5. Kapitel

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Ein lautes Klingeln riss ihn aus dem Schlaf. Sein Handy. Er fuhr sich über das Gesicht und stöhnte. Der Nacken tat ihm weh und sein Kopf war taub. Mürrisch rappelte er sich auf und schlurfte Richtung Küche. Was für ein sinnloser Tag, dachte er sich und schenkte sich ein Glas Wasser ein. Er hatte den ganzen Tag nichts anderes getan, als zu schlafen. Und nach etwas anderem war ihm auch nicht zumute.
Das Handy klingelte immer noch, aber er hatte keine Lust mit jemanden zu reden. Außer mit ihr. Und wenn sie... Er stürzte zur Anrichte, wo sein Mobiltelefon lag und sah, dass der Anrufer Gerard war. Nicht sie. Wie konnte er auch nur so dumm sein, einen Moment zu glauben, sie würde ihn anrufen.
Er nahm an. "Ja?"
"Mensch, dass du noch ran gehst, hätte ich ja auch nicht gedacht. Alles klar bei dir? Heute Abend steht noch, oder?", schoss Gerard los.
"Also...", begann er und trommelte mit den Fingerknöcheln auf der Holzplatte herum. Mist, das hatte er ganz vergessen.
"Also was? Du lässt uns doch nicht hängen, Kumpel. Das ist unsere letzte freie Woche. Komm, das wir echt gut heute Abend."
Gegen Gerard hatte er einfach keine Chance. Und irgendwas musste er auch machen, um sich abzulenken. Sonst würde er früher oder später durchdrehen.
"Also ja klar, ich bin dabei. Wie abgemacht um 9?", antwortete er schließlich und versuchte, erfreut zu klingen.
"Ja. Wir gehen ins 'Le Noire', fährst einfach die Avingonda runter auf die Aribau - ach, ich hol dich einfach ab. Dann kann ich auch sichergehen, dass du kommst."
Er konnte sich  Gerards Grinsen richtig vorstellen. "Klar, so können wir es machen. Also holst du mich gegen halb 9?"
"Ja. Und deine Frau bleibt zuhause, okay? Das wird ein Männerabend."
Sie legten auf. Welche Frau, dachte er bitter und warf sich eine Aspirin ein.
Dann warf er einen Blick auf die Uhr. Halb fünf. In vier Stunden würde Gerard vor seiner Tür stehen. Joggen, duschen, eine Kleinigkeit essen - es war machbar. Seufzend schlüpfte er in ein frisches T-Shirt und seine Adidas Shorts, schnappte sich seine Laufschuhe und machte sich auf den Weg zum Strand. Eine Runde am Meer entlang joggen wird meine düsteren Gedanken schon etwas verscheuchen, dachte er und warf das Hoftor krachend hinter sich zu.

Liebe zwischen zwei WeltenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt