Kapitel 2

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Hilfe, wieso sah er so verzweifelt aus? Ich hasste es... Wenigstens einer von uns sollte glücklich sein.
"Es ist alles in Ordnung, Liet." Ich zwang mich zu einem krampfhaften und furchtbar falschem Lächeln. "Es muss wohl an der Wirtschaftskrise liegen", dabei deutete ich auf meinen Bauch. "Diese Bauchschmerzen bringen mich noch um!" Mein Lachen klang viel zu schrill. "Und du weißt doch, dass ich ein wenig Stress mit meinem Boss habe. Nichts Ernstes also!"

"Feliks, ich-" "Toris!"
Er biss sich auf die Lippe und sah zu Boden.

Einen Moment lang verharrten wir beide in absoluter Stille, ich wagte es nichtmal zu Blinzeln.
Wieso musste ich ihn auch so anfauchen?

"Dann lass mich dir wenigstens eine Wärmflasche und etwas Tee machen." Mit diesen Worten stand er auf, ohne mir nur ins Gesicht zu sehen, und verließ den Raum.

Ich Idiot. Wieso konnte ich nicht einfach akzeptieren, dass er mich niemals lieben würde? Er hatte Weißrussland, liebte sie mehr als sein eigenes Leben. Ich war doch nur sein Freund, vielleicht nichtmal sein bester. Solche hohen Ansprüche darf ich einfach nicht stellen, schon gar nicht nach dem, was Toris schon alles für mich getan hatte.
Deprimiert starrte ich aus dem Fenster, hinaus in den Schnee, der die trostlose Landschaft wenigstens etwas verschönerte. Zumindest, wenn man den dunklen Matsch am Boden nicht mitzählte...

Plötzlich wurde mir etwas Warmes auf den Bauch gedrückt. Erschrocken zuckte ich zusammen, doch es war nur die Wärmflasche mit dem flauschigem Überzug.
"Dein Tee." Toris reichte mir eine Tasse mit Blumenmuster und setzte sich neben mich.
Wieder diese unerträgliche Stille.
Ich glaube, ich habe ihn verschreckt.

Es tut mir leid, Liet.
So unendlich leid.
Dass ich dich liebe.
Aber du verdienst jemand Besseren, jemanden wie Natalya.
Jemanden, den du lieben kannst.

Erst jetzt realisierte ich die Tränen, die meine Wangen hinabflossen. Ich schluchzte leise.
Es kam mir vor wie in einem schlechten Film, als Toris zusammenzuckte und mich erschrocken anstarrte.
"Feliks...!"

Kocham cię, LitwaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt