Die Dämonen machten sich sichtbar

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Ich war nun also fast wieder zu Hause. Langsam stieg ich die vier Treppen zu unserer Haustür hoch. Ich griff in meine Jackentasche und holte meinen Schlüssel heraus. Er war schwarz. Meine Schwestern Janice und Caprice fanden es damals lustig ihn schwarz anzumalen. Vorsichtig öffnete ich die Tür. Spencer lief hinter mir her. Sofort schoss Janice die Treppe hinunter.
>>Boah ne, jetzt ist der Goth wieder hier. Was willst du hier noch?<<
>>Janice halt einfach dein kleines, vorlautes Mundwerk!<<
>>Alter, du kleiner Dreckskerl, verschwinde endlich!<<
Ich wurde aggressiv. Schrie sie an. Was sie sich erlaubte. Für wen sie sich hielt. Dann fiel sie mich an. Sprang mich an. Schlug um sich. Versuchte mich zu verletzen. Biss mir in den Oberarm. Ein schmerzvoller Schrei verließ mich. Ich stummte sie zur Seite. Rannte hoch in mein Zimmer. Gefolgt von Spencer. Schnell schloss ich die Tür. Verriegelte sie. Schnell zog ich meine Jacke aus. Mein Oberarm war blau angelaufen. Ich verstand nicht wieso sie mich anfiel. Was sollte das alles?
>>Mach sofort die Tür auf!<< Janice hämmerte hart gegen die Tür.
>>Du bist doch krank, Janice! Was soll der scheiß!<<
>>Lass mich rein!<<
>>Verschwinde!<<
Nach einer viertel Stunde hörte das gehämmere auf. Mein Herz klopfte so verdammt stark. Es fühlte sich so an, als ob ich es gleich auskotzen würde. Wie war das nochmals? Man versucht die seelischen Schmerzen mit körperlichen Schmerzen auszutauschen weil diese weniger verletzen. Sofort riss ich meine Schreibtischschublade auf, wühlte in ihr herum. Bis ich einen Spitzer fand. Zitternd versuchte ich ihn aufzuschrauben. Die Klinge zu entfernen. Und plötzlich hielt ich sie in meiner Hand. Das silberne Metall reflektierte das künstliche Licht meiner Deckenlampfe. Mein Atem viel schwer. Mein Herz wog Tonnen. Ich betrachtete das glänzende Stück noch eine Weile. Dann nahm ich es zwischen meinen Daumen und meinen Mittelfinger. Den Zeigefinger legte ich auf die obere Kante. Zitternd setzte ich an. Doch ich traute mich nicht. Ich konnte diesen Schritt nicht wagen. Entsetzt warf ich die Klinge aus meiner Hand. Verzweifelt versuchte ich zu realisieren was hier gerade geschah. Ich brach auf den Boden. Brach in Tränen aus. Ich weinte dicke Tränen. Beruhigen konnte ich mich gerade nicht. Zusätzlich tat mein kompletter Körper weh. Ich hatte immer noch seit Tagen das essen verweigert. Mittlerweile war ich schon leicht abgemagert. Meine Arme waren dünner und man sah mehr Knochen. Ich verstand nicht was hier los war. Was passierte. Wieso verhielt ich mich so? Ich griff nach meinem Handy. Versuchte verzweifelnd meinen Code zu entsperren, doch ich zitterte so sehr dass mir mein Handy aus der Hand viel. Mir stieg einfach alles über den Kopf. Noch einmal betrachtete ich meinen Arm. Mittlerweile hat sich der Biss in ein tiefes rot gefärbt. Es tat weh. Ich fiel hin. Lehnte mich an mein Bett. Und fing wieder an zu weinen. Ich wusste wirklich nicht was plötzlich mit mir los war. Auf einmal überkam mich alles. Als würde mich eine riesige Welle überrollen. Der Schmerz fraß mich von innen auf. Es fühlte sich an als ob jemand in meinen Brustkorb fasste und ihn langsam und qualvoll auseinanderbog. Gleichzeitig fühlte es sich an als ob zwei gigantische Hände mein Herz zerquetschten und zerreißten. Ich versuchte aufzustehen. Vergebens. Meine Knie waren weich und mit meinen Armen konnte ich mich auch nicht auf's Bett ziehen. Plötzlich bekam ich keine Luft mehr. Schockiert Griff ich um meinen Hals und drückte, in der Hoffnung, dass es sich besserte. Dass dieser Kloß in meinem Hals sich endlich löste. Ich schnappte nach Luft. Was war das? Was passierte hier? Meine Augen drehten sich nach innen. Schmerzen durchfuhren meinen kompletten Körper. Ich saß da wie gelähmt. Verdutzt starrte ich meine Hände an. Als wären sie irgendwelche Mordwarfen mit denen ich gerade meine komplette Familie umgebracht hatte.
>>Mach die Tür jetzt endlich auf!<<
Da war es wieder. Dieses bedrohende donnern an der Tür. Ich merkte wie mein Herz wieder anfing schneller zu schlagen. Es pochte mir den Hals hoch und verhinderte, dass ich atmen konnte. Ich drehte nun vollkommen am Rad. Langsam versuchte ich mich an meinem Bett hochzuziehen. Ich schwankte zur Tür, drehte den Schlüssel ruhig in die rechte Richtung. Sofort schlug Janice meine Tür auf. Doch erschrocken blieb sie vor mir stehen.
>>Du kranker Psychopath!<<
Dann rannte sie in ihr Zimmer. Ich verstand nicht ganz. Vorsichtig schloss ich die Tür. Betrachtete mich im Spiegel. Und ich glaubte zu verstehen wieso sie mich für verrückt hielt. Ich hatte eine riesige Platzwunde an meinem Kopf und hatte keinen blassen Schimmer woher sie kam. Schnell hastete ich in's Badezimmer und schnappte mir ein Handtuch, um die Blutung zu stoppen. Das Blut floss mir den Kopf hinunter bis über meine ganzen Hände. Es war auf der einen Seite abstoßend, auf der anderen Seite faszinierte es mich aber auch.
Mittlerweile regulierte sich mein Puls wieder. Ich fing an wieder klar denken zu können. Mir war das vorhin einfach alles viel zu viel. Nie hätte ich erwartet dass mich meine Schwester anfallen würde. Vor allem nicht so. Mir wurde schlecht. Ich saß in einer Pfütze meines eigenen Blutes. Es machte den Anschein als hatte ich eine Menge Blut verloren. Auch griff nach der Schachtel Zigaretten, die neben mir auf meinem Regal lag. Ich war der Meinung dass ich jetzt etwas Entspannung brauchte. Verängstigt kam nun auch Spencer wieder aus seinem Versteck angetappst. Er lief gebückt und er wirkte als ob ich ihm Angst machte. Dann legte er sich neben mich hin. Direkt in die Pfütze meines Blutes.
>>Es ist alles gut Spencer. Mir geht es gut. Ich bin immer noch ich.<< sagte ich mit einer zittrigen Stimme zu ihm während ich ihm vorsichtig über den Kopf strich. Seine Augen waren mit Trauer gefüllt. Ich realisierte nicht was los war. Dann warf ich mit meiner rechten Hand die Zigarette in mein Blut. Ein grässlicher Gestank stieg in meine Nase und brachte mich zum husten. War ich wirklich noch ich? Ich war mir dabei nicht mehr so sicher. Ich hatte mich in den letzten tagen stark verändert gehabt..

Psycho - Der Weg in die HölleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt