3. Von Alice, Sofafreunden und dem Buffalo

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Ob ich mit auf die #Schulabschlussparty will, haben sie gefragt. Es würde Spaß machen, haben sie gesagt. Gut, zugegeben, Spaß hatte es gemacht. Aber es war auch furchtbar anstrengend. Ungefähr so wie wenn eine Robbe versucht ein Eis zu essen. Obwohl, vielleicht ist das auch einfach für Robben, die können ja so unglaublich viel.  Das ganze Zeug mit dem auf der Nase balancieren und so. Aber mir fällt gerade kein besserer Vergleich ein...außer, dass das Eis die Robbe isst. Aber nein, das wäre Blödsinn. Wenn Eiscremes essen würden, wären sie sicher Vegetarier.

Es ist gerade sechs Uhr. Glaube ich zumindest, im Sonnenuhr lesen war ich noch nie recht gut gewesen. Außerdem fehlen mir einige für eine Sonnenuhr notwendige Dinge. Ein Stab zum Beispiel. Und die ganzen Linien und so. Ok, sagen wir's so, ich habe nur die gerade aufgehende Sonne, die blassblaue Strahlen in dieses Zimmer wirft.

Memo an mich selber: Sonnenuhrbauutensilien ergaunern.

Extra-Memo: Rausfinden wo ich bin, nachdem ich diesen Eintrag zu Ende verfasst habe.

Also, ursprünglich wollte ich ja die letzten Stunden festhalten, bevor die ganzen wilden Erinnerungen durch die Löcher im Sieb meines Gehirns verschwinden. Aber ich glaube, davor kipp ich mir lieber noch ne Flasche Wasser rein. So für die Sicherheit. Sophie hatte gemeint das wäre wichtig.  Und Sophie hat eigentlich fast immer recht. Aber dafür muss ich erstmal eine Flasche finden...

***

So. Heute ist morgen. Versteht man das? Ja, ich glaube man versteht das. Scheinbar habe ich es gestern nicht mehr geschafft meinen Tagebucheintrag fertigzustellen. Ich frage mich sowieso, wieso ich das Buch überhaupt dabei gehabt hatte. Jedenfalls werde ich jetzt einfach da weitermachen wo ich gestern aufgehört habe und die Party Revue passieren lassen.

Memo 3: Ich sollte damit aufhören, immer alles anzukündigen.

Memo 4: Das mit den Memos gestern Abend war ne gute Idee, damit könnte ich vielleicht etwas organisierter werden.

***

Scheinbar hatte ich an meinem ersten Schultag bei meinen Mitschülern einen guten Eindruck hinterlassen. Weswegen sonst hatten sie mich zu dieser Feier eingeladen, die bei einer gewissen Alice stattfinden sollte. Den anderen zufolge wohnte sie in einer riesigen Villa und ihre Eltern waren so gut wie nie da. Ich war zwar zuerst sehr unsicher ob ich wirklich hingehen sollte, aber Sophie meinte, ich sollte diesen ganzen seltsamen Menschen eine Chance geben. Also war ich hingegangen. Schrecklich aufgeregt. Vor allem nachdem sich meine Schwester wegen der Bob-Bobson-Sache ein Wochenende Hausarrest eingehandelt hatte und ich sie somit nicht mitnehmen konnte.

Als ich dann schließlich vor Alices wirklich voluminöser Villa-Tür stand, klingelte ich, wartete eine Sekunde, dann drehte ich mich um und ging wieder. Ich hatte alles versucht. Ohne Sophie auf eine Feier zu gehen sollte dann wohl eben doch nicht sein.

»Hey!«

Ich erstarrte und zog eine verärgerte Miene. Langsam drehte ich mich um. Das Mädchen, das in der Tür stand und mir lächelnd zuwinkte, war schön. Aber nicht so foto-film-schön. Es war mehr ein erdbeeren-mit-schokoüberzug-schön. Ein lachend-im-warmen-sommerregen-tanzen-schön. Ein...nein ich glaube, man kann sich vorstellen was ich meine.

»Komm doch rein, Ben. Oder soll ich lieber Bob sagen?«

Sie grinste ein zuckersüßes Karamellgrinsen. Und ich lächelte unwillkürlich zurück.

»Du darfst mich sogar Ben nennen. So wie du es sagst, klingt es irgendwie nach Spaß«

Sie lachte und streckte mir die Hand hin.

»Alice. Willkommen auf meiner kleinen Party. Du bist spät, die anderen sind schon alle da«

Das stimmte, ich war absichtlich unabsichtlich in falsche Busse gestiegen, weil ich mir nicht sicher gewesen war, ob ich wirklich hingehen sollte. Inzwischen müsste es schon fast elf sein.

KaramellgedankenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt