Vergessen

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Kapitel 7

Auf dem Nachhauseweg lehnte ich meinen Kopf an das Busfenster, und versuchte meine Gedanken von der Schule abzubekommen. Die Lehrer waren ja auch ein bisschen verrückt, mit dem, was sie uns so alles aufgaben. Aber gut. Das einfältige Brummen und das Gemurmel der Leute beruhigte mich, und ich konnte die ganze Last von Arbeit die zu tun war von meinen Schultern stoßen. Zumindest für eine Weile.

Gott sei Dank hatte ich jetzt ein wenig Zeit für mich alleine zu Hause. Das tat so gut, und genau das brauchte ich jetzt auch. Ich versuchte den Punkt >Schule< runter zu stufen auf meiner endloslangen To-Do-Liste.

Dafür stand jetzt auf dem Programm: Mir meine Zeit mal etwas angenehmer gestalten mit absolut keinen Hausaufgaben, indem ich mich auf das Sofa schmeiße und esse und fernsehe bis meine Eltern endlich nach Hause kamen. Ich hatte also wirklich keine Energie jetzt nach der Schule NOCH etwas für die Schule zu tun, damit ich morgen, wenn ich wieder in der Schule war, wieder weiterarbeiten musste.

Als meine Station in Sicht kam, stand ich auf und ging durch den leeren Bus zu einer Tür. Deshalb leer, weil niemand so weit draußen am Land wohnte, außer meine Familie, und noch andere, die auf diese von Einkaufsmöglichkeiten weit entfernte Idee gekommen waren.

Ich musste wohl nicht erwähnen, dass die Fahrzeiten genauso spärlich gesät waren. Von der Sonne geblendet stieg ich aus, und zielte in Richtung, naja, meinem Haus eben. Die Gärten, an denen ich vorbeiging waren alle mit vielen großen und kleinen, bunten und einfarbigen Blumen verziert. Auch Bäume mit kleinen süßen weißen Blümchen standen auf manchen Wiesen, und ich entdeckte auch einen Flieder.

Das war das wunderschöne hier, alles war ruhig und lieb. Und wenn die Leute ein Straßenfest veranstalteten, und wild grillten und bis in die Nacht hineintanzten, war es noch viel schöner. Sogar die alten Leute kamen, und tanzten dann. Jedes Mal, wenn ich ein kleines altes Pärchen sah, musste ich immer grinsen. Wie niedlich.

Ich sperrte meine Haustüre auf und fetzte meine Sneakers von meinen Füßen. Jetzt, da es schon wieder etwas heißer geworden war, wurde mir ein bisschen warm in meinen Klamotten. Aber es war ganz angenehm, weil von draußen noch ein kühles Lüftchen ins Haus wehte.

In irgendeiner Ecke ließ ich meinen Rucksack fallen und begann, alle Fensterjalousien zu öffnen, sowie die Fenster, um einmal kräftig durchziehen zu lassen. Während die stickige Luft endlich wich, wurde das Haus schön erhellt und man hörte die Vögel zwitschern. Glücklich seufzend ging ich durch unser Wohnzimmer zur Terrassentür und öffnete auch noch die. Auf unserer Holzterrasse, die mein Papa mit ein paar Freunden mal hinter unser Haus gebaut hatte als ich noch ganz klein war, stand unsere Bank in einer Ecke, die schattig war und in der sich von hinten eine Kletterpflanze die Wand hoch schlängelte.

Auf der gegenüberliegenden Seite war eine Liege, ebenfalls aus Holz. In der Wiese standen unser Tisch und ein paar Stühle sowie zwei Bänke, alles unter unserem großen Marillenbaum arrangiert. Im Vergleich zu unserem Marillenbaum, hatten wir noch einen Baum, der viel größer war, und auf dem ein beiger Hängesessel um einen dicken Seitenast gebunden war.

Am Zaun entlang wuchsen kleine Blümchen, und wir hatten unsere Erdbeeren in bunten Körben, die an den Latten festgebunden waren. Das klang alles sehr idyllisch, und meistens war es das auch. Nur brachte das alles nicht sonderlich viel, wenn man bis zum Umfallen lernen musste.

Zielstrebig ging ich zum Kühlschrank, und musste mich dabei durch das Werkzeug und Teile vom Fahrrad meines Daddys schlängeln. Unser Wohnzimmer war voll damit, anscheinend hatte er gestern am Abend noch herumgebastelt. Ich schaffte es, mich nirgendwo zu verletzten oder zu stolpern, und holte mir meine Spaghetti aus dem Tuperware-behälter.

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