Kapitel 14

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Ich wachte auf und bemerkte, dass Logan immer noch neben mir im Bett lag. Das konnte ich aber nur erahnen, weil er noch immer seinen Arm um meine Schulter gelegt hatte, denn es war dunkel. Er musste bei dem Film eingenickt sein und der Timer hatte den Rest erledigt. Mein Blick wanderte zu meinem Wecker, der 02:52 Uhr anzeigte. Dad musste schon wieder Zuhause sein und in seinem Zimmer Scotch saufen, denn ich hörte ihn oben telefonieren, vermutlich mit irgendeinem seiner Klienten oder so.
Gerade in diesem Moment war ich hellwach und wusste nicht was ich machen sollte. Einerseits war Gesellschaft gut, aber ich wollte Logan nicht aufwecken. Andererseits konnte ich jetzt in Ruhe trainieren, was in den letzten Tagen viel zu kurz gekommen war. Jedenfalls nahm ich mir vor Logan so früh wie möglich zu wecken, denn mein Dad durfte ihn hier nicht schon wieder erwischen.
Ich zog also so leise wie möglich meinen Sport BH und eine Leggins aus dem Schrank, holte meinen I Pod und die Kopfhörer und schlich mich die Treppe herunter. Meine Mom schlief vermutlich wieder bei ihrem Lover, den sie mir immer noch nicht vorgestellt hatte.
Ich kam im Erdgeschoss an und nahm mir eine Wasserflasche aus dem Kühlschrank. Dann ging ich die Kellertreppe nach unten in den Trainingsraum. Ich konnte Nachts und Tagsüber trainieren, denn die Matten, die hier überall verteilt lagen dämpften die Geräusche gut ab.
Vorab steckte ich mir meine Kopfhörer in die Ohren und startete die Playlist mit dem Namen "Training".
Ich fing erst einmal mit Aufwärmübungen an, indem ich mich schulterbreit hinstellte und ich versuchte, mit den Fingern die Spitze meiner Turnschuhe zu berühren. Dann richtete ich mich langsam wieder auf und probierte das ganze noch ein paar Male. Als nächstes stämmte ich den rechtem Arm in die Hüfte und winkelte den anderen Arm immer weiter über meinem Kopf vorwärts an, sodass die rechte Hälfte meines Körpers vollkommen straff war. Das wiederholte ich dann auch mit links. Danach nahm ich meinen linken Fuß und zog ihn hoch zu meinem Hintern, und danach den rechten.
In meiner letzten Übung setzte ich mich aufrecht auf die Matten und spreizte die Beine, um mich mit dem Oberkörper vorzubeugen und jeweils beide Fußspitzen mit den Händen zu berühren und auch das wiederholte ich ein paar Mal.
Da man Fechten eigentlich nicht alleine üben konnte hatten wir einen Dummy in der rechten Ecke unseres Raumes,  an dem man parieren zwar nicht üben konnte aber seine Schläge und Angriffe testen und ausprobieren konnte, oder einfach meine Wut auf alles und jeden auslassen konnte, was ich jetzt auch erstmal tat. Ich umklebte meine Handgelenge mit Tape und ging in die Verteidigung über, was bedeutete, dass ich beide geballten Hände vor das Gesicht nahm.  Dann schlug ich erst auf die rechte und dann auf die linke Seite des Schlüßelbeines und dann immer abwechelnd auf irgendeine Stelle nahe dem Kopf meines Gegenübers ein. Während des gesamten Training ignorierte ich einfach den immer anwesenden Schmerz in meiner rechten Körperhälfte und schlug einfach weiter auf den Dummy ein, bis ich einen Schluck Wasser vertragen konnte. Ich unterbrach die Übung und ging in die andere Ecke des Raumes, zu meinem Handtuch und der Wasserflasche. Ich setzte mich auf den Boden und lehnte mich gegen die Wand, während ich einen Schluck Wasser trank und mein Gesicht mit dem Handtuch abtupfte. Die Uhr an der Wand verriet mir, dass es schon 04:34 Uhr war. Mein Dad verließ um sechs das Haus, also konnte ich noch ein bisschen mit dem Degen trainieren und dann Logan aus meinem Bett werfen.
Das Gefühl den Degen in der Hand zu halten war unbeschreiblich. Man fühlte sich frei und als könnte man es mit der ganzen Welt aufnehmen, auch wenn man es in echt nicht konnte. Ich stellte mich in die Ausgangshaltung und probierte immer dieselbe Stelle am Körper des Dummys zu treffen.
Ich war schon seit Jahren nicht mehr bei irgendwelchen Wettkämpfen gestartet, denn ich tat das ganze eher hobbymäßig. Logan jedoch war beinahe jedes Wochenende an irgendwelchen Wettkämpfen vom Kick-boxen beteiligt, wobei er immer sehr gut abschnitt. Ich war bei fast jedem dabei, um ihn anzufeuern.
Apropos hobbymäßig. Ich hatte mir vorgenommen mein Hobby und zwar das malen und zeichnen später einmal als Beruf aus zu üben. In meiner Freizeit schaffte ich das allerdings mit Schule, Fechten und Logan einfach nicht und kam immer weniger dazu irgendetwas auf eine Leinwand zu klatschen. Im Moment ging die Wut rauslassen aber ganz gut beim Training. Da konnte ich mehr Energie freisetzen.
Als ich erneut auf die Uhr schaute war es kurz vor sechs, weshalb ich mich beeilte und alles aufräumte, um Logan noch rechtzeitig zu wecken.
Oben in meinem Zimmer angekommen lag er seelenruhig im Bett. Sein Kopf war zur Seite gerollt und sein Mund stand ein bisschen offen, was echt süß aussah. Er hatte in seiner Straßenkleidung geschlafen und nur seine Schuhe ausgezogen gehabt. Ich ging um das Bett herum auf die Seite, wo ich gelegen hatte und legte mich genauso hin wie eben. Logan atmete kurz auf und sein Arm rutschte nach kurzem bewegen seinerseits nach unten auf mein Gesicht. Ich musste kichern, ihn aber langsam aufwecken. Ich legte meine linke Hand auf sein Gesicht und murmelte ganz nah an ihn geschmiegt:"Logan, du musst aufwachen, Dad muss gleich zur Arbeit." Bei dem ersten Teil meines Satzes blieb er ruhig und seine Lieder flatterten, doch bei dem Rest von dem was ich gesagt hatte öffnete er blitzschnell die Augen und wollte gerade aufstehen und aus dem Haus rennen, doch ich hielt ihn zurück,  ein Grinsen unterdrückend. "Beruhig dich, oder willst du das er gleich reinkommt?" Logan plazierte seinen Kopf wieder auf dem Kissen und schaute mir ins Gesicht. Ich sah bestimmt mega verschwitzt aus, weil ich ja Sport betrieben hatte und außerdem hatte ich obenrum nur meinen Sport BH an. Ich knabberte mit meinen Zähnen an meiner Unterlippe, was ganz klar eine schlechte Angewohnheit war und Logan hob seine Hand und befreite sie wieder. Schon wieder diese Spannung, die man beinahe fühlen konnte und wir waren uns schon wieder so nah, dass kaum eine handbreit zwischen uns gepasst hätte. Das Problem war, oder was hieß Problem, dass Dad morgens gar nicht in mein Zimmer kam, denn ich schlief meistens noch, wenn er wegfuhr. Das hieß, dass uns dieses Mal niemand stören konnte. Aber wobei stöhren, und wollte ich das überhaupt? Als sich unsere Gesichter näher kamen merkte ich aber, dass ich es nicht mehr erfahren sollte, denn...

Naaa?? Habe ich eine schöne Stelle zum pausieren gefunden?;D
Und ist euch aufgefallen, dass dieses Kapitel extrem lang ist? Wenn es drei Votes bekommt mache ich das öfters ;)
Und ich habe 200 Reads *-* vielen dank ♡
Eure lovely_books♡

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