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"Was hab ich falsch gemacht?" Mika guckt mich mit einem intensiven Blick an. Was hat er falsch gemacht?
was? was? Ich kann nicht klar denken wenn er mich so anschaut. Mein Gehirn lässt nur seine Worte schallen. Wie im Traum. Wie bei meinem früheren Dad. Ich darf nicht dran denken. Sonst zerbrech ich wieder. & wieder & wieder. "Cara?" Mika guckt mich besorgt an & kommt näher.
"Früher. War alles anders" brachte ich raus. "Früher? Was war früher?" er kann es einfach nicht lassen.
Unter meiner Haut fängt das Blut an zu kratzen. Zu Brodeln. Er regt mich auf. Warum will er das verdammt wissen? Es ist nicht sein Leben.
"Es war..! Es war einfach nicht so wie hier! Jede verdammte Scheiß Familie war anders als hier !!!" Inzwischen bin ich aufgestanden & um meine Wut zu verdeutlichen wedel ich beim letzten Wort wild umher. "Hey..Hey!" versucht er mich jetzt ehrlich runter zu bringen? Ich entziehe mich seinen Armen ruckartig & schreie ihn an : " Lass mich verdammt! Du weißt doch nicht mal wer ich bin!!" Beim letzten Satz geife ich ihn unter Tränen an & flüchte die Treppen hoch zu meinem Zimmer.

Meinem 15ten.

Er weiß verdammt nicht welches Wrack er versucht zu zähmen.
Ich sitze in meinem Bett & weine.weine.weine.weine.
Versuche damit den Schmerz von meiner Brust zu nehmen. Versuche mir vorzustellen, wie mein Leben verlaufen wäre wenn meine Eltern mich angenommen hätten.
Diese Frage stelle ich mir schon seit ich denken kann. Was wäre dann aus mir geworden? Wäre ich wie die anderen Mädchen mit einem Lächeln auf den Lippen von der Schule gekommen? Hätten meine Eltern mich an der Haustür schon sehnsüchtig erwartet & umarmt wenn ich angekommen wäre? Hätte ich meinen drei Freunden gewunken eh ich ins Haus gegangen wäre? Hätte ich mir gedacht das das Leben toll ist?

Es klopft an der Tür und er fragt zaghaft "Kann ich rein kommen?"

Ich nicke. Dann merke ich das er es nicht sehen kann & sage leise: "Ja"

"Es tut mir Leid. Ich.. kann mir das einfach nicht vorstellen. Es tut mir wirklich leid." entschuldigt sich Mika & setzt sich dabei neben mich aufs Bett. "Schon gut" antwortete ich & wischte mir über die Nase.
Ich muss schlimm aussehen nach meinem Heulkrampf.
Dann passiert etwas unerwartetes.

Er.. nimmt mich in die Arme.

Schnell entzieh ich mich seiner Umarmung. "Mir tut es leid. Ich.. muss damit leben das ich anders bin."

"Du bist nicht anderster als ich" konterte er.

"Doch das bin ich" wiedersprach ich ihm lachend. Ich musste über seine Antwort lachen. Ein gepresstes trauriges Lachen.

"Nein, wir sind beide gleich. Wir hatten nur unterschiedliche Lebensumstände." antwortete er.

Andere Lebensumstände. Ja so könnte man es auch nennen.

"Müssen wir nicht in die Schule?" frage ich ihn.
"Mh.. ja eigentlich schon.." antwortete er.
"Na dann zeig mir meine neue Schule" ich zöger leicht, dann geb ich ein minimales Lächeln von mir.
Er guckte mich lächelnd an & sagte:

"Komm mit."

Verfolgt von dirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt