5. Kapitel

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Am Abend hatte ich mir noch ein paar Lieder des Lieblings Musikers von Ardian heruntergeladen. Der Junge hatte auf jeden Fall Geschmack. Nachdem ich mir auch ein paar Musikvideos angeschaut hatte, in denen die Mitwirkenden Mundschutze trugen, konnte ich Ardian verstehen. Dieser Nok war echt gut. Am meisten Freute mich die Tatsache, dass Ardian anscheinend auch so ziemlich denselben Geschmack wie ich hatte. In meinen Augen war er einer der Interessantesten Menschen, die ich je kennen gelernt hatte.

Nun war ich mal wieder auf dem Weg ins Krankenhaus. Gerade hatte ich Semesterferien und somit auch mehr Zeit für die Kinder. Es machte mir Spaß mit ihnen Zeit zu verbringen. Auch Ardian war seit neusten ein weiterer Grund weshalb ich gerne ins Krankenhaus ging um auszuhelfen. Nur dank Felix hatte ich es geschafft die Ärzte der Station zu überreden des Öfteren kommen zu dürfen. Und dafür war ich Felix auch ziemlich dankbar.Ich hob Luna von meinem Schoss runter und legte das Buch beiseite.
„Wieso muss die Zeit immer so schnell vergehen wenn du da bist.", schmollte sie. Ich musste lächeln.
„Das weiß ich auch nicht.", antwortete ich und stand auf. „Aber diese Woche komm ich bestimmt nochmal.", beschwichtigte ich ihr und den anderen Kindern. Somit verabschiedete ich mich von allen und wie jedes Mal nachdem ich mit den Kindern etwas unternommen hatte machte ich mich auf den Weg in die Mensa. Angekommen glitt mein Blick über die Tische. Da ich schon ein bisschen spät dran war nahm ich an, dass Ardian und Felix hier irgendwo saßen mussten oder schon fertig waren. Die beiden saßen ganz hinten an einem sonst leeren Tisch, die meisten schienen schon gegessen zu haben.
Ich nahm mir ein Tablett von dem Stapel und stellte mich an der Schlange, die nur aus drei Leuten bestand, an. Heute sollte es Tortellini geben. Als ich mir etwas auf meinen Teller aufgefüllt hatte und mit dem vollen Tablett so gut es ging probierte zum Tisch zu gelangen, wurde Felix auf mich aufmerksam und winkte mir direkt zu.
Angekommen stellte ich das Tablett auf den Platz gegenüber von Ardian. Ardian der zuvor noch in seinem Essen herum gestochert hatte blickte nun mit einem Lächeln im Gesicht in meine Richtung. Da er gerade dabei war zu essen, trug er keinen Mundschutz. Dieser lag sorgfältig neben seinem Teller.
„Hey!", sagte er, während ich Felix gerade mit einem Handschlag begrüßte.
„Hallo, Ardian!", grinste ich und setzte mich um mit dem Essen zu beginnen.
„Ich hab mir gestern noch Nok angehört.", fing ich ein Gespräch an.
„Und?", sagte er voller Euphorie.
„Der ist derbst nice.", lachte ich und er stimmte mit ein. Und ich sollte recht behalten, Ardians lächeln war ohne Mundschutz wunderschön. Seine Grübchen, die sich beim Lachen bildeten ließen ihn noch schöner wirken, als er ohnehin schon war.
Als ich bemerkte wie lange ich Ardian schon angestarrt haben musste, guckte ich beschämt auf meine Hände. Ich wusste zwar, dass Ardian es nicht bemerkt haben konnte, aber trotzdem war es mir unangenehm. Vor allem vor Felix, der mich nun wissend angrinste. Dieser stand nun auf und nahm sein Tablett in beide Hände.
„Ich muss dann jetzt auch schon wieder. War nett Ardian.", und damit ließ er uns alleine. Ich war mir ziemlich sicher, dass er dies extra gemacht hatte.
„Hast du heute Bock mal was richtiges zu unternehmen?", widmete ich mich nun Ardian und stütze dabei meinen Kopf auf meine Hände.
„Kommt drauf an was du vorhast.", antwortete er und ich war mir sicher, dass sich für einen kurzen Augenblick Angst in seinem Gesicht wiederspiegelte.
„Naja, ist doch langweilig sich den ganzen Tag lang nur auf dem Krankenhausgelände aufzuhalten. Ich kenn einen schönen Platz am Rhein, wenn du Bock hast können wir dahin. Der ist nicht weit entfernt und da ist auch nie was los." „Ja, klingt gut.", lächelte er, während er die letzten Nudeln von seinem Teller aß. Anscheinend hatte er kein Problem damit auch diesen Tag mit mir zu verbringen.Somit gingen wir zusammen hoch um unsere Jacken zu holen, da meine immer noch in seinem Zimmer lag. Wir schnappten uns diese und machten uns zusammen auf den Weg zum Rhein, der nur knapp 5 Minuten von hier entfernt war. Ich liebte diesen Ort und wollte ihn unbedingt mit Ardian teilen und damit sollte er auch der erste sein. Oft setzte ich mich ans Ufer und lauschte den Geräuschen um abzuschalten oder Nachzudenken. Er war ein perfekter Rückziehort, da fast niemand diesen kannte. Und auch ohne Sehkraft konnte man diesen wundervollen Ort vollends genießen, da war ich mir sicher.
Mit Ardian, der seine Hände fest um meinen Arm geschlossen hatte, bog ich nun in den Wald ein. Ausnahmsweise hatte es heute mal nicht geregnet und der starke Wind hatte auch nachgelassen. Zusammen gingen wir den schmalen Waldweg entlang bis wir endlich ankamen. Wie zu erwarten waren wir die einzigen.
„Sind wir da?", fragte Ardian, der meinen Arm immer noch umschlossen hatte.
„Ja.", antwortete ich während ich meine Jacke auszog, damit Ardian und ich uns nicht auf das nasse Grün setzten mussten. Ich hatte einen recht dicken Pullover an, sodass mir die Kälte nicht zu schaffen machte. Ich setzte mich auf meine Jacke und klopfte neben mich um Ardian zu signalisieren das er sich neben mich setzten sollte, was er auch tat. Ich lehnte mich zurück ins Gras. Ardian tat es mir gleich. Er legte seinen Kopf auf meine Schulter und schloss die Augen. Ein wohliges Gefühl durchströmte meinen Körper und ich legte meinen Arm um ihn.
„Ardian, ich möchte dich besser kennen lernen." Ich strich ihm ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht, während ich sprach.
„Dann frag mich was.", antwortete er und drehte sich zu mir. Sein Kinn hatte er auf seine Hände gestützt und auf meinen Oberkörper gelegt. Seine Augen waren immer noch geschlossen.
„Ok, wie alt bist du überhaupt?"
„23. Und du?", antwortete er.
„20", sagte ich knapp. Ich musste schon zugeben, dass meine Frage ziemlich einfallslos gewesen war und grübelte nun über eine kreativere Frage, die mich wirklich interessierte. Mein Blick fiel auf seinen Tätowierten Arm, auf welchem sein Kopf gestützt war. Zaghaft hob ich sein Kinn an, um seinen Arm unter diesem zu mir zu ziehen und besser betrachten zu können.
„Wann hast du dich dazu entschieden dir Tattoos stechen zu lassen?", ergriff ich nun das Wort.
„Ziemlich früh. Mit ungefähr 15 hab ich meine ersten Skizzen gemacht, die ich dann als ich endlich volljährig war in die Tat umgesetzt hab. Ein paar sind noch in Planung.", während er dies erzählte fuhr ich die Konturen seiner Tattoos nach. Sie waren schön und passten zu ihm.
„Und du? Hast du Tattoos?", fragte er dieses Mal mich.
„Ja hab ich. Bei mir ist es ähnlich wie bei dir. Hab auch so ziemlich früh angefangen Skizzen zu zeichnen und ein Paar Tattoos sind auch bei mir noch in Planung." Freudig blickte er mich an.
„Krass, voll die Gemeinsamkeit.", lachte er mir entgegen.
„Ich wette nicht nur das!", grinste ich sarkastisch.
So lagen wir in dem nassen Gras. Sein Kopf auf meiner Brust und mein, mir die ganze Zeit viel zu schnell vorkommenden Herzschlag. Einerseits genoss ich die Zeit mit ihm und andererseits machte mich seine Anwesenheit viel zu nervös.

In der Zeit, die wir gemeinsam am Rhein verbrachten, fand ich viele Neue und Interessante Dinge über ihn heraus. Mit ihm war ich gerne zusammen, auch wenn wir einfach nur schwiegen, war dies der Fall.
Als ich dann das nächste Mal auf meine Uhr sah, fiel uns beiden auf, dass wir uns mal auf den Rückweg machen sollten. Vor allem weil Ardy noch eine Behandlung hatte. Also machten wir uns wieder auf den Rückweg zum Krankenhaus, wo wir kurze Zeit später auch eintrafen. Als wir im Gebäude angekommen waren ergriff Ardian wieder das Wort.
"Willst du sonst noch mit hoch kommen oder was machst du jetzt?"
„Eigentlich müsste ich mal nach Hause, aber wenn du schon fragst.", lächelte ich. Dass er nachdem er den halben Tag mit mir am Rhein verbracht hatte, noch fragte ob ich mit hoch kommen wollte, machte mich unglaublich glücklich. Er war einer der Menschen mit denen ich Jahre lang durchgehend etwas zusammen machen konnte und die mich trotzdem nicht nervten. Vor allem er nicht. Er war etwas Besonderes. Und meine Gefühle für ihn auch.
In seinem Zimmer angekommen klopfte direkt die Krankenschwester, um die Abendliche Routine durchzuführen. Ardian setzte sich aufs Bett und die Krankenschwester neben ihn. Sie maß nur kurz seine Blutwerte und legte ihm Augentropfen auf den Nachttisch, die er vor dem Schlafen gehen verwenden sollte. Damit verabschiedete sie sich auch schon wieder. Nun setzte ich mich neben ihn auf das Bett.
„Ich bin verdammt müde.", gähnte Ardian und lehnte sich gegen mich, seinen Kopf ließ er auf meine Schulter fallen. Ich strich im durch sein zerzaustes Haar. Er sah wirklich müde aus.
„Kannst du mir die Augentropfen geben?", fragte er, was ich natürlich auch tat. Er setzte sich wieder gerade hin und ich legte die Augentropfen in seine offene Hand. Er probierte die das kleine Plastikfläschen zu öffnen, aber schaffte es nicht. „Warte, ich mach das." Kurzerhand nahm die Tropfen an mich. Ich wusste nicht woran es lag, aber das Fläschchen ging ziemlich leicht zu öffnen. Ich musste schmunzeln. Ich kniete mich auf und widmete mich Ardian.
„Gut. Lehn den Kopf zurück.", sagte ich sanft, während ich seinen Kopf zwischen meine Hände nahm. Somit lehnte er seinen Kopf in den Nacken und ich beugte mich über ihn. Nun wo ich ihm so nah war, waren die Augentropfen eher Nebensache für mich. Sanft strich ich ihm über seine Wange, rauf zu seinem Ohr, wo ich die Lasche seines Mundschutzes löste. Ebenso auf der rechten Seite. Ich spürte wie er sich anspannte als ich mit meinem Finger über seine weichen Lippen fuhr. Ich hatte ihm genügend Zeit gegeben um sich zu wehren, was er nicht getan hatte. Langsam beugte ich mich runter. Ich konnte seinen heißen Atem auf meinen Lippen spüren. Sanft legte ich meine Lippen auf seine. Zaghaft bewegte er seine gegen meine und das Gefühl was er damit in mir auslöste war unbeschreiblich. Seine Lippen waren weicher als ich es mir je vorstellen konnte. Mit meiner Hand umfasste ich seine Taille und zog ihn enger an mich heran. Der Kuss wurde immer Gefühlsvoller, doch als ich mit meiner Zunge über seine Lippen fuhr löste er sich schlagartig und taumelte vom Bett. Mit dem Rücken stieß er gegen den Tisch und ließ sich auf den Boden fallen. Seine Hände hielt er vor sein Gesicht.
Was hatte er plötzlich? Ging ihm das alles zu schnell? Panik machte sich in mir breit.

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Hey!

Danke übrigens für jedes Review und Favo. :)

LG Laura
*und viele Grüße auch von der lieben Juli<3

Liebe macht blind ~TardyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt