispiel:"Was fehlt dir denn, Mia?" Das war wohl der Standartsatz eines jeden Arztes. Ich erzählte ihm, was passiert war und zwar nicht, dass ich auf meinem besten Freund saß und ich dabei zu schnell aufgestanden war sondern nur letzteres. Natürlich erzählte ich ihm auch nichts von dem innigen Moment, den wir in dieser Situation hatten, von der tiefe seiner Augen ganz zu schweigen...
Aber wir bleiben beim Thema! Am Ende der Untersuchung teilte mir der schon etwas in die Jahre gekommene Arzt mit:"Also Mia, ich glaube das es dir körperlich sehr gut geht aber zur Sicherheit nehme ich noch eine Blutprobe und lasse sie im Labor untersuchen, um alle Faktoren ausschließen zu können. Allerdings das wegen deinem Kreislauf ist nichts ernstes, jedoch solltest du in nächster Zeit langsam aufstehen und im sitzen alle Gelenke also die Arme und Beine und vielleicht auch den Kopf ein wenig bewegen, und dann so langsam wie möglich aufstehen. Bei den meisten meiner Patienten ist das nur eine Phase, aber wenn es nicht aufhört, solltest du unbedingt nochmal herkommen. Wir kontaktieren dich, wenn dein Blutbild angekommen ist. Bis dahin immer langsam aufstehen und nicht ruckartig bewegen, dann sollte alles klappen." Der Arzt erinnerte mich ein bisschen an meinen Opa. Wenig Harre auf dem Kopf und er redete genauso viel wie er, allerdings war mein Opa kein Arzt, aber er erzählte die besten Witze.
Der Arzt verließ das Zimmer und kam ein paar Minuten später mit einer Art Tablett mit der Kanüle und der Spritze zurück. Mein Magen rebellierte und ich wehrte mich gegen den Gedanken, dass die Spritze gleich Blut aus meinem Arm zapfen würde. Der Arzt sagte:"Ich hoffe doch, dass das in Ordnung geht wenn ich mir ein bisschen von deinem Blut ausleihe, schließlich produziert dein Herz in weniger als einer Minute neues." Und damit desinfizierte er meinen Arm und stach die Nadel in meine Vene. Ich biss die Zähne zusammen und schluckte den Brechreiz herunter. Der Arzt zog die Spritze voll und entfernte die Nadel aus meinem Arm. Er drückte mit einem Stück Stoff drauf und klebte ein Pflaster drauf. Ich hatte es überlebt. Ich musste lächeln.
Als ich das Zimmer verließ nachdem ich mich bedankt hatte, rief der Arzt noch:"Und schön viel Wasser trinken." Ich nickte ihm lächelnd zu und ging dann zum Empfang, wo mein Dad auf dem Stuhl gewartet hatte, und am telefonieren war, naja wie eigentlich immer. Er stand auf als er mich sah und hiehlt mir die Tür auf. Der Dame am Empfang nickte er kurz zu, was diese genervt quittierte. Wenigstens einer verstand mich.
Beim verlassen des Gebäudes kam uns ein Mädchen entgegen. Sie war alleine und hielt eine Hundeleine in der Hand, an der ein süßer kleiner etwas moppeliger Chihuahua befästigt war. Er war grau melliert und hatte etwas dunklere graue Punkte auf dem Rücken, was ihn irgendwie einzigartig machte, wie ich fand. Das Mädchen musste ungefähr im meinem Alter sein, jedoch hatte ich sie in der Schule oder sonst wo noch nie gesehen. Sie lächelte mich schüchtern an, als ich ihr die Tür aufhiehlt und Dad einfach weiter spazierte, als hätte er sie nicht bemerkt. Wie blind konnten Menschen eigentlich sein? Oder wie angewiesen auf ihr Handy?

Wer sieht das genauso?
Eure lovely_books♡

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